Beichte eines Verfuehrers
Käsekuchen und lassen uns in die Nacht hinaustreiben. Es ist später als ich vermutet habe, aber die Unterhaltung mit Joe war so angenehm, dass der Abend förmlich verflogen ist.
Auf dem Heimweg herrscht zwischen uns eine Spannung, die ich nicht deuten kann. Will ich mit Joe die Nacht verbringen?
Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich es will. Ich liebe Sex, und ich mag Joe. Im Moment habe ich keinen Freund, und wenn er eine Freundin hat, ist das nicht mein Problem, denn er hat sie in unseren Gesprächen nie erwähnt. Außerdem habe ich bisher kein Foto auf seinem Schreibtisch im Büro entdeckt.
Also ja, ich will mit ihm schlafen. Ich mache mir keine Sorgen, dass sich deshalb unser Arbeitsverhältnis irgendwie verschlechtern könnte. Wir können sicher beide damit umgehen. Ich bin nicht auf der Suche nach einer festen Beziehung, selbst wenn es so ein süßer Typ ist wie Joe. Er ist einfach zu angepasst für mich. Mein Lebenswandel ist doch eher leicht und außerdem passe ich mit meinem Kleidergeschmack überhaupt nicht zu ihm.
Als er den Wagen vor dem Haus abbremst, in dem ich wohne, scheint er überrascht. Ich lebe in einer Nachbarschaft, die früher einen schlechten Ruf hatte, aber inzwischen ziemlich trendy und teuer ist. Ich lache, als ich seinen Gesichtsausdruck sehe und steige aus. Gavin, der Junge, der zwei Häuser weiter wohnt, winkt mir mit der freien Hand zu, an der anderen hält er seine Freundin. Ich winke zurück.
„Die ehemalige Besitzerin ist zu ihrem Sohn gezogen. Das Haus war in einem schlimmen Zustand, aber ich habe alles selbst renoviert. In ein oder zwei Jahren werde ich es mit Gewinn verkaufen.“
Drinnen bin ich angenehm überrascht, wie sehr er meine Bemühungen honoriert. Ich zeige ihm die Bodendielen, die ich selbst abgeschliffen, poliert und geölt habe, die Wände, die ich verputzt und gestrichen habe und die Küche, die ich nach und nach mit antiken Möbeln und altmodischen Geräten ausgestattet habe. Ich habe zwar nicht viele Möbel, aber mir gefällt es. Vermutlich hat er auch mehr Deko erwartet, meinem Aussehen nach zu urteilen.
„Die meisten Leute leben in einer beigefarbenen Wohnung“, erkläre ich ihm in dem leeren Wohnzimmer, in dem Farbeimer und Pinsel auf der Abdeckfolie auf dem Boden stehen. „Aber ich will dieses Haus an ein nettes, aufstrebendes Yuppie-Pärchen verkaufen, wenn es die überhaupt noch gibt.“
Joes Lachen ist übertrieben bescheiden. Plötzlich mag ich ihn noch viel mehr als schon vorher. „Doch, ich denke, die gibt es noch.“
In der Zwischenzeit hat er seine Krawatte gelockert und sein Haar ist ein bisschen verwuschelt. Seine Wangen haben etwas Farbe bekommen unter der bronzegoldenen Haut. Seine Augen leuchten, aber das kann auch vom Wein kommen, den ich ihm in der Küche serviert habe.
„Ich bewohne nur einen Teil des Hauses. Aber oben, in meinem Schlafzimmer …“
Unsere Blicke treffen sich. Ich werde ihn mit nach oben nehmen und zulassen, dass er mich auszieht. Ich werde ihm so viel Vergnügen bereiten wie ich kann und hoffe, dass ich auch etwas davon haben werde. Eigentlich weiß ich es sogar, aber einen Moment lang stehen wir wie erstarrt voreinander und rühren uns nicht.
„Ich würde es gerne sehen.“ Er hebt das Weinglas und nimmt einen kleinen Schluck. Grinst mich etwas schief an – das Lächeln, das ich von ihm gewohnt bin, das mir sagt, wir spielen nur. Es ist lustig, dass Joes Lächeln immer gleich bleibt, egal, ob der Flirt für ihn nur ein Spiel ist oder ernst wird.
Vielleicht bilde ich mir auch nur ein, dass mein Lächeln anders ist, also probiere ich es aus. Ich blicke ihn von oben bis unten an, betrachte jeden Zentimeter seines Körpers, ehe ich ihm wieder in die Augen sehe. Ich lasse meine Zunge sanft über die Unterlippe streichen, hebe das Kinn und neige den Kopf. Mir ist es wirklich ernst.
„Dann komm mit nach oben.“ Ich fordere ihn ein bisschen heraus.
Es knistert zwischen uns. Ich gebe mir gar keine Mühe mehr, meine Absichten zu verschleiern und er tritt näher. Ich nehme seine Hand und unsere Finger verschränken sich. Bevor wir nach oben gehen, stellt Joe sein Weinglas auf den verschnörkelten Beistelltisch – das einzige Möbelstück im Wohnzimmer.
Ich mache eine kleine Pause, bevor ich die Tür öffne, drehe mich zu Joe um und wir blicken uns lächelnd an.
„Sassy.“ Joe streichelt mein Haar, dreht die blauen, grünen und violetten Strähnen.
„Joe“, antworte ich und hebe leicht die
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