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Beim Leben meiner Schwester

Titel: Beim Leben meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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meine Hand an ihre Lippen. Ein Streifen Ruß von meinem Ärmel blieb an ihrer Wange haften.
    Â»Gern geschehen«, sagte ich.
    Auf dem Rückweg zur Wache bat ich Caesar, durch die Straße zu fahren, auf der ich wohne. Jesses Jeep stand in meiner Einfahrt. Alle Lichter im Haus waren aus. Ich stellte mir Anna vor, die Decke bis zum Kinn hochgezogen, wie immer, und Kates leeres Bett.
    Â»Alles klar, Fitz?« fragte Caesar. Der Wagen fuhr nur noch im Schrittempo, kam fast zum Stehen.
    Â»Ja, alles klar«, sagte ich. »Ab nach Hause.«
    Ich bin Feuerwehrmann geworden, weil ich Menschen retten wollte. Aber ich hätte genauer sein sollen. Ich hätte Namen nennen sollen.
    JULIA
    Brian Fitzgeralds Auto ist voller Sterne. Sternkarten liegen auf dem Beifahrersitz und klemmen in der Konsole zwischen uns. Auf der Rückbank türmen sich Kopien von Sonnensystemen und Planeten.
    Ich helfe ihm, Platz für mich zu schaffen, und dabei gerät mir eine Karte in die Hand, die voller Nadelstiche ist. »Was ist das?« frage ich.
    Â»Ein Himmelsatlas.« Er zuckt die Achseln. »Ist so ein Hobby von mir.«
    Â»Als ich klein war, habe ich mal versucht, jeden Stern am Himmel nach einem Verwandten von mir zu benennen. Ich fand es richtig beängstigend, daß mir schon vor dem Einschlafen keine Namen mehr einfielen.«
    Â»Anna ist nach einer Galaxie benannt«, sagt Brian.
    Â»Das ist wirklich besonders«, erwidere ich, »viel besser, als den Namen von irgendeinem Schutzheiligen verpaßt zu bekommen. Ich hab meine Mutter mal gefragt, warum Sterne leuchten. Sie hat gesagt, weil sie Nachtlichter sind, damit die Engel im Himmel sich im Dunkeln zurechtfinden. Aber als ich meinen Dad fragte, hat er mir was von Gasen erzählt, und irgendwie hab ich dann beides zusammengeworfen und mir gedacht, daß man von dem Essen, das Gott serviert, bestimmt mehrmals in der Nacht zum Klo muß.«
    Brian lacht laut auf. »Und ich hab doch tatsächlich versucht, meinen Kindern die atomare Verschmelzung zu erklären.«
    Â»Hat es geklappt?«
    Er überlegt einen Moment. »Ich schätze, alle drei würden den Großen Bären sogar mit geschlossenen Augen finden.«
    Â»Das find ich beeindruckend. Für mich sehen alle Sterne gleich aus.«
    Â»So schwer ist das gar nicht. Wenn man erst mal einen Teil von einem Sternbild gefunden hat – zum Beispiel den Oriongürtel –, dann entdeckt man plötzlich Sterne wie Rigel im Fuß und Beteigeuze in der Schulter viel leichter.« Er zögert. »Aber neunzig Prozent des Universums besteht aus Stoff, den wir nicht mal sehen können.«
    Â»Woher wissen wir dann, daß er da ist?«
    Er hält vor einer roten Ampel. »Dunkle Materie übt auf andere Objekte Gravitationskräfte aus. Man kann sie nicht sehen, man kann sie nicht fühlen, aber man kann beobachten, wie etwas in ihre Richtung gezogen wird.«
    Zehn Sekunden nachdem Campbell gestern abend gegangen war, kam Izzy ins Wohnzimmer, wo ich gerade einen dieser markerschütternden, systemreinigenden Schreie ausstieß, den sich jede Frau mindestens einmal pro Mondzyklus gönnen sollte. »Ja klar«, sagte sie trocken. »Kein Zweifel, daß eure Beziehung rein beruflich ist.«
    Ich warf ihr einen finsteren Blick zu. »Hast du gelauscht?«
    Â»Ich kann nichts dafür, wenn du dein kleines Rendezvous mit Romeo hinter einer dünnen Wand stattfinden läßt.«
    Â»Wenn du was zu sagen hast«, schlug ich vor, »dann sag es.«
    Â»Ich?« Izzy runzelte die Stirn. »Aber die Sache geht mich doch nichts an, oder?«
    Â»Das stimmt.«
    Â»Na, siehst du. Also behalte ich meine Meinung für mich.«
    Ich verdrehte die Augen. »Raus damit, Isobel.«
    Â»Schön, wenn du mich so nett darum bittest.« Sie setzte sich neben mich auf die Couch. »Weißt du, Julia, wenn eine Mücke zum ersten Mal die große bläuliche Insektenlampe sieht, hält sie sie für Gott. Aber beim zweiten Mal rennt sie in die entgegengesetzte Richtung.«
    Â»Erstens, vergleich mich nicht mit einem Blutsauger. Zweitens würde sie in die andere Richtung fliegen , nicht rennen. Drittens, es gibt kein zweites Mal. Die Mücke ist tot.«
    Izzy grinste. »Was bist du doch für eine Anwältin.«
    Â»Ich werde nicht an Campbell verschmoren.«
    Â»Dann bitte um Versetzung.«
    Â»Ich bin doch nicht bei der Navy.« Ich

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