Beim zweiten Mal kuesst es sich besser
nach Fischen zu angeln. Ein Blick in ihr trauriges Gesicht reichte aus, um sich selbst schlecht zu fühlen.
Er griff in seine abgeschnittenen Jeans und holte eine rote Verpackung heraus, die er ihr in den Schoß warf.
Wortlos nahm Kate das KitKat entgegen, schälte es aus seiner Verpackung und biss trostlos hinein. Er hatte das KitKat extra eingepackt, bevor er zu Kate geradelt war, weil er wusste, wie gerne sie die Dinger aß.
„Lass mich raten“, führte Hugh finster aus. „Deine Mom hat gesagt, dass dein Dad zu viel zu tun hat, aber es bald nachholen will.“
Kate nickte und kaute auf dem KitKat herum. „Mom hat gesagt, dass es Dad leid tut, er aber arbeiten muss“, sie schnitt eine Grimasse. „Ich weiß, dass er geheiratet hat, Hugh. Das hat er mir am Telefon selbst gesagt. Unseren Urlaub hat er einfach vergessen und nun erfindet Mom Ausreden.“
Als sich wieder Tränen in ihren Augen bildeten, schluckte Hugh. Er konnte sie einfach nicht weinen sehen. Das war auch der Grund gewesen, weshalb er Jamie Macintosh vor einem Monat verhauen und anschließend eine Woche Hausarrest bekommen hatte. Jamie hatte sich über Kates Zahnlücke lustig gemacht und sie zum Weinen gebracht. Das hatte Hugh wahnsinnig geärgert.
Mit zitternder Stimme fuhr sie fort: „Jetzt will Mom mit mir nach Disneyland fahren, aber ...“
„Aber es ist nicht dasselbe“, beendete er ihren Satz.
„Genau“, klagte sie unglücklich. „Manchmal denke ich, dass Dad mich gar nicht lieb hat.“
Was sollte er bloß entgegnen? Er wusste nicht, wie es für Kate war, nur mit ihrer Grandma und ihrer Mom zu wohnen, während ihr Dad in einem anderen Bundesstaat lebte und sie kaum sah. Er selbst hatte eine Mom und einen Dad, die er jeden Tag sah. Manchmal gingen sie ihm ziemlich auf den Keks, aber er war froh, dass er sie beide hatte.
Plötzlich fragte sie ihn verwirrt. „Solltest du heute nicht auf Bradys Geburtstagsparty sein?“
„Die ist doch lahm“, entgegnete er knapp. Sobald er gehört hatte, dass Kate am Boden zerstört war, hatte er Brady das Geburtstagsgeschenk vorbei gebracht und für die Party abgesagt. Er wollte lieber Kate aufmuntern, anstatt an einer Super-Soaker-Schlacht in Bradys Garten teilzunehmen. „Ich habe gesehen, dass heute Sister Act im Kino läuft. Mom kauft uns bestimmt Karten, wenn wir sie fragen.“
Mit einem zaghaften Lächeln bedachte Kate ihn. Erleichtert erwiderte er das Lächeln. Auch wenn er Filme, in denen getanzt und gesungen wurde, auf den Tod nicht ausstehen konnte, wusste er, dass Kate solche Filme liebte. Mit tanzenden und singenden Nonnen konnte er sie sicherlich aufmuntern.
„Morgen ist schulfrei, also kannst du nach dem Kino zu mir kommen und bei mir schlafen. Heute Abend gibt es Pizza.“
„Du willst doch nur, dass ich dir bei deinem Naturwissenschaftsprojekt helfe“, witzelte sie und zerknüllte das KitKat-Papier in ihren Fingern.
„Ist schon fertig“, verkündete er stolz. „Wenn du willst, kann ich es dir heute Abend zeigen.“
„Cool“, sagte sie und lächelte ihn so breit an, dass ihm ganz warm wurde.
3. Kapitel
Kate trug das fertig angerichtete Blech mit Makronentörtchen in den Verkaufsraum und ignorierte das fröhliche Treiben an den zusammengestellten Tischen. Bessie und die Hälfte der Frauen über siebzig hatten sich in der Bäckerei versammelt, um den stadtinternen Klatsch zu besprechen. Seit zwei Stunden musste sich Kate Gerüchte über den Schwager von Claudine anhören, der angeblich eine thailändische Frau aus einem Katalog bestellt hatte, oder Geschichten über die Vasektomie von Helens Schwiegersohn ertragen.
Glücklicherweise konnte sie sich nützlich machen und sich mit der Fertigung von Makronentörtchen und Mohnschnecken ablenken, die sie gerade glasiert hatte. Man konnte viel über Bessie sagen, aber sie war ein Genie, was Gebäck aller Art betraf. Von klein auf hatte Kate ihr helfen dürfen und dabei alles über die Fertigung von kalorienhaltigen Kuchensorten gelernt. Daher fiel es ihr nicht schwer, für Bessie einzuspringen und einen Vanillebiscuit zu zaubern, der mit gerösteten Mandeln und gezuckerten Himbeeren verziert wurde.
Gerade als sie die frischen Gebäckstücke in die Auslage stellte, ertönte die Türklingel. Obwohl Kate davon ausging, dass eine von Bessies Freundinnen zu dem kichernden Pulk dazu stieß, sah sie auf und entdeckte voller Schrecken Hugh.
„Hallo, die Damen“, begrüßte er charmant dreizehn Augenpaare,
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