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Bei Rotlicht Mord

Bei Rotlicht Mord

Titel: Bei Rotlicht Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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des automatischen Türöffners und — direkt danach — das
kurze zuschlagen der Haustür.
    Das war das Ende der Vorstellung!
    Spät kam er nach Hause, der Mieter;
aber er kam.
    Das Gesicht, das er bei meinem Anblick
machen würde! Oh, das allein würde schon den Aufwand gelohnt haben!
    Das Minutenlicht, das ich
ausgeschaltet gelassen hatte, wurde angeknipst. Vor der Conciergesloge wurde
irgend etwas gemurmelt, die Absätze von hochhackigen Frauenschuhen trommelten
auf den Steinboden des Flures.
    Es wurde immer besser! In wenigen
Sekunden würde der Hausflur von dem hysterischen Gekreische einer Frau
widerhallen...
    Ich fluchte leise vor mich hin, blieb
aber dort stehen, wo ich stand, und wartete auf das Unvermeidliche. Mein
unglücklicher Besucher stand jetzt Schulter an Schulter neben mir. Es sah aus,
als würde ich einem Besoffenen gut Zureden. Doch nein, so leichenblaß — das
richtige Wort! — , wie er war, und mit seinen gebrochenen Augen sah er einem
Betrunkenen so ähnlich wie ich Françoise Arnoul im Profil.
    Die Frau kam die Treppe hoch, nahm die
letzten Stufen... und erblickte uns, meinen toten Freund und mich. Sie blieb
wie angewurzelt stehen, hielt sich mit einer Hand am Treppengeländer fest und
hob die andere Hand an den Mund, um den fälligen Schrei daran zu hindern, über
ihre Lippen zu kommen, was ihr jedoch nicht hundertprozentig gelang.
    Ich stieß einen Fluch der
Erleichterung aus.
    Es war Hélène.
    Hélène in einem Regenmantel und mit
einem unter dem Kinn zusammengebundenen Tuch, das ihr Gesicht einrahmte und
einen Teil ihrer Haarpracht vor dem Regen schützte; Hélène, ungeschminkt, aber
deswegen nicht weniger reizvoll, mit einem Regentropfen an der Nase; Hélène, heftig
atmend, entweder wegen des fehlenden Aufzugs oder wegen der Erregung oder
Überraschung.
    „Großer Gott!“ rief sie als Antwort
auf meinen Fluch, der ebenfalls den Schöpfer für alles verantwortlich gemacht
hatte.
    „Sie können sich rühmen, mir einen
schönen Schrecken eingejagt zu haben“, sagte ich.
    Allerdings klangen meine Worte nicht
wie ein Vorwurf.
    „Was... Was ist... passiert?“
stotterte sie.
    „Nichts. Jedenfalls nicht viel.“
    Hélène hatte sich nicht vom Fleck
gerührt. Sie hielt sich am Geländer fest und sperrte Mund und Augen weit auf.
So standen wir alle drei eine Weile stumm da, still und starr. Um uns herum
tobten die Elemente, irgendwo schlug ein offenes Fenster im Rhythmus des Windes
gegen den Rahmen. Vielleicht waren das aber auch unsere Herzschläge.
    „Was... Was ist das da... das da für
ein Mann?“ brachte Hélène endlich hervor, nachdem sie tief durchgeatmet hatte.
    „Das ist die Blonde“, sagte ich.
,“Charmante Nacht noch’, erinnern Sie sich?“
    Sie ging nicht auf meine Anspielung
ein.
    „Er... Der Mann da... Sieht aus,
als... als wär er...“
    „Wie’s im Lied heißt: ,Mit drei
Schüssen aus einem Revolver hat er sich töten lassen vor meinen erstaunten
Augen.“„
    „Mit drei Schüssen...“
    „Die allem Anschein nach für mich
bestimmt waren.“
    „Mein Gott!“ Sie schluckte. „Und was
hatten Sie grade mit ihm vor?“
    „Ich wollte ihn ins Pfandbüro
bringen... Aber warum stehen wir denn hier so rum? Gehen wir doch zu mir
hinauf! Es sei denn... Was getan werden muß, muß getan werden, auch wenn es
noch so unangenehm ist. Ich hab mich schon zu weit vorgewagt, um jetzt noch
zurückzukönnen. Wie sind Sie hergekommen? Ich frage Sie nicht, warum..
    „Könnten Sie aber ruhig.“
    „Nicht nötig. Sie haben sich eine
Blondine in meiner Wohnung vorgestellt und wollten sie sich genauer ansehen...“
    „Falsch! Entschuldigen Sie, wenn es
Ihre Eitelkeit verletzt, aber diese Geschichte mit der Blonden sollte nur den
Feind in die Irre führen. Für den Fall, daß ein Flic bei Ihnen war, um Sie zu
bewachen. So etwas hab ich nämlich befürchtet, und das war es, was ich mir
genauer ansehen wollte.“
    „Sehr mutig von Ihnen und auch sehr
unvorsichtig. Soll aber kein Vorwurf sein... Also, wie sind Sie hergekommen? Im
Taxi oder mit Ihrem eigenen Wagen?“
    „Mit meinem Wagen.“
    „Wo haben Sie ihn geparkt?“
    „Direkt vor der Tür.“
    „Leihen Sie ihn mir? Meiner ist
nämlich für das, was ich vorhabe, unbrauchbar.“
    „Und was haben Sie vor?“
    „Den Kerl wegbringen, weit weg. Nun,
leihen Sie mir Ihren Wagen?“
    „Ich könnte Sie begleiten...“
    „Kommt nicht in Frage!“
    „Ich begleite Sie“, entschied Hélène.
    „Das wird nicht sehr

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