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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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jedem, und zwar absolut jedem gegenüber Stillschweigen zu wahren, der sich nach meinem Aufenthaltsort erkundigte. Jutta fand Piets Interesse an meinem Wagen genauso rätselhaft wie ich. Aber sie war ebenfalls der Meinung, dass diese Sache aufgeschoben werden musste.
    Jutta versprach mir hoch und heilig, mir Piet vom Hals zu halten, auch wenn er persönlich bei ihr aufkreuzen sollte.
    Als ich auf dem kleinen Parkplatz vor der Einfahrt zum Schloss ankam, sah ich mich trotzdem unwillkürlich nach einem blauen Mercedes-Cabrio um. Aber da waren nur ein paar Limousinen und mittendrin Juttas Motorrad. Edle Fahrzeuge. Man spürte förmlich, wie sie darauf drängten, dass ich sie endlich von der Gegenwart des alten Golfs befreite.
    Kürten war zum Glück zu Hause.
    »Ach Sie«, sagte er und sah mich mit einem Blick an, der zwischen Trauer und Enttäuschung wankte. »Dass Sie hier überhaupt noch mal herkommen.« Er ging in seine Wohnung zurück, ließ aber die Tür offen. Ich verstand das als Aufforderung, hereinzukommen.
    »Na?«, fragte ich optimistisch. »Hat sich unsere Finanzabteilung schon mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«
    »Nee«, brummte Kürten und ließ sich in den Stuhl vor seinem Computer fallen.
    »Komisch«, fuhr ich fort. »Ich habe einen detaillierten Bericht über Ihr Video geschrieben und ihn gleich weitergegeben. Und jetzt kriege ich plötzlich einen Anruf, dass ich mich noch mal bei Ihnen melden soll.«
    Er sah mich überrascht an. »Ehrlich? Und warum?«
    Ich legte etwas Enttäuschung in meine Stimme. »Ach, ich sehe schon. Sie haben das Video bereits verkauft. Pictures International ist zu spät gekommen.« Ich tat so, als ob ich mich ärgerte. »Diese Heinis in der Zentrale sind aber auch zu blöd. Es kann doch heutzutage nicht so schwer sein, einen Mann zurückzurufen und ihm auf den Anrufbeantworter zu sprechen. Tut mir Leid, dass ich Sie noch mal gestört habe, Herr Kürten. Auf Wiedersehen.« Ich ging hinaus.
    »Ich habe gar keinen Anrufbeantworter!«, kam es aus dem Arbeitszimmer, als ich schon fast auf dem Flur war. »Bleiben Sie doch. Da hat man schon mal einen echten Mord aufgenommen, und keiner will das Band haben.«
    Du Blödmann, tobte es in mir. Du bist engagiert worden, um eine Hochzeit zu filmen, und ich bin sicher, dass du dein Geld dafür kriegen wirst, sobald sich die Braut, deren Bräutigam brutal ermordet wurde, wieder um so was wie Bankgeschäfte kümmern wird. Und du willst hier mit so grausamen Bildern hintenrum eine Schacherei anfangen.
    »Zeigen Sie mir das Video noch mal«, sagte ich so freundlich wie möglich.
    Kürten richtete den Computer ein, und es ging wieder von vorn los. Bei den Außenaufnahmen achtete ich diesmal auf das Publikum. Kürten hatte fast alle drauf, als er den großen Rundumschwenk machte.
    »Stopp«, sagte ich. »Das will ich noch mal genauer haben.«
    »Warum?«, fragte Kürten. »Da passiert doch auf der Treppe noch gar nichts.«
    »Tun Sie's einfach.«
    Er gehorchte.
    »Langsam«, sagte ich.
    Da! Eine Frau hatte den Videofilmer bemerkt und sah sich um. Miriam Kley-Knöter. Eindeutig. Ihr Mann dagegen war nicht zu sehen.
    »Setzen Sie den Schwenk bitte fort.«
    Ich sah genau hin. Kein Kley-Knöter kam ins Bild. Nur Unbekannte.
    »Wann kommt der Motorradfahrer?«, fragte ich.
    »Hier«, sagte Kürten und klickte wieder mit der Maus.
    Ja, da war sie, die schwarze Gestalt. Eigentlich nur ein Schatten. Der Rucksack auf dem Rücken war mir letztes Mal schon aufgefallen. Doch jetzt erkannte ich noch etwas anderes. Etwas Längliches ragte heraus. Die Armbrust. Zusammengeklappt wie bei dem Modell, das mir Kostka gezeigt hatte.
    War das Kley-Knöter? Die Gestalt sah etwas zu dick aus. Kley- Knöter war eher hager. Aber ich konnte mich auch irren. Das Motorrad stand aus dieser Perspektive genau vor einer dunklen Fläche - dem runden Eingang des Brauhauses »Am Bock«, das sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand. Die Silhouette war undeutlich.
    Ich versprach dem gierig dreinblickenden Kürten, dass er bald schon einen Anruf von Pictures International erhalten würde - verbunden mit einem tollen finanziellen Angebot.
    Dann ging ich. Der Typ konnte mich mal.
    Im Bahnhofskiosk kaufte ich Zigarettennachschub. Frankowsky erkannte mich gleich wieder, und es war so nett hier, dass ich mich dazu hinreißen ließ, noch einen Kaffee zu trinken. Ich setzte mich mit meiner Tasse auf die Bank vor dem Häuschen in die Sonne. Als der Kaffeebecher leer war, sah ich

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