Beim Blick in deine Augen
Und danach habe ich es noch mehrfach versucht.“
Normalerweise immer um Alex’ Geburtstag herum, wenn ihr Sohn anfing, Fragen zu stellen, und sie sich danach sehnte, dem kleinen Jungen seinen größten Wunsch erfüllen zu können.
„Das Ergebnis war immer das Gleiche“, sagte sie verbittert. „Es spielte keine Rolle, wie ich es formulierte oder auf welche Weise ich es versuchte – ich bin nie zu dir durchgekommen.“
Constantine schwieg einen Moment, während er über ihre Worte nachdachte. Denn jetzt konnte er sich genau vorstellen, was passiert war. Ein unbekanntes englisches Mädchen, das anrief und bat, zu kyrios Constantine durchgestellt zu werden – und das man abgewehrt hatte wie eine lästige Fliege. Mit den Briefen war es genauso gewesen. Sie waren geöffnet und gelesen worden. Wer hatte die Entscheidung getroffen, sie ihm nicht zu zeigen?, fragte er sich und seufzte dann, weil es etwas war, das er tatsächlich glauben konnte.
Die Phalanx, eine uralte griechische Schlachtformation, bei der eine Gruppe verteidigungsbereit dicht zusammen stand, existierte auch im modernen Griechenland. Constantine verzog den Mund zu einem schalen Lächeln. Es stand seinen Mitarbeitern nicht zu, ihn derart abzuschirmen, aber er konnte verstehen, was sie dazu veranlasst hatte. Frauen verfolgten ihn ständig – woher sollte sein Stab wissen, dass ausgerechnet diese Frau tatsächlich die Wahrheit sagte. Vielleicht die Wahrheit sagte, erinnerte er sich. Nur vielleicht .
„Hast du ein Foto?“, wollte er wissen. „Von dem Kind?“
Laura nickte und schluckte erleichtert. Endlich! Es war doch sicher ein gutes Zeichen, dass er ein Foto von Alex sehen wollte? Würde er nicht einen Blick auf seinen wundervollen schwarzäugigen Sohn werfen und sofort wissen, dass nur er der Vater sein konnte? „Es ist … es ist in meiner Handtasche – unten im Umkleideraum für die Angestellten. Soll ich es holen?“
Constantine verspürte einen merkwürdigen Widerwillen, sie aus den Augen zu lassen. Als würde sie dann auf Nimmerwiedersehen in die Nacht verschwinden. Aber wäre das nicht die ideale Lösung? Die Frage kam aus dem Nichts, doch Constantine verdrängte sie hastig. Er starrte in diese tiefen grauen Augen, und sein Mund wurde plötzlich trocken. „Ich komme mit.“
„Aber ich …“
Schwarze Augenbrauen hoben sich. „Aber was?“
Laura hatte sagen wollen, dass man sie feuern würde, wenn sie mit einem der Gäste durch das Hotel lief – aber dann fiel ihr wieder ein, dass sie hier ja auch nicht wieder arbeiten wollte. „Die Leute werden reden“, sagte sie. „Wenn man dich sieht, wie du eine Kellnerin in den Umkleideraum für die Angestellten begleitest.“
„Sollen sie reden“, gab er zurück. „Ich glaube, nach deinem dramatischen Auftritt in meiner Suite ist es ein bisschen spät, sich darüber Sorgen zu machen!“ Er zog die Tür auf, ging hinaus und überließ es Laura, ihm zu folgen, während er in schnellem Griechisch etwas zu den beiden Wachleuten sagte.
Sie fuhren mit dem Penthouse-Lift nach unten, der kleiner geworden zu sein schien, seit sie zuletzt damit gefahren war. Laura war sich Constantines Nähe und der Art, wie sein muskulöser Körper den kleinen Raum dominierte, schmerzhaft bewusst. Sie stand dicht genug bei ihm, um den seidigen Glanz seiner Haut zu sehen und den berauschenden männlichen Duft wahrzunehmen, der ihn umgab. Dicht genug, dass sie ihn hätte berühren können …
Und Constantine wusste, dass er diese Wirkung auf sie hatte; er spürte, wie ihr Atem flacher wurde – wie ihr Herz wild unter der dünnen Haut an ihren Schläfen schlug. Begehrte sie ihn, wie Frauen es immer taten, und war es Wut, die seinen Körper darauf reagieren ließ? Die für dieses plötzliche Ziehen in seinen Lenden verantwortlich war? Für das wilde Verlangen, ihre Beine zu öffnen und sie an sich zu pressen, damit er tief in ihren Körper stoßen und seinen Zorn damit lindern konnte? Was hatte dieses unscheinbare kleine Ding nur an sich, dass er plötzlich von einer Welle des Begehrens überspült wurde?
Er schluckte, weil seine Kehle sich plötzlich unerträglich trocken anfühlte, während der Lift anhielt und die Türen sich auf einer der unterirdischen Etagen des Hotels öffneten, von denen er nicht gewusst hatte, dass sie existierten. Laura ging voraus durch einen Irrgarten von Fluren, bis sie den Umkleideraum erreichte.
„Warte hier“, sagte sie atemlos.
Aber er streckte die Hand aus und hob ihr
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