Bei Interview Mord
spannend! Wenn ich an meinen Krimis arbeite, dann bin ich auch manchmal so lange beschäftigt und vergesse alles andere.«
»Du bist einfach klasse. Wie kann ich das nur wieder gutmachen?«
»Da fällt mir schon was ein.«
»Brich die Beobachtung ab«, sagte ich. »Sie hat jetzt keinen Sinn mehr.«
»Gut. Aber sag mir doch jetzt bitte mal: Was hast du in der Zwischenzeit gemacht? Hast du was Neues rausgekriegt?«
»Das erzähl ich dir zu Hause. Bei einer schönen Pizza. Die ich natürlich ausgebe. Was hältst du davon?«
»Bin schon unterwegs.«
Ich legte auf und verließ die Telefonzelle. Mein Magen knurrte, aber ich konnte noch nicht nach Odenthal fahren. Ich musste endlich Jutta anrufen. Ich musste ihr erklären, was passiert war.
»Ahrens.«
»Jutta, ich bin's.«
»Ach, dass sich der Herr auch mal meldet.« Ätzender Spott.
»Hör mal, ich habe eine Menge Ärger am Hals…«
»Allerdings.«
»Nein, nicht was du meinst. Jutta, ich hatte ganz klare Indizien, dass der Mörder noch während des Interviews gefasst wird.«
»So klar waren sie ja offenbar nicht, oder?«
»Ich war den ganzen Abend bei der Polizei. Piet van Straelen hat einen Haufen Designerdrogen in meinem Auto versteckt.«
Eine Sekunde gab es in der Leitung eine Pause. Dann lachte Jutta gequält auf. »Und die Polizei hat sie gefunden? Ich lach mich kaputt.«
»Jutta, das ist nicht lustig. Zum Glück haben sie mir das Auto gelassen. Jetzt kann ich wenigstens weiter meinem Job nachgehen.«
»Welchem Job? Den Job kannst du vergessen! Radio Berg hat mich gefeuert, und jetzt feuere ich dich! Eigentlich sollte ich die Vorauszahlung zurückverlangen bei all der Scheiße, die du gebaut hast.«
»Aber Jutta -«
»Ach, lass mich doch in Ruhe.«
Ein dumpfes Geräusch ertönte, dann tutete es in der Leitung.
Als ich auf den stillen Platz hinaustrat, fühlte ich mich wie ein geprügelter Hund. Ich lehnte mich an die Mauer der alten Villa, die genau gegenüber dem Rathaus stand, und nahm die Stelle ins Visier, an der Landini umgekommen war.
Das Motorrad war doch samt Nummernschild in die Schreibersheide verkauft worden! Ich war so nahe dran gewesen! Aber Jutta hatte mich entlassen. Ich kehrte zu meinem Wagen zurück und fuhr die Rampe hinauf, wo es auf die Hauptstraße ging. Am nächtlichen, neonbeleuchteten Bahnhof lungerten ein paar junge Leute herum, eine S-Bahn stand zur Abfahrt bereit. Ich hielt mich rechts, passierte die schmale Straße vor dem Rathaus und kam dann endlich auf die Odenthaler.
Es herrschte wenig Verkehr, und nach gut zehn Minuten erreichte ich den Wanderparkplatz. Nichts wies mehr auf das Fiasko hin, das ich heute dort erlebt hatte.
Hinter mir kam ein zweiter Wagen heran. Ich war so in Gedanken, dass ich kaum reagierte. Erst als der Fahrer ausstieg und mich lautstark mit »Schrott, alter Junge« begrüßte, gingen bei mir die Alarmglocken an. Doch es war zu spät.
Es war Piet in Begleitung seines Sklaven. Sie hatten an dem Mercedes die Scheinwerfer angelassen. Der Parkplatz war in blendendes Licht getaucht. »Wie schön, dass ich dich endlich finde.« Piet versuchte einen auf netten Gangster zu machen, aber es gelang ihm nicht. Er stand vor den Scheinwerfern und wirkte wie ein schwarzer Schatten. »Machen wir's kurz«, sagte er, während sein Wasserträger meine Taschen durchsuchte. »Du hast etwas, das mir gehört«, sagte er. Der Sklave fand meinen Schlüssel und ging weg. Ich hörte, wie hinter mir der Kofferraum des Golfs aufging. »Wir werden es jetzt mitnehmen, und dann kannst du deine Schrottkarre behalten.«
»Hier ist nichts«, kam es von hinten.
»Was soll das heißen, hier ist nichts?«, schrie Piet.
»Alles weg«, übersetzte ich.
Der schwarze Schatten, der Piet war, verharrte einen Moment. »Wo ist das Paket?«
Ich hatte noch eine Chance. Ich konnte freundlich zu Piet sein und ihm sagen, was passiert war. Sollte er doch in sein holländisches Flachland flüchten, bis hier Gras über die Sache gewachsen war.
»Ich hab nicht gewusst, dass das Zeug da drin war«, sagte ich. »Die Bullen haben den Wagen durchsucht.«
Plötzlich wurde der Schatten riesengroß, und ohne Vorwarnung donnerte mir Piet die Faust ins Gesicht. Das Licht der Scheinwerfer wurde explosionsartig heller und sank dann in roter Färbung wieder in sich zusammen.
Piets Gehilfe fing mich auf und hielt mich eisern in Position.
»Die Bullen?«, schrie Piet. »Die Bullen haben es?«
»Ja«, stöhnte ich. »Und sie wissen auch, dass du
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