Bei Interview Mord
sagte er und machte auf dem Absatz kehrt. An der Tür drehte er sich noch mal um und ließ seine Augen blitzen. »Sie hören von uns, Rott. Darauf können Sie sich verlassen!«
Später bekam ich ein karges Abendessen serviert, und dann brachte die Schwester meine Tasche.
»Das hat ein Herr Lindner für Sie abgegeben«, sagte sie. »Und ich soll Ihnen gute Besserung wünschen. Auch von einer Frau Heilig. Sie wissen ja sicher, wer das ist.«
»Ja, vielen Dank«, sagte ich, und erst jetzt fiel mir auf, dass ich in Unterwäsche in dem Krankenhausbett lag. Ich versuchte aufzustehen, um mir einen Schlafanzug anzuziehen. Das Pochen in meinem Kopf wurde schlimmer, als ich auf dem Bett saß, aber es beruhigte sich wieder, als ich ein paar Schritte in Richtung des kleinen Bades in der Ecke machte. Ich unterdrückte ein plötzliches Schwindelgefühl und bildete mir ein, dass es bergauf ging.
Später sah die Schwester noch einmal nach mir, und ich erfuhr, dass ich mich im Evangelischen Krankenhaus der Stadt Bergisch Gladbach befand.
»Arbeitet Frau Dr. Radermacher noch hier?«, wollte ich wissen.
Die Schwester dachte nach. »Radermacher? Kenne ich nicht. Wer soll das sein?«
»Ach, nur so eine Erinnerung. Ich hatte vor einigen Jahren schon mal hier mit ihr zu tun.«
»Legen Sie sich bitte wieder ins Bett. Sie sind noch nicht so weit, aufzustehen. Wenn es Ihnen schlecht wird oder wenn Sie etwas brauchen, klingeln Sie bitte.«
Ich legte mich hin, konnte aber nicht schlafen. Draußen begann es dunkel zu werden. Neben mir auf dem Nachttisch stand ein Telefon. Ich hob den Hörer. Freizeichen.
Na so was, dachte ich. Nach meiner Erfahrung musste man in Krankenhäusern erst irgendwelche Chips erstehen, mit denen man die Telefone und Fernseher in Gang setzte.
Ich sah mich um. Einen Fernseher gab es auch. Die Fernbedienung lag gleich neben dem Telefon, und alles funktionierte. Ich sah mir ein paar Minuten die Tagesthemen an, schaltete aber das Gerät wieder aus. Meine Kopfschmerzen hatten sich schlagartig verschlimmert.
Ich lag in einem Einzelzimmer, in dem alles so geschmiert lief wie in einem Hotel. Keine normale Sache bei einem Kassenpatienten. Entweder hatte ich Glück, und sie hatten gerade kein anderes Zimmer frei. Oder Jutta steckte dahinter und kam für die Sache auf.
Ich lag da und grübelte. Nach etwa einer halben Stunde, in der ich mich nur hin und her gewälzt hatte, machte ich Licht und sah auf die Uhr. Halb zwölf.
Ich nahm den Telefonhörer und besorgte mir über die Auskunft die Privatnummer von Frau Schall.
Sie meldete sich nach dem zweiten Läuten.
»Herr Rott? Ich denke, Sie sind im Krankenhaus?«
»Bin ich auch.«
»Wie geht's Ihnen?«
»So gut, dass ich telefonieren kann, danke.«
»Sollten Sie sich nicht erholen?«
Ich ging nicht darauf ein. »Hören Sie, die Sache mit dem Kley- Knöter-Interview… Es ist nicht Juttas Idee gewesen.«
»So?«
»Nein, es war meine.«
»Schöne Idee!«, sagte sie spöttisch. »Sie hätten mich einweihen müssen. Ich habe es Ihnen klipp und klar gesagt. Ich habe keine Lust, Probleme mit der Polizei zu kriegen. Und die habe ich jetzt. Nur weil Jutta ausgerechnet diese Schriftstellerin interviewen muss, die neben dem Mordopfer Landini wohnt. Und auf die wird auch noch als Zweite geschossen! Was glauben Sie, was die anderen Medien mit uns anstellen?«
»Lassen Sie es mich erklären«, sagte ich und berichtete, wie ich auf die Spur in die Schreibersheide gekommen war.
»Sie sind wirklich in die Hütte eingebrochen?«
»Die Tür war offen.«
»Aber darauf…«
»… darauf kommt es nicht an, ich weiß. Aber das ist nun mal eine der einfachsten Übungen für einen Detektiv.«
Ich erzählte weiter bis zum bitteren Ende. Frau Schall unterbrach mich nicht mehr.
»Und was nun?«, wollte sie schließlich wissen.
»Jemand hat es auf Ihre Interviewpartner abgesehen«, sagte ich.
»Aber warum? Was haben die ihm getan?«
»Vielleicht geht es ihm nicht um die Leute.«
»Sondern?«
»Um Sie.«
»Mich?«
»Um den Sender. Sie haben dieses Jahr Jubiläum. Sie stehen im Mittelpunkt. Der Mörder nutzt das aus.«
»Und wofür?«
»Sabotage. Jemand will Sie fertig machen.«
In der Leitung war es plötzlich eine Weile still.
»Ich wollte Sie nicht erschrecken«, setzte ich nach.
»Das muss ich erst mal verarbeiten.«
»Frau Schall, hat Radio Berg Feinde? Gegner? Leute, die was gegen Sie haben?«
»Wahrscheinlich, mir ist aber nichts Konkretes bekannt.«
»Haben Sie
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