Beichte eines Verfuehrers
brachte Adam zum Lachen. Ich konnte ihn nicht mehr zum Lachen bringen. Mrs. Lapp, die ebenfalls bemerkt hatte, wie es um uns stand, verwöhnte uns mit Kuchen, den keiner von uns essen wollte. Als sie nach Hause gegangen war, schmiss ich den Nachtisch in den Mülleimer und packte ein paar alte Zeitungen drauf, damit sie es nicht mitbekam.
Vor der Schlafzimmertür hielt ich kurz inne. Ich hörte das leise Murmeln des Fernsehers. Das Lächeln, das ich aufsetzte, fühlte sich sogar für mich unecht an. Langsam öffnete ich die Tür und schaute hinein.
„Hey, Kleines, komm her.“ Adam klang genauso zerknirscht wie immer nach einem Streit.
Ich setzte mich auf seine Bettkante. „Hey.“
„Es tut mir leid, Kleines. Ich war ein Arschloch.“
Mein Lächeln wurde etwas entspannter. „Ja, das warst du.“
„Es tut mir wirklich leid.“
Mit der Hand strich ich über seine Haarstoppeln. „Mir tut es auch leid, dass du ein Arschloch warst.“
„Hey!“
Wir lachten und ich küsste ihn auf die Wange. Er roch nicht mehr wie Adam.
„Es ist nur, dass ich manchmal so stinksauer bin …“
Er verstummte. Ich sagte nichts, weil ich hoffte, er könnte endlich einmal zugeben, dass es ihm nicht immer gut gehe. Dann könnte ich dasselbe sagen und wir würden beide vergessen, welche Rollen uns seit so langer Zeit aneinanderketteten.
Noch einen Moment wartete ich, aber Adam sagte nichts mehr. Ich streichelte seine Wange. „Es ist ganz natürlich, verärgert zu sein.“
Sein Kiefer versteifte sich unter meiner Hand und er wandte den Kopf ab. Sein Blick war stahlhart und so starr, wie ich ihn nie zuvor erlebt hatte.
„Ich möchte nicht darüber sprechen.“
„Aber ich möchte darüber reden …“
Er wandte den Kopf zu mir. „Ich habe gesagt, ich möchte nicht darüber reden! Mensch, Sadie! Hör auf, mich zu bedrängen!“
Vorsichtig zog ich die Hand zurück. Ich wünschte mir so sehr, nicht wieder mit ihm zu streiten. Da ich fühlte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen, atmete ich tief durch.
„Tu das nicht“, warnte er mich. „Fang bloß nicht damit an.“
Es war ungerecht. Ich sollte nicht mal weinen dürfen. Ich verstand, warum er mich nicht weinen sehen wollte, aber es war trotzdem ungerecht. „Ich mochte es lieber, wie du früher Teller geschmissen hast!“
„Falls du es noch nicht mitbekommen hast: Ich kann nichts mehr werfen.“ Voller Sarkasmus schleuderte er mir die Worte entgegen.
„Du hast dich nie irgendwie zurückgehalten. Du hast immer deine Wut gezeigt, deine Trauer, oder wenn dir vor Glück schwindelig war. Adam, früher hast du dich von deinen Gefühlen überwältigen lassen …“
„Und du hast es gehasst!“, schrie er heiser. Meine Hände strichen mechanisch über die Bettdecke. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut. „Hör auf damit, ja? Das ist Dennis’ Job.“
„Ich will doch nur …“
„Ich sagte, du sollst aufhören.“
Verletzt hielt ich inne. Starr blickten wir einander an und ich erwartete wüste Beschimpfungen, die mich wieder in Tränen ausbrechen ließen.
Doch er zügelte sich. Ich war hin- und hergerissen zwischen Verzweiflung und Erleichterung, kreuzte die Arme und spürte die Kälte meiner Hände, als ich sie in die Achselhöhlen presste.
„Ich habe dein Verhalten nicht gehasst.“ Die Worte entschlüpften mir, ohne dass ich es verhindern konnte. „Ich vermisse es, Adam. Ich vermisse dich.“
War es das Schlimmste, was ich sagen konnte? Adam drehte sich von mir weg. Ich ging um das Bett herum, damit er mich ansah.
„Ich denke einfach, wir sollten darüber reden. Jedenfalls will ich darüber reden. Über uns und all das hier …“ Ich wies auf das Bett und den Rollstuhl. „Du hast mir nie wieder Geschichten erzählt.“
„Du bist keine drei mehr.“
Ich ließ mich von seinen Worten nicht provozieren. „Nie redest du mit mir darüber, was du wirklich fühlst, wie es dir geht.“
„Ich will nicht darüber reden.“ Die Betonung auf dem letzten Wort ließ es wie eine Beleidigung klingen. „Du kannst Scheiße auf ein Brötchen schmieren und es ein belegtes Brötchen nennen, aber es ist immer noch Scheiße auf einem Brötchen.“
„Also, dann sollten wir über die Scheiße reden.“
„Hör doch endlich auf, mich zu analysieren!“ Er wollte schreien, aber es war nur ein Keuchen.
„Ich bin nicht deine Therapeutin, ich bin deine Ehefrau.“
„Dann sei verdammt noch mal meine Frau“, schnappte er. „Und versuch nicht länger, in meinen Kopf zu
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