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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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ihn Steinbronner. »Sonst hätten Sie schon längst in Schussenried nachfragen müssen, ob denen dort ein Dr. Frankenstein entsprungen ist... Was ist mit diesen Tabletten - die haben doch Sie in Eisholms Hotelzimmer gefunden?«
    »Eisholm litt an Depressionen«, sagte Kuttler. »Dr. Drautz meinte aber, er habe das unter Kontrolle gehabt...«
    »Elaine Drautz meint das!« Steinbronner packte den Bleistiftstummel, als wolle er ihn nach Kuttler werfen. Plötzlich sprach er weiter, mit einer fast sanften Stimme. »Nun gut. Wenn Frau Drautz das meint, ist ja alles paletti, dann glauben wir das und brauchen auch gar nicht mit Eisholms Seelenklempner reden … Aber zurück zu diesem Lokführer. Wie genau hat dieser Zeuge gesehen, was er da gesehen haben will?«

    Erneut zögerte Kuttler. Wieder spürte er den Griff, mit dem Dorpat sein Handgelenk gepackt und ihn vorgeführt hatte. »Er sagte wohl, es habe nicht so ausgesehen, als sei der Mann - also Eisholm - freiwillig vor den Zug gesprungen...«
    »Ah ja? Der Mann ist also Experte dafür, wie es aussieht, wenn einer freiwillig vor den Zug springt?«
    »Er wollte sich nicht festlegen«, meinte Kuttler. »Er war nur sicher, dass er keinen zweiten Mann gesehen hat. Ein Kollege vom LKA hat daraus abgeleitet …«
    »Abgeleitet hat er?«, fiel ihm Steinbronner ins Wort, »na wunderbar. Sagen Sie mal, Kollege - wundert es Sie eigentlich noch, dass Sie bisher keinen ernsthaft Tatverdächtigen gefunden haben?«
    »Jetzt kann ich Ihnen nicht ganz folgen …«
    »Menschenskind, Kuttler! Wenn der Lokführer sagt, er habe keinen zweiten Mann gesehen, dann könnten sogar Sie und Ihre Kollegen - die vom LKA eingeschlossen - doch irgendwann einmal auf den Gedanken kommen, dass es einen solchen zweiten Mann vielleicht gar nicht gegeben hat.« Steinbronner wandte sich wieder seinen Papieren zu. »Sie werden deshalb morgen diesen Lokführer noch einmal einvernehmen, und zwar so, dass im Protokoll das - und nur das! - steht, was der Mann auch wirklich gesehen hat. Und wenn Sie das protokolliert haben, dann reden Sie gefälligst mit dem Doktor, der dem Eisholm seine Psychopillen verschrieben hat … Und jetzt gehen Sie mit Gott, aber gehen Sie!«
     
     
     
    Wolken rissen auf, und der Mond warf sein kalkiges Licht auf eine niedrige Mauer, in die ein Tor mit einem schmiedeeisernen Gitter eingelassen war. Elaine hatte sich bei Berndorf eingehängt, noch immer tat ihr der eine Fuß weh, bei jedem Schritt spürte sie die verletzte Sohle, so sehr, dass sie - als sie von der Ruine herabgestiegen waren - Berndorf gebeten hatte, den Roadster zu fahren. Es war lange her, dass ein Mann oder überhaupt irgendjemand diese Ehre gehabt hatte...

    Berndorf blieb stehen, auch Lukas, der ihnen gehorsam folgte, als sei er mittlerweile schon dankbar dafür, dass wenigstens irgendjemand zu wissen schien, was zu tun war. Walleter trat an ihnen vorbei auf das Tor zu, eine Werkzeugtasche in der Hand, schweigend, mit bedächtiger Würde, stellte die Tasche ab, holte einen Bund Dietriche heraus und begann, einen Dietrich nach dem anderen an dem Torschloss auszuprobieren.
    »An der Seite muss noch ein anderer Eingang sein«, flüsterte Lukas. »Kann sein, dass der gar nicht abgeschlossen wird …«
    Elaine nickte und lächelte ihm zu, vielleicht auch nur, um ihm zu zeigen, dass sie ihn sehr tapfer fand. Ganz bestimmt fror er in seinem nassgeschwitzten Trainingsanzug, denn bis zu seinem Versteck in der Ruine musste er mehrere Kilometer gerannt sein.
    Mit leisem Klicken schloss Walleter das Tor auf und schob den einen Torflügel zurück. Berndorf und Elaine blickten auf Lukas, der nickte und ging voran, die anderen folgten, und Walleter schob das Tor wieder zu. Links von ihnen sah Elaine ein Bauwerk, das an einem anderen Ort eine Konzertmuschel hätte abgeben können, hier war es wohl die Aussegnungshalle. Rechts lagen die ersten Gräber, und das Mondlicht war so hell, dass die Grabsteine Schatten warfen.
    Lukas schritt zügig aus, so dass Elaine Mühe hatte, an Berndorfs Arm mitzuhumpeln.
    »Etwas langsamer«, bat sie.
    Lukas verlangsamte den Schritt. »Wir sind gleich da«, sagte er und schlug einen gekiesten Seitenweg ein, der in den älteren Teil des Friedhofs führte. Vor ihnen erhob sich ein Findlingsstein, Lukas blieb stehen, schaltete die Stablampe ein und leuchtete die Inschrift an, sie waren am Grab von Otto und Marianne Gaspard angekommen.
    »Nett«, sagte Elaine und sah sich um. Das Grab neben dem der

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