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Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)

Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)

Titel: Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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in seine Lungen. Wie eine riesige Schlange wand sich die Bahn durch einen Wald, die Dächer vom Mond erhellt. Zahar hustete Ruß aus und lief in geduckter Haltung über den Zug, die Krallen ins Dach getrieben, um vom Fahrtwind nicht hinuntergeweht zu werden. Er sprang von einem Wagen auf den anderen, schaute immer wieder kopfüber in die Fenster, bis er in einem geschlossenen Abteil David entdeckte. Er lag auf der Sitzbank und schlief. Ein Arm hing herunter, in der anderen Hand hielt er das Notizbuch an seinen Bauch gedrückt. Es war aufgeschlagen.
    Hinter Zahars Brustbein zog es schmerzhaft. David konnte es wohl kaum erwarten, die Arbeit seines Vaters fortzuführen. Er sah erschöpft aus, Schatten hingen unter seinen Augen, die Lider waren gerötet.
    Zahars Klauen gruben sich in die Außenwand. David hatte geweint. Er wirkte so traurig und unschuldig, wie er da lag. Aber das täuscht e. Wenigstens war David in Sicherheit. In allen Ecken der geschlossenen Kabine lagen Kristalle, die Tür schien verriegelt. David hatte sich erneut entschieden, eine der teuren Einzelkabinen zu nehmen, wo sie beide ungestört gewesen wären.
    Wie schön war es gewesen, sich ein Leben an der Seite dieses Mannes zu erträumen. Seine Zukunft platzte wie eine Seifenblase.
    Zahar wollte sich eben zurückziehen, als eine Träne über Davids Wange kullerte.
    Verdammt, er konnte ihn nicht traurig sehen! Und warum weinte er? Weil ihn sein Versuchsobjekt verlassen hatte?
    Die Szene im Badezimmer kam ihm immer irrealer vor. Er musste diese kranken Pläne noch einmal aus Davids Mund hören oder er würde ewig zweifeln. An sich, seinem Verstand, an allem.
    Langsam schob er das Fenster hoch. Es quietschte.
    David setzte sich abrupt auf,starrte ihn an. »Ich bin so froh, dass du da bist!« Das Buch rutschte zu Boden, doch David beachtete es nicht.
    Zahar sprang in die Kabi ne und schloss d as Fenster. »Ich bin nicht hier, um dein Versuchsobjekt zu werden«, sagte er halb knurrend.
    David schüttelte den Ko pf. Als er aufstand, liefen neue T ränen über sein Gesicht. »Das war nicht ich, der zu dir gesprochen hat. Der Geist meines Vaters ist in mich eingedrungen. Jetzt ist er weg, dank des Amuletts.«
    Der Geist seines Vaters? Was für eine hanebüchene Ausrede! »Ich will es sehen.« Zahars Herz schlug schneller vor Hoffnung, dennoch blieb er skeptisch.
    David zog den Anhänger aus dem Kragen seines Hemdes. »Bitte glaube mir. Nichts, was ich gesagt habe, stammte von mir.«
    Zahar musterte ihn. Seine Augen besaßen nicht diesen irren Glanz wie zuvor. Da erinnerte sich Zahar an Jules Vernes Worte: Ich habe keinen Zugang zu seinem Geist.
    Wie dumm von ihm! Was, wenn das wirklich nicht David gewesen war? »Du hast nie vom Geist deines Vaters gesprochen.«
    »Ich wusste nichts von ihm!«
    »Erzähl mir alles.«
    David setzte sich und Zahar nahm auf der Bank gegenüber Platz.
    »Als wir im Hotel ankamen, wirktest du wie immer auf mich.«
    »Das war ich«, sagte David. »Es passierte, als ich ins Badezimmer ging, um die Kette zu suchen. Ich hatte sie im Abfluss gesehen und wollte mich gerade nach ihr bücken, da spürte ich, wie etwas in mich fuhr und meinen Atem aus den Lungen presste. Ich wollte Luft holen und konnte es nicht. Eine Männerstimme erklang in meinem Kopf und redete auf mich ein. Ich wollte nach dir rufen, zu dir laufen, konnte mich aber weder bewegen noch sprechen.«
    »Was hat die Stimme dir gesagt?«, fragte Zahar. Er zitterte vor Aufregung.
    »Dass ich keine Angst haben bräuchte. Ich bin es, dein Vater, hat sie ständig wiederholt. Jetzt wird alles gut.« David stützte die Ellbogen auf seine Oberschenkel. »Ich habe gefühlt und gesehen, was er erlebt hat und für Pläne schmiedete. Es war grauenvoll! Du hast ja mitbekommen, was er von uns verlangt hat! Ich wollte nach dem Amulett greifen, aber Vater verbot es mir.«
    »Es schützt dich wohl vor mehr als nur Dämonen.«
    David nickte. »Erinnerst du dich an Grannys Telegramm?«
    »Ja, sie riet dir, die Kette nicht abzulegen.«
    »Granny darf mir einiges erklären. Sie muss gewusst haben, dass Vaters Geist unter uns weilt.«
    »Ob sie seine Pläne kannte?« Zahar fühlte sich leicht wie eine Feder. Er sprach mit dem David, den er kannte. Wie froh er war, nach ihm gesehen zu haben. In seinem Kopf erschien das Bild, das Jules ihnen gezeigt hatte, wie sie sich als alte Männer im Bett die Hände gereicht hatten. Zwar konnte sich die Zukunft ständig ändern, aber Zahar wollte an diesem

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