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Beim Leben meiner Schwester

Titel: Beim Leben meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Schlepptau auf mich zugelaufen. » Mi hija «, schrie sie und gestikulierte wild. » Mi hija!«
    Â» ¿ Dónde está? « Ich stellte mich direkt vor sie, damit sie nur mein Gesicht sah, nichts anderes. » ¿ Cuantos años tiene? «
    Sie zeigte auf ein Fenster im ersten Stock. » Tres «, schrie sie.
    Â»Captain«, rief Caesar, »wir sind soweit.«
    Ich hörte die Sirenen eines zweiten Löschzugs, die Reservejungs, die zu unserer Unterstützung kamen. »Red, nimm die Nordwestecke des Dachs aufs Korn. Paulie, du hältst einfach auf die Flammen drauf und drängst das Feuer zurück. Im ersten Stock ist ein Kind. Ich geh rein und versuch, es rauszuholen.«
    Es war keine filmreife Großtat – keine Szene, mit der der Held einen Oscar gewinnt. Wenn ich beim Reingehen gesehen hätte, daß die Treppe weg war … oder das Haus jede Sekunde einstürzen könnte … oder wenn die Temperatur da drin so hoch gewesen wäre, daß sich alles schlagartig hätte entzünden können – dann hätte ich den Rückzug befohlen. Die Sicherheit der Rettungskräfte kommt vor der Sicherheit des Opfers.
    Immer.
    Ich bin ein Feigling. Manchmal bleibe ich nach Ende meiner Schicht noch länger und rolle Schläuche auf oder mache frischen Kaffee für die nächste Crew, anstatt gleich nach Hause zu fahren. Ich habe mich schon oft gefragt, wieso ich an einem Ort, an dem ich meistens ein- oder zweimal pro Nacht aus dem Schlaf gerissen werde, mehr Ruhe finde als bei meiner Familie. Ich glaube, es liegt daran, daß ich mir in einer Feuerwache keine Sorgen machen muß, daß irgendein Notfall eintritt – wir warten ja förmlich darauf. Aber sobald ich zu Hause durch die Tür trete, befürchte ich irgendwas Schlimmes.
    Einmal, als Kate in der zweiten Klasse war, hat sie einen Feuerwehrmann mit Heiligenschein um den Helm gemalt. Und sie hat ihren Mitschülern erklärt, daß man mich nur in den Himmel lassen würde, wenn ich nämlich in die Hölle käme, würde ich da alle Feuer löschen.
    Das Bild habe ich heute noch.
    Ich haue ein Dutzend Eier in eine Schüssel und rühre kräftig um; in einer Pfanne brutzelt schon der Schinkenspeck, in einer zweiten wird das Öl für die Pfannkuchen heiß. Feuerwehrleute essen zusammen – wir versuchen es wenigstens, bevor der nächste Alarm losgeht. Dieses Frühstück wird ein Festschmaus für meine Jungs, die noch dabei sind, sich die Erinnerungen an die vergangene Nacht vom Körper zu duschen. Hinter mir höre ich Schritte. »Setz dich schon mal«, rufe ich über die Schulter. »Ist gleich soweit.«
    Â»Oh, sehr freundlich, aber nein danke«, sagt eine Frauenstimme. »Ich möchte mich nicht aufdrängen.«
    Ich drehe mich um, den Schneebesen in der Hand. Eine Frauenstimme in diesen Räumen zu hören ist überraschend. Und eine Frau, die kurz vor sieben hier auftaucht, ist noch ungewöhnlicher. Sie ist klein und hat wildes Haar, bei dessen Anblick ich an einen Waldbrand denken muß. Ihre Finger sind voller blitzender Silberringe. »Captain Fitzgerald, ich bin Julia Romano, die Verfahrenspflegerin, der Annas Fall zugeteilt wurde.«
    Sara hat mir von ihr erzählt – die Frau, auf die der Richter hören wird, wenn es hart auf hart kommt.
    Â»Das riecht köstlich«, sagt sie lächelnd. Sie kommt näher und nimmt mir den Schneebesen aus der Hand. »Wenn ich jemanden kochen sehe, muß ich einfach mithelfen. Ist wohl eine genetische Fehlbildung.« Sie öffnet den Kühlschrank und kramt darin herum. Dann holt sie ausgerechnet ein Glas Meerrettich hervor. »Ich würde mich gern ein paar Minuten mit Ihnen unterhalten.«
    Â»Gern.«
    Meerrettich?
    Sie klatscht einen ordentlichen Löffel von dem Zeug in die Eier, nimmt dann geriebene Orangenschale und Chilipulver vom Gewürzregal und fügt von beidem eine kräftige Prise hinzu. »Wie geht’s Kate?«
    Ich gieße eine Schöpfkelle Teig ins Öl und sehe zu, wie er die ersten Blasen wirft. Als ich den Pfannkuchen wende, ist die Unterseite gleichmäßig hellbraun. Ich habe heute morgen schon mit Sara gesprochen. Kate hatte eine ruhige Nacht. Sara nicht. Aber das lag an Jesse.
    Bei einem Gebäudebrand gibt es einen Moment, in dem du weißt, daß entweder du die Oberhand gewinnst oder das Feuer. Du siehst, daß ein Teil der Decke

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