Bei Interview Mord
Diehl gesagt hat. Jetzt weißt du wenigstens, dass der Kessel hier ist. Ich glaube kaum, dass du ihn vermisst hast.«
Ich starrte den Topf eine Weile an, und fragte mich, ob Jutta mich verschaukelte. Ich dachte an meine Eltern und versuchte mir unsere alte Küche vorzustellen, aber es gelang mir nicht.
Der Gedanke an meine Eltern brachte mich wieder auf den Unfall, das Motorrad. Ich dachte an Winfried Kurz und dass ich ja noch eine Überraschung für Jutta hatte.
Wir bestellten beide den Schänkenspieß mit gebackener Kartoffel, Kräuter-Sauerrahm und Salat. Dazu legte ich kurzfristig meine Kölschvorliebe ab und bestellte ein Schwelmer Ur-Pils. Nach zwei Minuten stellte die freundliche Bedienung geröstetes Brot und einen Schmalztopf auf den Tisch. Das Paradies war heute in Schwelm.
»Also, wie ist es nun weitergegangen?«, fragte Jutta, auf einem Schmalzbrot kauend.
Ich tastete mich in meinem Bericht weiter vor und baute einen kleinen Höhepunkt auf, bevor ich kundtat, an wen Kurz das Motorrad nebst Nummernschild verkauft hatte.
»Nun sag schon«, rief Jutta. »An die Mutter? Oder Heike?«
»An Herrn Kley-Knöter, den Ehemann der Schriftstellerin aus der Schreibersheide.«
»Nein!« Jutta hörte auf zu kauen und ließ sich in ihrem Stuhl nach hinten fallen. Die Überraschung war gelungen.
»Doch. Und jetzt kommt es nur noch darauf an, dass man sich mal in dem Haus umsieht. Und weitere Beweise findet.«
Ich ließ die Informationen sacken. Dann sagte sie: »Glaubst du, die haben das Motorrad im Wohnzimmer stehen, oder was?«
»Nein. Aber vielleicht gibt es ja einen anderen Hinweis. Irgendwas.«
»Also wenn die Spur wirklich in das Nachbarhaus von Landini führt…«
»Tut sie.«
»… dann käme als Mörder nur der Mann dieser Schriftstellerin in Betracht. Das Motiv wäre dann Eifersucht.«
»Möglich. Allerdings unrealistisch. Man bringt ja einen Nebenbuhler nur um, wenn man sich der Frau auch sicher ist.«
»Vielleicht ist es ja so? Und die kleine Heike hat was mit dem Mann. Und sie macht dir was vor.«
»Man müsste rauskriegen, ob Kley-Knöter ein Alibi hat. Aber man muss auch auf jeden Fall das Haus angucken. Und mit den Kley-Knöters reden.«
Das Essen kam, und wir waren erst mal damit beschäftigt, uns den kulinarischen Herrlichkeiten zu widmen.
»Du könntest dich als Journalist ausgeben«, sagte Jutta nachdenklich.
»Wozu? Wo wir doch eine hier am Tisch sitzen haben?« Ich schnitt ein Stück Fleisch ab und tunkte es in den Sauerrahm. Ich nahm es in den Mund, nippte an meinem Bier und ließ alles zusammen wirken.
»Hm…«, machte Jutta und dachte so intensiv und lange nach, dass sie sogar das Essen vergaß.
»Die Frau ist Schriftstellerin«, sagte ich so dahin. »Vielleicht wäre die ja was für ein Interview. Dein nächstes. Und dafür müsste man eh mit ihr reden…«
Jutta stockte immer noch. Ich legte etwas nach: »Und stell dir mal die Sensation vor, wenn sich herausstellt, dass ihr Mann der Täter ist. Und du hast kurz vorher ein Interview mit ihr gemacht. Das wäre doch der Hammer, oder?«
In Jutta kehrte das Leben zurück. Sie warf ihre Serviette auf den Tisch und kramte hektisch in ihrer Handtasche.
»Was ist denn jetzt los?«
»Ich muss telefonieren. Bin gleich wieder da.«
Sie holte ihr Handy hervor, stand auf und ging mit schnellen Schritten zwischen den Tischen hindurch. Herr Diehl machte ein erschrockenes Gesicht, doch Jutta zeigte ihm im Vorbeigehen das Telefon. Er verstand und lächelte.
Ich aß gemütlich weiter und sah mich dabei um. Mein Blick fiel auf einen Stapel Zeitschriften, der auf einem gesonderten Tischchen an der Wand lag. Ich schlug ein Heft auf und erwartete so etwas wie aus dem Lesezirkel beim Zahnarzt. Weit gefehlt!
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Ich blätterte weiter. Man trägt Trevira. Wieder ein paar Seiten weiter gab es großformatige Fotos von Frauen. Ein Modeteil. Es ging aber nicht um Cocktailkleider oder High Heels. Flotte Schürzen für Haus und Garten, las ich. Schürzen für die Hausfrau aus Liebe. Dann ein anderer Artikel: Lohnt sich für Frauen das Abitur?
Ich sah mir die Titelseite an. Die Zeitschrift hieß Constance, war von 1963 und hatte mal sechzig Pfennig gekostet.
Jutta, die das Abitur besaß und die ich noch nie in einer Schürze gesehen hatte, kam zurück. »Claudia ist einverstanden«, sagte sie, als sie sich wieder hinsetzte. »Sie ist daran interessiert, möglichst schnell ein
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