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Beim Blick in deine Augen

Beim Blick in deine Augen

Titel: Beim Blick in deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick
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neugierig bin.“
    „Oder weil du tief in deinem Herzen weißt, dass ich die Wahrheit sagen könnte?“
    „Nicht in diesem Fall.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem kalten Lächeln. „Ich gehe nämlich nicht mit Kellnerinnen ins Bett.“
    Es tat weh. Oh, es tat weh – aber wahrscheinlich war das seine Absicht. Laura zwang sich, nicht auf die Beleidigung einzugehen, und wand sich unter seinem wütenden Blick. „Vielleicht jetzt nicht mehr – aber ich kann dir versichern, dass es einmal anders war.“
    Etwas in ihrer ruhigen Sicherheit – in der Art, wie sie dastand und ihn trotzig ansah – ließ Constantine über die bizarre Möglichkeit nachdenken, dass sie die Wahrheit sagte. Dass es vielleicht stimmte. Er blickte ihr tief in die Augen und suchte nach einem Hinweis darauf, worum es hier eigentlich ging. Doch er sah nur drängende Qual in den grauen Tiefen, und plötzlich spürte er einen schmerzhaften Stich. Augen wie Sturmwolken.
    Sturmwolken.
    Noch eine Erinnerung tauchte in seinen Gedanken auf. „Lass mich dein Haar sehen“, befahl er ihr leise.
    „Aber …“
    „Löse den Knoten.“
    Beeindruckt von dem sanften Befehlston in seiner Stimme und geschwächt von dem Spott in seinen Augen, griff Laura mit ihrer Hand nach oben. Zuerst nahm sie die Rüschenhaube ab, die sie auf den Boden fallen ließ – die würde sie ganz sicher nicht mehr brauchen. Dann begann sie mit zitternden Fingern, die Nadeln aus ihrer Frisur zu ziehen.
    Erleichtert, den strengen Knoten endlich los zu sein, schüttelte sie ihr Haar bis es ihr lose über die Schultern fiel. Nur vage nahm sie wahr, wie Constantine scharf einatmete.
    Er beobachtete, wie Locke nach Locke herunterfiel – eine seidige Strähne nach der anderen. Feines Haar, aber Massen davon. Haar, das wie ein langweiliger, unscheinbarer Helm ausgesehen hatte, jetzt jedoch wie Honig und Sand schimmerte. Ihr Gesicht war immer noch blass – und ihre dunkelgrauen Augen sahen riesig aus.
    Sturmwolken, dachte er erneut, als noch mehr Erinnerungen vor seinem geistigen Auge auftauchten, wie ein Bild, das langsam klarer wurde.
    Eine kleine englische Hafenstadt. Ein unbelastet verbrachter Sommer ohne den Druck der Verantwortung für das Familienunternehmen. Das Verlangen, aus Griechenland zu fliehen, weil sich der Todestag seiner Mutter jährte – eine Zeit, zu der sein Vater unerträglich rührselig wurde, obwohl ihr Tod schon viele Jahre zurücklag.
    Sein Vater hatte ihm versprochen, ihm mehr Verantwortung im Schiffsimperium der Karantinos’ zu übertragen, und in diesem Sommer war Constantine klar geworden, dass er bald keine Zeit mehr haben würde, den jährlichen vierwöchigen Segeltörn zu unternehmen, den er so liebte. Dass dies seine letzte Chance war, seine Freiheit auszuleben. Und er hatte recht behalten. Später in diesem Sommer war er nach Griechenland zurückgekehrt und hatte zum ersten Mal Zugang zu den Firmenkonten bekommen – nur um mit wachsendem Unglauben festzustellen, wie schlimm es um die Finanzen der Familie stand. Und wie sehr sein Vater in seiner Trauer um seine verstorbene Frau das Geschäft vernachlässigt hatte.
    In diesem Urlaub war er zum letzten Mal wirklich jung gewesen. Er hatte den Alltag hinter sich gelassen, war in seine ältesten Jeans geschlüpft und ziellos durchs Mittelmeer gekreuzt, hatte in der Sonne gelegen und gespürt, wie das Gefühl der Anspannung langsam nachließ. Er war nicht auf der Suche nach Frauen gewesen – es gab immer eine Frau, wenn ihm danach war. Aber er wollte nur Ruhe. Also las er Bücher. Schlief. Schwamm. Ging angeln.
    Während die Tage vergingen, war seine olivbraune Haut dunkler geworden. Sein schwarzes Haar wurde länger, wellte sich in seinem Nacken, sodass er ausgesehen hatte wie ein Freibeuter aus längst vergangener Zeit. Er war um England herumgesegelt, um das Land zu erkunden – etwas, dass er schon tun wollte, nachdem ihm eine Englischlehrerin Geschichten über ihr Land vorgelesen und in ihm den Wunsch geweckt hatte, diese unvorstellbare Welt voller Schlösser und grüner Felder zum Leben erwachen zu sehen.
    Und schließlich war er in dem kleinen Hafen von Milmouth vor Anker gegangen und hatte ein Hotel entdeckt, das aussah, als stamme es direkt aus einem historischen Film. Kleine alte Damen saßen an Tischen auf einer wunderschönen smaragdgrünen Wiese und aßen Buttercremetorte, während er in ausgebleichten Jeans und einem T-Shirt darüber lief. Mehrere der alten Damen starrten ihn an, als er

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