Beichte eines Verfuehrers
leicht um die Taille gefasst.
„Okay.“
Ich lege ihm dar, was ich von ihm erwarte. Es ist eine Verhandlung, an deren Ende wir beide wissen, was wir davon erwarten können, wenn wir uns zusammentun. Wenn ich ein paar mehr Erwartungen und Fragen habe, dann liegt es nur daran, dass ich nicht jeden an mich heranlasse. Es gibt keinen Grund, etwas fortzusetzen, von dem sich nicht beide dasselbe versprechen.
Ein weiterer Kuss besiegelt das Ende der Verhandlungsrunde und ich fühle mich freigiebig.
„Komm mit nach oben“, sage ich ihm, nehme seine Hand und wir gehen zusammen hoch in mein Schlafzimmer.
Ich wartete, aber die Geschichte war an diesem Punkt zu Ende. Joe biss in sein Sandwich und kaute schnell, ehe er den Bissen mit einem Schluck Wasser herunterspülte. Ich öffnete die Verpackung meines Müsliriegels. Wir aßen schweigend.
Der Schatten der Bäume warf Sprenkel von Licht auf sein Gesicht und ich sah seine Sommersprossen, die ihm so gut standen. Heute trug er einen leichten Anzug, das Jackett hatte er abgelegt und die Krawatte gelockert. Die Ärmel waren hochgekrempelt und ich konnte die goldenen Härchen auf seinen Unterarmen sehen.
„Es klingt alles sehr …“ Ich machte eine Pause, weil ich mir nicht sicher war, was ich sagen sollte. Professionell klang falsch. Geziert? Geschäftlich?
Joe sah mich mit einem kleinen Lächeln an. „Überraschend?“
„Ja, das auch.“
Er zuckte mit den Schultern und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab. „Priscilla ist eine Frau, die weiß, was sie will. Sie scheut sich nicht, danach zu fragen.“
Das war mir nach der Geschichte schon klar.
Ich suchte nach den richtigen Worten. Mir war bewusst, dass meine widerstreitenden Gefühle mich beeinflussten. „Und was ist mit dir?“
Es gab Vieles, was ich an Joe mochte, aber besonders schätzte ich seine Selbsterkenntnis. Er verhehlte nie etwas vor mir und machte nie den Versuch, mir vorzumachen, dass er nicht verstand, was ich mit einer meiner Therapeutenfragen meinte.
„Wir passen gut zusammen.“ Joe blinzelte hinauf in den Baum, wo die Sonne durch die Äste schien. Dann schaute er mich an. „Ein Paar stolzierender Ponys. Es sieht bestimmt klasse aus, wenn wir eine Kutsche ziehen.“
„Aber ist es das, was du willst?“
Ach, wie sehr wünschte ich mir in diesem Augenblick, dass er nein sagte und zugeben würde, dass Priscilla ihm nicht gefallen hatte. Vielleicht hatte ja das, was sie im Schlafzimmer gemacht hatten, ihn nicht befriedigt.
„Um die Rolling Stones zu zitieren“, sagte Joe. „Du kannst nicht immer bekommen, was du willst.“
„Aber ist sie die Frau, die du brauchst?“ Ich schluckte, weil meine Stimme so verzweifelt klang.
Joe faltete sorgfältig die Papierserviette zusammen, erst einmal, dann ein zweites Mal. Dann noch einmal, bis er ein winziges, kompaktes Quadrat festhielt. Als er die Hand öffnete, entfaltete sich die Papierserviette langsam wie eine Blüte, die im Zeitraffer aufblüht. Ich konnte den Blick nicht abwenden.
„Ich denke schon, Sadie.“
Nein. Nein, nein, nein, wollte ich sagen. Aber ich blieb stumm. Stattdessen beruhigte ich meine Stimme mit einem langen Schluck lauwarmem Wasser. Alles geht irgendwann zu Ende, das Gute und das Schlechte. Sogar etwas Hässliches.
„Du denkst, ich schaffe das nicht, stimmt’s?“, fragte er ohne Vorwurf.
Ich blickte ihn an. „Darüber kann ich nichts sagen.“
Joe lachte. „Ich denke, du solltest es können, Sadie. Du weißt nicht nur über mein Liebesleben mehr als jeder andere Mensch, darüber hinaus kennst du mein komplettes Leben besser als je irgendjemand zuvor.“
„Wenn du mich nach einem Urteil fragst …“
„Ich frage dich, ob du glaubst, dass ich es schaffe.“
„Das geht mich doch nichts an, Joe!“
Wir drehten uns zueinander um und sahen uns an. Wir waren uns nicht so nah, dass wir einander berührten, aber zwischen uns war auch ziemlich wenig Platz. Joe wartete geduldig, während ich überlegte, was ich antworten sollte.
Es war nicht die Frage, ob ich ihm antworten sollte, denn dafür waren wir inzwischen zu weit gegangen. Es war eher die Frage, wie viel Wahrheit er vertragen konnte.
„Nein“, sagte ich endlich. „Wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht, dass du es schaffst.“
Joe nickte, als hätte er diese Antwort erwartet. Vorgebeugt setzte er sich auf die Bank und stützte die Ellenbogen auf die Knie. Nach einem kurzen Blick auf seine Hände schaute er mich wieder an.
„Ich denke, da
Weitere Kostenlose Bücher