Bei Interview Mord
in letzter Zeit jemandem gekündigt, der Ihnen das sehr übel genommen hat?«
»Nein, es gab keine Kündigungen. Wir haben ein sehr gutes Betriebsklima.«
Ich fragte weiter nach Politikern oder Unternehmern oder sonst wem, dem Radio Berg auf den Schlips getreten sein konnte. Es kam nichts dabei heraus.
Ich spürte, wie müde ich war. Ich versprach, mein Bestes zu tun. Dann verabschiedeten wir uns.
Ich legte auf und starrte die Decke an - eine graue Fläche, die auf der rechten Seite im Schein der Nachttischlampe etwas heller war.
Eins war klar: Ich musste ganz von vorn anfangen.
Aber das Nummernschild hatte ich in der Hütte gesehen. So viel war sicher.
Und Miriam Kley-Knöter besaß Unterlagen über Motorradreparaturen…
Langsam dämmerte ich weg. Meine Gedanken kreisten.
Alle waren auf der Wiese gewesen, dachte ich.
Alle.
Außer Heike.
Unimog
Theresa wartete vor dem Eingang. Es war Samstagnachmittag. Ich hatte es keine vierundzwanzig Stunden im Krankenhaus ausgehalten.
Als sie mich sah, kam sie auf mich zugelaufen - trotz ihres beträchtlichen Köperumfangs behände und flott.
»Remi! Mensch, du siehst aber ziemlich ramponiert aus. Soll ich deine Tasche nehmen?«
»Nein, lass mal, das geht schon«, sagte ich und biss die Zähne zusammen. Mein rechter Fuß schmerzte noch etwas; ich hatte mir bei meinem Versuch, den Mörder zu verfolgen, den Knöchel verstaucht. Die Kopfschmerzen waren zum Glück fast verschwunden. Ich hatte oben in meinem Krankenzimmer noch mal in den Spiegel geschaut. Ein Mensch mit ein paar hässlichen Abschürfungen an der Schläfe und an der Stirn hatte mich angeblickt.
»Wir müssen aber ein kleines Stück laufen. Ich wollte mit dem Unimog nicht auf den Krankenhausparkplatz fahren.«
Sie nahm mir die Tasche aus der Hand, und wir machten uns auf den Weg.
»Dass die dich überhaupt schon entlassen haben«, sagte Theresa, die ganz langsam ging, damit ich mitkam.
»Haben sie nicht. Ich habe unterschrieben, dass ich auf eigene Verantwortung gehe.«
»Ganz schön riskant. Du bist ein Dickkopf!«
»Nein, ich bin ein von Armut verfolgter Detektiv, der sich keine Krankenhaustagegeldversicherung leisten kann und einen Fall lösen muss.«
»Was ist denn eigentlich genau bei dem Interview passiert?«
Während wir weiter zur Straße schlichen, fasste ich meine Begegnung mit dem Armbrustschützen in gedrängter Form zusammen. »Das Schlimme daran ist, dass ich jetzt komplett von vorn anfangen muss. Das Gute daran ist, dass es der Polizei genauso geht.«
»Vielleicht überlebt Miriam Kley-Knöter die Sache ja und kann eine Aussage machen.«
»Vielleicht. Die Leute im Krankenhaus sagen aber, dass sie es wohl nicht schafft. Ich habe gehört, dass man sie in ein künstliches Koma versetzt hat.«
»Was meint denn Jutta dazu? Hast du mit ihr schon mal gesprochen?«
»Die ist komplett mit den Nerven runter. Sie glaubt, irgendjemand wolle ihre Interviews boykottieren. Die Theorie ist ja auch nicht von der Hand zu weisen. Heute Mittag war sie noch mal da und hat sich ausgeheult. Sie will sich erst mal erholen. Auf ihre Hilfe kann ich jedenfalls nicht zählen.«
Theresa nickte nachdenklich. »Das kann man ja auch verstehen.«
Kurz darauf standen wir vor einer riesigen roten Kiste auf Rädern: dem Feuerwehr-Unimog.
»Kommst du da rauf?«, fragte Theresa.
Ich blickte auf die Beifahrertür, die man über eine kleine Stiege erreichte.
»Klar«, sagte ich fest entschlossen.
Theresa öffnete mir die Tür mit der altertümlichen Aufschrift »Freiwillige Feuerwehr Magnetsried«, stieg selbst auf der Fahrerseite ein, und ich machte mich an den Aufstieg. Kaum hatte ich den verletzten Fuß nachgezogen, peitschte der Schmerz durch den Knöchel, dass mir der Schweiß ausbrach. Ächzend plumpste ich auf den Beifahrersitz und ignorierte Theresas besorgten Blick.
Ein Zittern ging durch das Fahrzeug. Es war wie ein Erdbeben, gefolgt von rasselndem Krawall. Theresa hatte den Motor angelassen und setzte langsam auf die Straße zurück. Ich fingerte nach dem Anschnallgurt, fand aber keinen.
»In dem Ding hier musst du dich nicht anschnallen!«, schrie Theresa gegen den Lärm an und sah in den Rückspiegel. »Halt dich einfach irgendwo fest.«
Sie gab Gas, und wir bewegten uns durch das Wohngebiet. Ich hatte das Gefühl, in einer Dampfwalze zu sitzen. War die Straße nicht viel zu schmal für uns? Ich lenkte mich ab, indem ich mich in dem Fahrzeug umsah. Auf dem Armaturenbrett gab es eine
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