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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Gaspards besaß eine solid gemauerte Einfriedung, so löste sie ihren Arm von dem Berndorfs und setzte sich darauf. Sie warf einen Blick zur Seite, auf einen Grabstein mit hochragendem steinernem Kreuz, und erbat sich von Lukas die Stablampe. Sie
richtete den Lichtstrahl darauf, eine Carmen Ott ruhte hier, 1941 bis 1992, richtig alt bist du ja nicht geworden, dachte sie, aber sitzen darf ich doch bei dir, wir Mädchen tun uns nichts.
    »Machst du bitte die Lampe wieder aus?«, bat Berndorf. »Vorerst muss es so gehen.«
    Walleter holte aus seiner Werkzeugkiste eine Art Stab, der sich zu einer langen dünnen Stahlrute auseinanderziehen ließ, reichte ihn Berndorf und nickte ihm zu. »Ich schau mal, wo ich eine Schaufel find«, sagte er noch und ging den gekiesten Weg zurück, den Bund mit den Dietrichen in der Hand.
    Berndorf wandte sich an Lukas und wollte wissen, wo ungefähr die Urne beigesetzt worden war. Lukas näherte sich - etwas widerstrebend, wie es schien - dem Grabstein. »Hier unten«, sagte er, fast flüsternd, und deutete auf die Kopfseite des Grabs.
    Berndorf stellte sich neben den Grabstein, stocherte die Stahlrute ins Erdreich und drückte sie nach unten. Die Anwältin sah ihm zu, das Erdreich war offenbar locker, denn die Sonde ließ sich tief ins Grab versenken, so tief, dass Berndorf sich dabei niederkniete. Für einen Augenblick verstärkte sich die Dunkelheit, Elaine blickte nach oben, eine Wolke hatte sich über den halben Mond geschoben, plötzlich schien das Grabkreuz der Carmen Ott drohend über Elaine in den Himmel zu ragen. Altes Mädchen, du wirst doch nicht! Sie stand hastig auf, so hastig, dass sie fast wieder eingeknickt wäre.
    »Nein«, sagte Berndorf, schüttelte den Kopf und zog die Sonde wieder heraus, hielt plötzlich inne. Von jenseits der Friedhofsmauer kläffte ein Hund, das Kläffen brach ab, offenbar durch einen heftigen Ruck an der Leine abgewürgt. »Hallo?«, rief eine Menschenstimme, »ist da jemand?«
    Berndorf ließ die Hand sinken, die die Sonde hielt, und blieb einfach stehen. Die Stimme draußen, nun schon wieder gedämpfter, sagte ein: »Nun komm schon!«, Schritte entfernten sich, Stille kehrte ein.
    Berndorf setzte die Stahlrute einige Zentimeter weiter neu an und schob sie durch das Erdreich. Lukas sah ihm zu, die Arme
um den Brustkorb gelegt. Er friert wirklich, dachte die Anwältin und unterdrückte das Bedürfnis, den jungen Mann in den Arm zu nehmen. Das wäre ja noch schöner, dachte sie: heute in den Arm nehmen und morgen womöglich in den Knast stecken lassen, nur damit der Hauptmann Morny herauskann...
    »Vielleicht sollten Sie es doch ein paar Zentimeter weiter weg versuchen«, sagte Lukas, »weiter weg vom Grabstein, meine ich.« Berndorf nickte und zog die Sonde wieder heraus. Über den Kiesweg kam Walleter zurück, zwei Spaten in der Hand.
    »Moment«, sagte Berndorf, halb über die Stahlrute gebeugt, mit der er tief im Erdreich etwas abzutasten schien. »Der Sarg ist es noch nicht … natürlich kann es auch ein Stein sein …«
    »Wir versuchen es mal«, sagte Walleter und reichte Lukas ganz selbstverständlich den zweiten Spaten, offenbar hielt er Berndorf für zu alt oder zu ungeschickt, um ihm die schwerere Handarbeit anzuvertrauen. Der ließ es sich gefallen, stellte sich neben Elaine und sah zu, wie sich die beiden anderen Männer daranmachten, das Grab zu öffnen. Es ging zügig voran, Walleter und Lukas arbeiteten im Takt, abwechselnd stieß der eine Spaten ins Erdreich, dann wieder der andere.
    »Du bist sicher«, fragte Elaine halblaut, »dass wir hier etwas finden werden?«
    »Sicher sind sich nur Dummköpfe«, kam die Antwort.
     
     
     
    Und habe mich vergewissert, ob bei diesem Gerät aktuelle Anrufe oder Mitteilungen eingegangen waren. Dies war nicht der Fall, und so habe ich keine weiteren Überprüfungen vorgenommen, sondern das fragliche Mobiltelefon an den kriminaltechnischen Dienst zur Untersuchung weitergegeben. Zu eventuell vorhandenen Anruf- oder Telefonlisten kann ich keine Angaben machen.«
    Kuttler überflog den Text noch einmal, dann unterschrieb er ihn, ohne zu zögern, und während er das alles tat, wunderte er sich ein wenig über sich selbst. Er hatte soeben eine Erklärung unterzeichnet, von welcher zumindest der Auftraggeber - der
Leitende Kriminaldirektor Steinbronner - wissen musste, dass sie gelogen war. Warum?
    Erstens mochte es für jemanden hilfreich sein, der bei ihm sowieso etwas guthatte. Zweitens hatte man

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