Bei Null bist du Tod
kann, lasse ich ihn nah genug an mich heran, um selbst zuzuschlagen.« Er lächelte. »Ich schlage sehr effektiv zu, Jane.«
»Das glaube ich Ihnen aufs Wort.« Sie wandte sich von ihm ab. »Aber ich bin immer noch nicht davon überzeugt, dass ich eher Ihnen als der Polizei vertrauen sollte.«
»Soll ich Ihnen einen Grund geben? Sie werden es tun, weil ich dafür sorgen werde, dass es sich für Sie lohnt.«
»Ich will das Gold nicht.«
»Das hatten wir schon geklärt. Ich weiß, was Sie wollen.« Er beugte sich zu ihr hinüber, und seine Stimme bekam einen samtweichen Klang. »Und ich werde es Ihnen geben. Alles, was auch immer Sie wollen.«
Als sie ihn anschaute, war sie wie elektrisiert von der Intensität und dem Charisma in seinem Gesichtsausdruck. Genau diesen Ausdruck hatte sie hunderte Male gezeichnet, sie kannte jede Linie um seinen Mund, den sanften Schwung seiner Lippen, das Blau seiner Augen, die eiskalt sein konnten, dann wieder warm wie das tropische Meer. Im Moment waren sie ausgesprochen warm. Er konnte doch nicht meinen – Nein, natürlich nicht. Mit einiger Mühe riss sie sich von seinem Anblick los. »Die Schriftrollen. Davon reden Sie doch.«
»Tatsächlich?« Er lächelte schwach. »Natürlich. Wovon sonst?« Er langte in seine Jackentasche. »Ich habe Ihnen ein Geschenk mitgebracht.«
In seiner offenen Hand lag ein geschliffener blauer Stein.
»Es ist einer der Lapissteine von den bronzenen Behältern für die Schriftrollen. Nicht besonders schön, aber ich dachte, Ihnen könnte er gefallen.«
Zweitausend Jahre alt.
Sie streckte ihre Hand aus und berührte zaghaft den Lapis. »So alt … Sie hätten ihn nicht aus seiner Fassung lösen sollen.«
»Das habe ich auch nicht. Er ist rausgefallen, als wir die Röhre geöffnet haben.« Seine Hand berührte die ihre, als er ihr den Lapis reichte.
Sie zuckte zusammen und hatte Mühe, die Hand ruhig zu halten. Gott, er hatte sie nur leicht gestreift, und doch hatte sie das Gefühl, als hätte sich zwischen ihnen ein Hochspannungsfeld aufgebaut. Als sie aufsah, bemerkte sie, wie er ihr Gesicht musterte. »Und ich hatte Recht, er ist bei Ihnen besser aufgehoben.«
»Ist das ein Bestechungsversuch?«
»Eher ein Versprechen. Ich verspreche Ihnen, Sie die Schriftrolle lesen zu lassen, die sich in der dazugehörigen Röhre befand, wenn Sie mir ein bisschen Zeit lassen, die Schatzkiste zu finden und Grozak ins Jenseits zu befördern.«
»Nur diese Rolle?«
Er lachte in sich hinein. »Gott, sind Sie unmäßig. Nein, ich werde Sie alle Rollen lesen lassen. Aber diese ist besonders interessant und ich denke, Sie werden sie ebenso aufregend finden wie ich.«
Mit klopfendem Herzen betrachtete sie den Lapis. »Warum? Was ist an dieser Rolle anders?«
»Cira selbst hat sie geschrieben.«
Sie blickte erschrocken auf. »Was?«
»Cira. Die anderen wurden von Julius Precebio und seinen Schreibern verfasst, aber diese eine stammt eindeutig von Cira.«
»Mein Gott.«
»Nur ein wenig Zeit«, sagte er nachdrücklich. »Bleiben Sie bei mir. Lassen Sie mich für Ihre Sicherheit sorgen. Sie wollen Grozak? Sie werden ihn bekommen. Sie wollen die Schriftrollen lesen? Sie werden Gelegenheit dazu erhalten. Sie können nur gewinnen.«
Ihre Entschlossenheit wankte mit jedem Wort, das er aussprach. Sie musste ihn von sich wegschieben, nachdenken. Sie spürte genau, wie sie in seinen Bann geriet.
Nur ein wenig Zeit.
Er hatte sie nicht um eine unwiderrufliche Beteiligung gebeten.
Sie können nur gewinnen.
Gott, sie wusste nicht, ob er Recht hatte, doch plötzlich wusste sie, dass sie es herausfinden würde.
Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück. »Zwei Tage. Ich gebe Ihnen zwei Tage, Trevor.«
Fünf
Überall herumfliegende Felsbrocken.
Schmerz.
Blut!
Sie würde nicht in diesem höllischen Tunnel sterben, dachte Cira benommen vor Schmerz. Sie mussten fast am Ende des Durchgangs sein. Jetzt würde sie nichts mehr aufhalten. Nur noch einen kurzen Moment, dann würde sie – » Lauf. « Cira hörte Antonio fluchen, als er sie am Arm packte und den Tunnel entlangzerrte. » Du kannst dich später bemitleiden. «
Bemitleiden?, dachte sie empört. War es etwa Selbstmitleid, wenn sie kurz stehen blieb, weil sie blutete und kaum noch Luft bekam? Die Wut brachte ihr Blut in Wallung und jagte es durch die Adern bis in die schweren, kalten Beine.
Sie rannte.
Um sie herum stürzten Felsbrocken herab.
Hitze.
Keine Luft.
Dunkelheit ohne Luft.
Antonios Hand, die sie
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