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Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)

Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)

Titel: Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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Bild festhalten. Genau so sollte es kommen.
    David seufzte. »Ich weiß nichts mehr. Mein Leben steht auf dem Kopf, alles bricht unter mir weg.«
    Du hast mich , wollte Zahar sagen, fragte stattdessen: »Wie bist du seinen Geist losgeworden?«
    »Nachdem du aus dem Badezimmer gestürmt bist, hatte ich all meinen Willen gesammelt. Dich derart verletzt zu sehen, hat mich fast umgebracht. Als du mich fragtest, ob ich dich liebe, wollte ich Ja schreien, konnte jedoch nicht.«
    »Du liebst mich?« Zahars Herz machte einen Satz.
    »Ich glaube, ich habe mich schon in dich verliebt, als du mich vom Fenster weggezogen hast und ich auf dich fiel.«
    Zahar wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Dieses Geständnis machte ihn zum glücklichsten Gargoyle auf der ganzen Welt. Er wollte David seine Liebe ebenfalls gestehen, allerdings war seine Zunge wie gelähmt.
    Wohl um das peinliche Schweigen zu beenden, fuhr David fort: »Nachdem ich es geschafft hatte, die Kette aus dem Abfluss zu ziehen, gehörte mein Körper sofort mir. Aber du warst weg und ich dachte, ich sehe dich nie wieder.«
    Als David aufschluchzte, setzte sich Zahar schnell neben ihn und zog ihn in seine Arme. »Ich werde mich nicht mehr so schnell täuschen lassen«, versprach er. »Bloß klang das alles so überzeugend, vor allem, weil ich wusste, dass du deinem Vater geholfen hast bei seinen Experimenten.«
    David klammerte sich fest an ihn. »Ich kann mich wirklich an nichts erinnern.«
    Zahar glaubte ihm. »Gibt es einen Zauber, der das Vergessen rückgängig machen kann?« Zärtlich strich er David durchs Haar und genoss seine Nähe, erleichtert darüber, dass sich alles zum Guten gewendet hatte.
    »Ich glaube schon. Nur weiß ich nicht, ob ich das möchte.«

***

    Die Reise bis Calais verlief ohne Zwischenfälle. Da David den Koffer mit Zahars Sachen dabei hatte, konnte er ihn neu einkleiden. Schuhe waren allerdings nur die mit dem herausgeschnittenem Sohlenstück übrig. Zahar mochte diese ohnehin lieber. Gemeinsam begannen sie, die Aufzeichnungen während der Zugfahrt zu entschlüsseln, hielten jedoch Abstand voneinander. Zahar war müde und fühlte sich schwach, weil er nicht geschlafen hatte.
    David legte das Buch bald zur Seite. Plötzlich wollte er nicht mehr wissen, was für Gräueltaten sein Vater begangen hatte. Da David von Jules wusste, dass es in diesem Jahrhundert keine Lösung für das Problem der Gargoyles gab, brauchte er sich die Aufzeichnungen nicht weiter antun. Dennoch war er froh, diese Reise mit Zahar gemacht zu haben. Sie hatte so viel Licht in sein und Zahars Leben gebracht, so viel Erkenntnis. Lieber kannte er die Wahrheit. Er wusste, welche Motive hinter dem Mord an seinen Eltern steckten und konnte endlich damit abschließen. Bannister war tot, die Dämonen ließen sie hoffentlich in Ruhe … Nur der Geist seines Vaters bereitete ihm Magenschmerzen.

Beim Morgengrauen, nachdem sie in der Küstenstadt ein Zimmer genommen hatten, verwandelte sich Zahar sofort zu Stein und David legte sich erschöpft ins Bett.
    Am Abend ging ihre Reise weiter, über den Ärmelkanal und mit dem Zug zurück nach London. Keine Dämonen belästigten sie und Vaters Geist machte sich ebenfalls nicht bemerkbar. Aber hatte David ihn jemals bemerkt? Er erinnerte sich an unheimliches Knarzen im Haus, schlurfende Schritte und andere Geräusche, die ihn besonders nachts geängstigt hatten. Vielleicht war das nicht allein Zahar gewesen.

***

    Um drei Uhr morgens waren sie in London angekommen. Zahar brachte David bis zu seinem Haus. Er würde seiner Großmutter berichten, was sich mit dem Geist seines Vaters zugetragen hatte und Zahar würde sofort zu Nuriel gehen.
    »Ich würde dich mitnehmen, wenn ich könnte«, sagte Zahar, als sie im düsteren Treppenhaus standen und sich flüsternd verabschiedeten. »Aber ich darf dir nicht zeigen, wo sich m ein Klan versteckt. Das hat nichts damit zu tun, dass ich dir nicht vertraue.«
    »Schon gut, geh nur. Ich möchte dich auch nicht in Schwierigkeiten bringen.« David streichelte über seine Wa nge. »Ich weiß außerdem längst, wo sich deine Brüder und Schwestern aufhalten.«
    Zahar war schockiert. »Der Geist deines Vaters. Er hat mich verfolgt!«
    David nickte. »Ich kannte all seine Gedanken, als er in meinem Körper steckte. Das Meiste habe ich vergessen, nur d as fiel mir eben wieder ein. Sie leben …«
    »Pst, sag es nicht.« Nuriel hatte seine Ohren überall und wenn der herausfand, was David erfahren hatte

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