Beichte eines Verfuehrers
Stimmt’s?“
Ich blickte noch einmal auf meine Kleidung, dann schaute ich ihm in die Augen. „Du bist gut.“
Sein Lächeln war nur einseitig. „Und du hast Parfum aufgelegt.“
Er drehte den Kopf und schnüffelte an meinem Hals, wo ich tatsächlich am Morgen ein leichtes Parfum aufgelegt hatte. Ich selbst roch es schon längst nicht mehr.
„Das teure Zeug“, murmelte er. „Der Duft für besondere Anlässe.“
Hitze stieg mir in den Kopf und brannte auf meinen Wangen und den Ohren. Ich lachte leichthin und zog mich zurück. Ich drehte den Tisch so, dass ich mein schuldiges Gesicht nicht zeigen musste.
„Was war das für ein spezieller Anlass, Sadie?“
„Möchtest du lieber Hühnchen oder Lamm?“ Ich raschelte mit den Kartons und versuchte, meinen Gesichtsausdruck wieder in den Griff zu bekommen. Erst danach drehte ich mich wieder zu ihm um.
„Sadie?“
Die größten Lügen sind jene, die man nur mit der Wahrheit ummanteln kann. In der Schule hatten wir uns mal paarweise zusammentun müssen und sollten auf zufällige Fragen mit Lügen antworten. Für uns wurde es eine echte Herausforderung, zu sehen, ob wir einander täuschen konnten. Es war interessanter, zu beobachten, worüber wir lieber die Wahrheit sagten.
„Ich hatte einfach Lust, mich ein bisschen schick zu machen.“
Ich spürte seinen Blick auf mir, als ich das Tischchen zu seinem Bett schob und begann, sein Abendessen in kleine Häppchen zu schneiden.
„Du siehst wirklich toll aus.“
Ich ließ Messer und Gabel sinken und schaute ihn an. Plötzlich spürte ich diese unbändige Liebe zu ihm wieder so stark in mir, dass ich hätte schreien können. Ich legte die Hand auf seine Wange, eine der wenigen Stellen an seinem Körper, an denen er meine Berührungen spürte.
„Danke, Liebster.“
„Du siehst immer hinreißend aus, Sadie.“ Er lächelte und küsste meine Handfläche. „Aber besonders hübsch bist du am ersten Freitag des Monats.“
Einen Moment lang sprach keiner von uns ein Wort. Das Essen wurde kalt, aber es war mir egal. Ich blickte ihn an, und diesmal hatte ich keinen Grund, ihn anzulügen.
„Ich liebe dich, Adam. Nur dich.“
Nach einem weiteren langen Moment nickte er. „Ich weiß, dass du mich liebst.“
Ich blickte ihn erwartungsvoll an und wackelte mit den Augenbrauen, um ihn zum Lachen zu bringen. Er lächelte, aber es war ein müder Schatten seines üblichen Lächelns.
„Ich bin hungrig. Und sehr müde.“
Besorgt legte ich ihm die Hand auf die Stirn. „Fühlst du dich nicht gut?“
Er seufzte und drehte den Kopf weg. „Es geht mir gut. Ich bin nur hungrig und müde, wie gesagt. Ich dachte, wir wollten essen und einen Film gucken.“
„Ja, aber …“ Ich wollte sagen, dass ich jetzt viel lieber mit ihm Spaß haben wollte. Früher hatte Adam mich manchmal mit seinem ständigen Wunsch nach Sex ermüdet, mit seiner permanenten Leidenschaft. In der Zwischenzeit wäre unser Essen kalt geworden, während wir den Hunger auf uns zuerst stillten.
Aber das war eine andere Zeit gewesen. Und ich wusste nicht, ob ich es ertrug, wenn Adam mich jetzt zurückwies.
„Richtig“, sagte ich. „Erst essen, dann der Film.“
„Wieso ziehst du dich nicht erst um?“, schlug Adam vor. Seine Stimme klang kalt. „Vielleicht nimmst du eine Dusche. Von deinem Parfum bekomme ich Kopfschmerzen. Und ich kann Baywatch zu Ende schauen.“
Ich wünschte, er würde endlich aus der Deckung gehen und mich anklagen. Gegen seine Anklage wüsste ich mich zu verteidigen, aber gegen seine schweigende Verurteilung konnte ich nichts ausrichten. Und wenn er mich gefragt hätte, hätte ich ihm endlich die Wahrheit gesagt, und zwar die ganze.
Aber er fragte mich nicht. Also erzählte ich sie ihm nicht.
9. KAPITEL
Juni
Diesen Monat heiße ich Sassy. Eigentlich ist mein richtiger Name Sarah, aber Sassy passt genauso gut zu mir. Mein Haar ist grün und blau gefärbt und ich habe eine Vorliebe dafür, mit den Fingern kleine Teufelshörner zu machen. Ich bevorzuge gestreifte Kniestrümpfe, alte Converse-Turnschuhe und kurze Röcke, die von Sicherheitsnadeln zusammengehalten werden. Ich habe viele Piercings, die man sehen kann – und einige, die man nicht sieht.
Ich kenne Joe seit ungefähr sechs Monaten. Ich bin die Computertechnikerin, die immer dann gerufen wird, wenn das System in seiner Anwaltskanzlei irgendwelche Probleme macht. Ich ziehe ihn dann immer damit auf, dass er den Cache seines Internetbrowsers von den Pornoseiten
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