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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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beeindruckende Anzahl von Schaltern und Knöpfen, aber alles war grob wie in einem Panzer. Man blickte aus einer Höhe wie aus einem Lkw auf die Straße.
    Theresa musste immer wieder parkende Autos umrunden und kam in Schwierigkeiten, wenn uns jemand entgegenkam.
    »Bist du sicher, dass es hier nach Odenthal geht?«, fragte ich, denn ich war der Meinung, dass wir den Berg hinunter auf die Hauptstraße mussten.
    »Wir fahren erst mal in die Feldstraße rüber. Dort steht doch noch dein Golf. Ich dachte, du wolltest ihn vielleicht holen. Das heißt… kannst du mit dem Fuß überhaupt Auto fahren?«
    »Natürlich kann ich«, rief ich und sah Theresa an. Sie hatte das alles wirklich gut organisiert.
    Als wir im Konvoi in Odenthal ankamen, begrüßte uns Andreas Lindner, der gerade wieder seine Fahrzeuge in der Scheune besuchte und an irgendetwas herumbastelte.
    Ich stieg mühsam aus dem Golf aus.
    »Dass das klar ist«, sagte Theresa, »du bist noch eine Weile krankgeschrieben.«
    »Aber ich habe jede Menge zu tun!«
    »Na und? Und komm mir jetzt nicht wieder mit der Krankenhaustagegeldversicherung. Schließlich hast du hier bei mir Kost und Logis frei.«
    Ich holte Luft, um etwas zu sagen, aber sie war schneller.
    »Keine Widerrede. Ausgang allerfrühestens morgen. Und nur bei guter Führung. In der Zwischenzeit kannst du dich nützlich machen.«
    »Was soll das denn heißen?«
    Theresa schloss die Haustür auf, und wir gingen gleich ins Wohnzimmer. »Hier - das habe ich für dich besorgt.«
    Auf dem Tisch lag ein Zeitungsstapel. Alles war dabei: Stadt-Anzeiger, Bergische Landeszeitung, Express, Bild. Ich ließ mich in den Sessel sinken und las.
    »PECH FÜR RADIO BERG - STECKT SABOTAGE DAHINTER?«, lautete eine Schlagzeile, und ich wollte mir gar nicht vorstellen, welches Gesicht Claudia Schall gemacht hatte, als sie das las.
    »DER TELL VON GLADBACH - EIN VERRÜCKTER?«
    Nicht besonders originell. Das hatten wir schon.
    »DER TELL VON GLADBACH - ES HAT NICHTS MIT ZAUBEREI ZU TUN.«
    Da war ich auch schon drauf gekommen.
    »DER MÖRDER FUHR AM SCHLOSS VORBEI.«
    Hoppla, was war das denn?
    Es war der Artikel aus dem Stadt-Anzeiger. Jemand hatte den Motorradfahrer bei seiner Flucht gesehen - und zwar von dem Parkplatz aus, der sich vor der Einfahrt zu Schloss Lerbach befand. Der Aussage zufolge sei das Motorrad mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Sand gerast. Leider stand nicht da, wer der Zeuge war.
    Ich zeigte den Artikel Theresa, die sich neben mich gesetzt hatte. Sie holte einen Stadtplan, und ich sah mir die Stelle genauer an.
    »Immerhin weiß man jetzt, dass es den Mörder zurück ins Bergische Land getrieben hat. Wenn die Aussage des Zeugen stimmt, ist das so abgelaufen: Er hat unten an der Oberheidkamper Straße, wo der kleine Pfad in das Wäldchen führt, sein Motorrad abgestellt. Nach dem Mord ist er damit geflüchtet. Nach ein paar hundert Metern ist er an der Einmündung zum Lerbacher Weg links abgebogen.«
    »Tolle Erkenntnis«, konstatierte Theresa.
    »Den Spott kannst du für dich behalten«, sagte ich. »Immerhin hat er an dieser Stelle eine grundsätzliche Entscheidung getroffen: Stadt oder Land. Wäre er nämlich rechts abgebogen, wäre er in die Gladbacher Innenstadt oder nach Bensberg gekommen. Das muss doch heißen, dass er weiter draußen in den dörflichen Stadtteilen lebt.«
    Ich seufzte, weil ich spürte, dass ich Unsinn redete. Und Theresa hieb auch gleich in dieselbe Kerbe. »Und wenn er eventuelle Zeugen in die Irre führen wollte? Vielleicht ist er über Sand nach Herkenrath gefahren, dann runter nach Moitzfeld und schließlich wieder auf die Autobahn und zurück nach Köln? Wo er vielleicht wohnt? Und von da aus weiter nach Bonn oder Frankfurt?«
    »Ist schon klar«, sagte ich. »Wir haben keine weitere Spur.«
    Ich fühlte mich sehr erschöpft, schleppte mich in mein Zimmer und untersuchte meinen Knöchel. Er war dunkelblau; an den Rändern verfärbte sich der Fleck ins Gelb-Grünliche.
    Das weiche Bett unter der Dachschräge erinnerte mich an einen Urlaub, den ich als Kind mit meinen Eltern gemacht hatte. Ferien auf dem Bauernhof. Irgendwo im Sauerland. Da hatte es auch so schöne weiche Betten gegeben, die wunderbar frisch dufteten und in die man einsank wie in eine Koje.
    Während ich so dahindämmerte, versuchte ich mir noch einmal den Fluchtweg des Motorradfahrers vorzustellen. Hinter dem Parkplatz begann der große Park. Rechts lagen grüne, eingezäunte Weiden. Dann ging es steil

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