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Beichte eines Verfuehrers

Beichte eines Verfuehrers

Titel: Beichte eines Verfuehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hart Megan
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schauen. Ich will das nicht mit dir teilen, es ist ganz allein meine Sache. Meine! Hör auf damit, es zu deiner Sache zu machen, das will ich nicht, hörst du?“
    Es war nicht das Schlimmste, was er je zu mir gesagt hatte, aber es war das Grausamste. Es schmerzte mich mehr, als von ihm beschimpft zu werden. Ich schrak vor ihm zurück, als hätte er mich geohrfeigt.
    Mit versteinertem Gesicht wandte er sich ab. Ich dachte, ich würde weinen. Aber meine Augen blieben trocken und ich hatte das Gefühl, dass mein Gesicht so kalt und starr wie Marmor war.
    Ich verließ den Raum ohne ein weiteres Wort. Im Flur stieß ich mit Dennis zusammen. Er legte mir eine Hand auf die Schulter und wir sahen uns an. Im nächsten Augenblick lag ich in seinen Armen, den Kopf barg ich an seiner Brust und weinte still, während er einfach meine Schulter tätschelte. Seine starken Arme umschlossen mich wie die Pfeiler einer Kathedrale.
    Adam rief nach ihm. Im nächsten Moment summte der Empfänger. Ich löste mich aus Dennis’ wohltuender Umarmung, obwohl ich noch lange so hätte stehen können. Aber Dennis war nicht für mich da, sondern für Adam.
    Trotzdem wirkte er beunruhigt und ich lächelte gequält.
    „Geh zu ihm. Er braucht dich.“
    Dennis umfasste mein Kinn. „So etwas passiert leider, Sadie …“
    „Ich weiß.“ Ich wischte die Tränen weg. „Es geht mir gut. Geh schon.“
    Er nickte erneut und klopfte mir auf die Schulter, bevor er in Adams Schlafzimmer verschwand. Erst dachte ich, dass ich weiterweinen würde. Aber dann nahm ich mir ein Beispiel an Adam und versank in derselben stoischen Ruhe.
    * * *
    September
    Ich war zwanzig Minuten zu spät am ersten Freitag im Monat. Ich hatte mir selbst immer wieder gesagt, dass ich nicht hingehen würde. Schließlich verließ ich eilig das Büro. Vor der verspiegelten Tür des Fahrstuhls fuhr ich mir durchs Haar und frischte den Lippenstift auf. Die Lunchtüte hielt ich fest an mich gepresst, als ich mit klackernden Pumps zu unserer Bank eilte. Die Sonne hatte in den letzten Tagen genug Kraft gehabt, sodass man draußen sitzen konnte, aber heute war es ein bisschen bewölkt und man brauchte eine Jacke.
    Mein Herz machte einen kleinen Satz, als ich um die Ecke kam und den kleinen, versteckten Ort unter den Bäumen sah, an dem wir in den letzten Monaten gesessen hatten. Er war da. Joe trug einen Anzug, den ich schon kannte. Für die Krawatte hatte ich ihm schon mal ein Kompliment gemacht. Als seine Augen meinen Blick auffingen, rutschte ich vor Schreck aus und stolperte.
    Joe war da. Aber er war nicht allein gekommen.
    Ich wusste sofort, wer sie war. Allein ihr blonder Zopf und die winzigen Perlenohrringe reichten mir. Lässig wandte sie sich zu mir um und beobachtete meinen uneleganten Auftritt.
    Joe stand nicht auf, als ich kam. Ebenso wenig lächelte er. Seine Hand ruhte auf der Rückenlehne der Bank und er umfasste so die weiche Schulter seiner Begleitung. Sie rückte näher an ihn heran und blickte kurz auf die Bank, als wollte sie sicher sein, dass dort kein Schmutz war.
    „Ist alles okay mit dir?“ Seine Stimme war neutral. Es schmerzte mich mehr, als wenn sie kühl gewesen wäre. „Du musst auf den Weg achten!“
    „Sie sollten hier wirklich häufiger reinigen“, sagte Priscilla. Sogar ihre Stimme war souverän und perfekt. „Sie hätten sich den Knöchel verstauchen können.“
    „Es tut mir leid“, hörte ich meine Stimme, als wäre sie weit weg. „Ich wusste nicht, dass die Bank schon besetzt ist.“
    Priscilla blickte auf das Bisschen Platz neben ihr. „Wir könnten beiseite rücken …“
    „Nein, schon okay.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich werde schon eine andere Bank finden.“
    „Bist du sicher?“, fragte Joe. Ich bemerkte, dass seine Finger den Nacken von Priscilla liebkosten. „Es ist genug Platz für drei.“
    Priscilla und ich blickten ihn an. Vermutlich dachten wir in diesem Moment dasselbe.
    „Nein, danke.“ Erneut schüttelte ich den Kopf und wandte mich zum Gehen. „Guten Appetit.“
    Bastard. Verdammter Bastard. Arschloch. Beschimpfungen übelster Sorte füllten meinen Kopf, während ich davoneilte. Hinter mir hörte ich ihn murmeln und fühlte, wie mir übel wurde, als ich ihr sanftes Lachen hörte.
    Hinter dem Lenkrad meines Wagens ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Ich schlug die Hände vors Gesicht. Aber die Spannung fiel nicht von mir ab, die Tränen machten es nur noch schlimmer. Ich presste mir die Fäuste so heftig auf die

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