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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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während seine Frau durch das Zimmer strich.
    Ich kniff die Augen zusammen und peilte die Hütte an, die als dunkler Kasten auf der grauen Rasenfläche zu erkennen war. Vorsichtig kletterte ich über den Zaun. Während ich mich dem Häuschen näherte, beobachtete ich, was im Haus geschah.
    Miriam Kley-Knöter lief weiter herum. Dann ging sie weg und blieb verschwunden.
    Ich bewältigte die letzten Meter im Sprint. Die Tür an der Hütte war immer noch offen. Ich schlüpfte hinein.
    An meinem Schlüsselbund hatte ich einen kleinen Diodenstrahler, der sehr gute Dienste als behelfsmäßige Taschenlampe leistete. Ich drückte den Knopf, und eiskaltes, bläuliches Licht traf auf die Unordnung, auf die ich heute Vormittag schon einen Blick geworfen hatte.
    Ganz vorn drängten sich zusammengeklappte Holzstühle und ein Sonnenschirm nebst Betonfuß. Daneben ein paar gestapelte Getränkekisten. Einige Flaschen fehlten, die anderen waren leer.
    Ich achtete darauf, dass der Strahl meiner Lampe nicht das kleine Fenster streifte, und ließ den kleinen Lichtkegel über jede Menge Krimskrams, der sich weiter hinten bis zur Decke schichtete, streichen. Zwei gelblich verfärbte, ehemals weiße Regale waren zusammengestellt, daneben lehnte hochkant ein Lattenrost mit Matratze. Es sah aus, als hätten die Kley-Knöters vor nicht allzu langer Zeit eine Wohnung aufgelöst. Kartons waren an der Wand gestapelt. Ich stapfte nach hinten durch, öffnete einen Deckel. Zerlesene Bücher.
    Von einem Motorrad keine Spur.
    Ich wollte gerade zur Eingangstür zurückkehren, da hörte ich ein Geräusch. Ein schleifendes Rollen.
    So hörte es sich an, wenn man eine Terrassentür zur Seite schob. Ich drückte auf den Knopf meiner kleinen Lampe und stand schlagartig im Dunkeln. Starr und lauschend.
    Wollten die Kley-Knöters vielleicht nur ihr Wohnzimmer lüften? Oder hatten sie vor, in den Garten zu gehen?
    Schritte näherten sich. Ein leises Rupp-Rupp-Rupp…
    Jemand ging über den Rasen.
    Ich duckte mich und suchte einigermaßen Deckung hinter dem Gerümpel.
    Kaum hatte ich mich ganz klein gemacht, wurde die Tür aufgerissen, und eine Lampe sprang flackernd an. Es wurde blendend hell.
    Ich spähte an den Regalen vorbei, hinter die ich mich gequetscht hatte, und sah den Kopf von Kley-Knöter, der gerade mit Karacho ein paar Flaschen in die Getränkekisten verteilte. Dann stellte er sich hin und schien etwas zu betrachten. Ich zog meinen Kopf von der schmalen Schneise weg. Aus Erfahrung wusste ich, dass es keinen Zweck hatte, in einer solchen Situation den Atem anzuhalten. Man musste ganz langsam und gleichmäßig Luft holen. Dabei den Mund möglichst weit aufreißen, um viel Sauerstoff mit wenig Bewegung zu atmen. Langsam und bedächtig, ganz ruhig…
    Er ging nicht weg, sondern blieb wie angewurzelt stehen. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Totenstille herrschte in der Hütte.
    Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und wagte, wieder nach vorn zu spähen.
    Und da sah ich, dass Kley-Knöter etwas in der Hand hielt. Etwas, das ich bei der Untersuchung mit dem kleinen Lämpchen übersehen haben musste. Wahrscheinlich hatte es irgendwo im Schatten gelegen.
    Es war ein Nummernschild. Fast rechteckig. So eins, wie man es für Motorräder verwendet.
    Kley-Knöter bemerkte mich nicht, sondern starrte erschrocken auf das Metallteil. Dann schien er sich zu fassen, blieb aber immer noch stehen und drehte das Ding herum, als hätte er Zweifel, dass es echt war.
    Ich bekam mehrmals die Vorderseite zu Gesicht. Mir war das Kennzeichen bekannt. Es war dasselbe, das auf dem Motorrad des Mörders zu sehen gewesen war.
    Was sollte ich tun? Aus meinem Versteck kommen und rufen: »Das Spiel ist aus, Herr Kley-Knöter!«?
    Ehe ich eine Entscheidung treffen konnte, murmelte er etwas und ging, das Schild in der Hand, nach draußen. Er drückte auf den Lichtschalter, und ich stand wieder im Finsteren. Draußen entfernten sich seine Schritte rasch.
    Ich blieb noch eine Weile in der Hütte und wartete, bis die Terrassentür wieder geschlossen wurde.
    Dann schlich ich mich durch die Nacht davon.

Interview
    Jutta spazierte im Sonnenschein langsam den sorgfältig geharkten Weg entlang. Auf der einen Seite wuchs leuchtend grüner Rasen, auf der anderen lag ein kleiner Teich, auf dem ein Schwan bedächtig über das grüne Wasser zog. Hohe Bäume blickten wie riesige Wächter auf den Park des alten Schlosses herab, das auf einer kleinen Anhöhe im Hintergrund zu sehen war. Neben

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