Bei Interview Mord
den Weg. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
Ich bedankte mich, wünschte eine gute Fahrt und sah zu, wie Kostka in den grünen Volvo stieg.
Ich blieb noch eine Weile stehen und beobachtete den Verkehr. Eigentlich hätte ich Kostka bitten müssen, mir seine Kundenkartei zur Verfügung zu stellen. Und nicht nur das. Ich müsste mich auch um seine Kollegen hier in der Gegend kümmern. Jeder einzelne Kunde konnte eine Spur sein! Eine äußerst langwierige Angelegenheit. Ich nahm an, dass die Polizei momentan damit beschäftigt war.
Ich wollte mich gerade von dem Ausblick auf die A 1 lösen, da war mir, als hätte ich unten im Fahrzeugstrom etwas Bekanntes gesehen. Ich sah noch einmal hin. Richtig: ein blaues Mercedes-Cabrio. Ich kniff die Augen zusammen, um zu erkennen, wer am Steuer saß, doch dann wurde das Auto von Bäumen verdeckt. Der Mercedes war an der Tankstelle von der Autobahn abgebogen und auf dem Weg herauf, so viel stand fest.
Sah ich Gespenster?
Ich rannte die paar Meter zu meinem Golf und startete den Wagen. Ich erreichte gerade die Stelle, wo ich mich entscheiden musste, in welche Richtung ich der Autobahn folgen wollte - Richtung Köln oder die Gegenrichtung -, als mir auf der anderen Spur Piet entgegenkam. Neben ihm saß sein Werkstattsklave.
Ich trat das Gaspedal durch. Richtung Köln war eine weitere Kurve zu umrunden. Im Rückspiegel war kein Verfolger zu sehen. Offenbar hatte Piet keine Gelegenheit zum Wenden. Und das war meine Chance. War er erst mal hinter mir, hatte ich verloren. Gegen seinen Sportwagen war mein Golf ein schlechter Scherz.
Kurz bevor ich an der Tankstelle vorbeikam, teilte sich die Straße erneut. Hier konnte man die Autobahn verlassen und kam dann wahrscheinlich auf eine Landstraße.
Ich raste der Abzweigung entgegen, und meine Gedanken überschlugen sich.
Wie sollte ich mich entscheiden? Autobahn hieß, mich auf ein Rennen einzulassen, das ich garantiert verlor. Landstraße hieß, unter Umständen irgendwo festzusitzen und nicht weiterzukönnen. Zum Beispiel an einer Ampel. Dafür gab es mehr Ausweichmöglichkeiten. Allerdings in einer Gegend, in der ich mich nicht auskannte. Wo würde mich Piet weniger vermuten?
Ich entschied mich für die Autobahn. Ich beschleunigte schon an der Tankstelle, so weit es ging, und ignorierte auf der A 1 die 100er- Beschränkung. Immer wieder sah ich nervös in den Rückspiegel. Jeden Moment rechnete ich damit, dass das blaue Cabrio hinter mir auftauchte.
Aber ich blieb unbehelligt.
In Wermelskirchen fuhr ich ab und schlug mich auf Nebenwegen nach Odenthal durch. Immer wieder kontrollierte ich, was hinter mir war. Kein Piet in Sicht.
Ich versuchte mir einen Reim auf die ganze Sache zu machen. Um meinen alten Golf konnte es nicht wirklich gehen. Und dass er einen solchen Aufwand betrieb, um mir irgendwelche Zinsen abzunehmen, konnte ich mir nicht vorstellen. Es war außerdem nicht nur rätselhaft, was Piet eigentlich von mir wollte. Jetzt musste ich mich auch noch fragen, woher er von meinem Treffen mit Kostka wusste. Hatte Jutta ihm davon erzählt? Kaum anzunehmen. Oder war es ein Zufall gewesen?
Ich überlegte, wie oft ich Piet schon mal aus reinem Zufall begegnet war. Noch nie.
Sicher würde irgend so ein Wahrscheinlichkeitsrechenprofessor sagen, dass genau das der Grund war, warum es jetzt passierte, dachte ich. Alles passiert irgendwann zum ersten Mal. Und je länger es noch nicht passiert ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es passiert.
Ich schüttelte den Kopf. Ausgeschlossen. Piet war hinter mir her. Und er hatte gewusst, dass ich auf dem Rastplatz war.
Aber aus irgendeinem Grund hatte er nicht genau gewusst, wann.
Nacht
Den restlichen Nachmittag verbrachte ich bei Theresa, wobei wir natürlich wieder ins Erzählen kamen. Sie wollte unbedingt jeden meiner Fälle seit damals in Bergisch Gladbach haarklein erklärt haben. Zwischendurch kochte sie Spaghetti und hörte mir weiter zu. Nach dem Essen wollte sie weitere Details über meine Fälle wissen. Zum Beispiel, wo genau sich der legendäre Hakenkreuzwald befand, zu dem mich mein letzter Fall geführt hatte.
»Und du sagst, das Waldgebiet ist nach dem Zweiten Weltkrieg komplett abgebrannt und dann wieder aufgeforstet worden?«
»In den vierziger Jahren.«
»Wie kann es denn dann da einen Wald in Form eines Hakenkreuzes geben?«
Ich erklärte ihr des Rätsels Lösung, und als ich damit fertig war und auch noch mal ganz genau geschildert hatte, wie
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