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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Pfeil?«, fragte ich. »Ich habe ihn auf dem Video gesehen. Er war schwarz, und hinten hatte er so was wie rote Federn.«
    »Das sind keine Federn, sondern Plastikplättchen zur Stabilisierung. Sie sehen aber wie Federn aus. Man nennt das Leitwerk. Einen Moment. Ich muss die Armbrust erst wieder einpacken.«
    »Wer kauft denn so was eigentlich?«, fragte ich. »Was machen die Leute mit Armbrüsten?«
    »Wie ich Ihnen schon am Telefon sagte: Das ist hauptsächlich ein Sportgerät. Wie beim Bogenschießen. Man schießt auf große runde Zielscheiben oder auf Kartons. Die Pfeile sind gerade spitz genug, dass sie das Papier durchschlagen und ein schönes rundes Loch machen und man die Punktzahl ablesen kann. Aber damit wird Ihr unbekannter Schütze nicht gearbeitet haben. Eher mit so was hier.«
    Kostka suchte wieder in seinen Kartons herum und hielt einen Pfeil in der Hand. Er bestand aus einem schwarzen, matten Material. Ich schätzte seine Länge auf einen halben Meter.
    »Das ist ein Carbonpfeil, siebenundvierzig Zentimeter lang. Das Modell heißt ›Black Hawk‹ . Damit können Sie schon einen Mord begehen, wenn Sie das hier vorn auf den Pfeil schrauben.«
    Wieder ein Griff in eine Schachtel, und auf Kostkas flacher Hand lag etwas Dreieckiges aus Metall. »Das ist eine Jagdspitze.«
    Ich befühlte das Ding vorsichtig. Die Kanten waren rasiermesserscharf.
    »Damit wird doch wahrscheinlich richtig gejagt«, sagte ich nachdenklich. »Warum sollte jemand so was sonst kaufen?«
    »Das Jagen mit der Armbrust ist in Deutschland verboten«, klärte Kostka mich auf. »In Polen und Spanien ist es aber erlaubt.«
    »Das heißt, wenn die Armbrust, der Pfeil und die Pfeilspitze nicht extra für den Mord gekauft wurden, hat der Schütze ein Faible für die Armbrustjagd?«
    »So sieht's wahrscheinlich aus. Oder er ist ein Fan des so genannten 3-D-Schießens. Das gibt's auch bei uns.«
    »Was ist das denn?«
    »So eine Art Jagdsimulation. Man geht in ein freies Naturgebiet und verteilt dort hinter Büschen und Bäumen Tiere aus Spezialschaum. Der Schütze wandert dann langsam mit seiner Armbrust über das Gelände und hält nach den Tieren Ausschau. Sobald er eins sieht, schießt er.«
    »Gummitiere?«
    »Ja. Der Reiz liegt vor allem darin, dass man die Entfernung nur schätzen kann. Und das wirkt sich natürlich auf die Treffergenauigkeit aus. Ich habe die 3-D-Tiere manchmal im Angebot. Im Moment leider nicht. Ich kann Ihnen aber einen Katalog zeigen.«
    Kostka holte eine Mappe vom Beifahrersitz, schlug sie auf und suchte die richtige Stelle. Ich betrachtete die Seiten: Ein kleiner Plastikdachs, der sich gerade auf einem Stein aufrichtete, kostete hundertvierzig Euro, ein Hase immerhin neunundachtzig fünfzig »Die Tiere sind in Originalgröße«, erklärte Kostka.
    Ich sah noch eine Eule, einen Biber und sogar einen Bären. Ich schüttelte den Kopf und gab Kostka die Mappe zurück.
    »Findet dieses 3-D-Schießen auch hier im Bergischen statt?«
    »Mit Sicherheit. Das sind aber Privatveranstaltungen, auf Privatgelände. Das kriegen Sie gar nicht mit.«
    »Unter Ihren Kunden ist nicht zufällig jemand, der Kley-Knöter heißt?«
    »Kley-Knöter?«, wiederholte er. »Kommt mir nicht bekannt vor. Das kann ich aber überprüfen, wenn Sie wollen.«
    »Das wäre nett. Kley mit Ypsilon. Vielleicht auch nur Knöter oder Kley.«
    Ich sah, wie Kostka im Wagen einen Laptop aufklappte, ihn hochfuhr und eine Weile auf dem Touchpad zugange war. Er schüttelte den Kopf und kam zurück. »Kein Kley-Knöter. Und es gibt auch keinen Eintrag der Einzelnamen.«
    »Kann ich die Jagdspitze noch mal sehen?«
    »Klar. Ich kann Ihnen da auch noch was zeigen. Schauen Sie mal. Wenn man auf größere Entfernungen richtig treffen will, dann benutzt man das hier.«
    Kostka steckte auf die Spitze einen Schaumstoffball von höchstens einem Zentimeter Durchmesser. Er sah aus wie ein Schutz, damit man sich nicht verletzte.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Das ist ein so genannter Flugstabilisator. Damit haben Sie eine bessere Aerodynamik. Bei starkem Wind zum Beispiel. Das Zeug ist ganz leicht und wird einfach zerschnitten, wenn die Klinge auf ihr Ziel trifft.«
    Ich nickte. Ich hatte schon vermutet, dass die Armbrustschützen professionell zu Werke gingen, aber dass das alles mit einer solchen Akribie ablief, verwunderte mich doch.
    »Kann ich Ihnen noch irgendwie helfen?«, fragte Kostka.
    Ich schüttelte nachdenklich den Kopf.
    »Dann mache ich mich mal auf

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