Beichte eines Verfuehrers
Augen, bis ich ein Flimmern sah. Ich wollte mir selbst nicht zugestehen, dass ich mich in einem Kummer vergrub, den ich gar nicht fühlen durfte.
Das Gesicht, das mich aus dem Rückspiegel ansah, wies keine Ähnlichkeit mit mir auf, bis ich ein paarmal blinzelte und meine Tränen mit einer Handvoll Papiertaschentüchern abwischte. Ich zerfetzte die Taschentücher, weil es meine Hände beschäftigte, während ich mich langsam beruhigte. Nachdem ich die Fetzen von meinem Rock gesammelt hatte und sie in einer Plastiktüte entsorgt hatte, war ich langsam wieder in der Lage, mit dem Auto heimfahren zu können.
Ich hatte nie die Angewohnheit gehabt, im Laufe des Tages mein Make-up zu erneuern. Aber heute musste es sein. Zehn Minuten verbrachte ich damit, meine Lippen nachzuziehen und meine Wangen zu pudern. Allerdings hatte ich keine Wimperntusche dabei, um den Schaden zu beheben, den meine Tränen verursacht hatten.
Die Schluchzer fühlten sich in meiner Kehle an wie Dornen. Aber so war es doch immer mit Joe gewesen, oder nicht? Überall Dornen, keine Rosen. Ich hatte meine Lektion gelernt – auf die schmerzhafte Weise.
13. KAPITEL
Ich konnte meine Erleichterung kaum verbergen, als Adam mir erzählte, dass seine Mutter und seine Schwester uns doch nicht besuchen kamen.
„Haben sie gesagt, ob sie ein anderes Mal kommen wollen?“ Ich legte meine Tragetasche, in der ich ein Buch, mein Strickzeug und ein paar Arbeitsunterlagen verstaute, auf den Lehnstuhl neben Adams Bett.
„Nein.“
Ich blickte ihn nicht an, während ich meine Sachen auf dem kleinen Tisch neben dem Stuhl arrangierte. Schließlich entrollte ich den Schal, an dem ich schon seit Ewigkeiten strickte. Über die freitäglichen Rituale musste ich nicht nachdenken, meine Hände machten automatisch das Richtige. Ich stocherte in einem kleinen Loch im Bezug des Lehnstuhls herum, aus dem das Füllmaterial quoll und musste daran denken, das Loch zu reparieren, bevor es größer wurde.
„Ich muss nur schnell Nadel und Faden holen“, sagte ich und wollte schon gehen, als ich Adams Blick bemerkte.
„Sadie.“ Die Art, wie er meinen Namen aussprach, erinnerte an einen Eisberg, an dem mein Herz zerschellte. „Ich habe ihnen gesagt, dass sie nicht kommen sollen.“
Die Stricknadeln in meinen Händen klapperten, als ich meine zitternden Hände zusammenpresste. Ich legte das Strickzeug beiseite. „Warum?“
„Ich schaffe es im Moment einfach nicht.“
Ich hatte mich über die Maßen gefreut, dass sie nicht kamen. Zu hören, dass Adam es entschieden hatte, machte es noch ein bisschen besser. Ich trat zu ihm und strich durch sein Haar. Seine Haut war wärmer als sonst und ich schob die Bettdecke herunter, um seinen Körper zu kühlen.
Er blieb still, während ich arbeitete. Sein Blick hielt mich mehr gefangen, als es seine Hände getan hätten, wenn er sie nach mir ausgestreckt hätte. Ich legte meine Hände flach auf das zerknitterte Laken. Meine Finger glitten immer wieder über die Ecke. Früher hätte es ihn verrückt gemacht und er hätte mich davon abgehalten, aber jetzt konnte er nichts fühlen. Er konnte nur das Hin und Her meiner Arme sehen. Abrupt hielt ich inne.
Seine Augen sahen mich von oben bis unten an, und es fühlte sich für mich an, als würde er mich Schicht für Schicht ausziehen, bis ich nackt vor ihm stand.
„Tut mir leid, Sadie.“
„Du musst dich dafür nicht entschuldigen.“ Ich sagte es mit fester Stimme, um einem erneuten Streit vorzubeugen. „So ist es nun mal. Wir werden damit schon klarkommen, bisher haben wir das immer geschafft …“
„Nein!“ Er spuckte das Wort förmlich aus.
Ich lehnte mich vor. Diesmal wollte ich nicht nachgeben. „Doch.“
Früher konnte ich Auseinandersetzungen mit Adam nur gewinnen, wenn er nachgegeben hatte, nicht weil ich die besseren Argumente vorbrachte. Wenn wir stritten, war es immer chaotisch. Adam war dann Stimme, Wut und Präsenz, während ich still wartete, bis es vorbei war.
Aber dieses Mal nicht.
„Ich werde dich nicht aufgeben.“ Nachdrücklich schüttelte ich den Kopf. „Ganz egal, wie oft du dich wie ein Arschloch verhältst.“
Ich hatte gehofft, dass er auf meine Worte hin lächeln würde, aber sein Blick verdüsterte sich.
„Ich spiele nicht, Sadie. Das alles hier …“
„Was ist mit all dem?“ Meine Hand umklammerte das Laken. „Unsere Ehe? Unser Leben? Was meinst du, Adam?“
Es fühlte sich gut an, dass ich dieses Mal diejenige war, die angriff. Er
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