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Beinssen, Jan

Titel: Beinssen, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldfrauen
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Braue. »Das solltest du aber. Immerhin könnte ich ein Kunde sein«, sagte er mit seiner sonoren Stimme.
    »Geht das schon wieder los?« Gabriele sah ihn feindselig an. »Die Nachfolgeregelung für die Antiquitätenhandlung ist im Testament eindeutig geregelt. Ich führe das Geschäft, du bekommst jeden Monat deinen Scheck. Was willst du denn noch mehr?«
    »Genau darum geht es ja«, sagte Friedhelm nun etwas kleinlauter.
    »Worum?«
    »Um mehr Geld.«
    »Was?« Gabriele griff sich mit beiden Händen ins Haar. »Ich fasse es nicht! Ist mein verehrter Herr Bruder wieder einmal pleite?«
    »Nicht pleite – es ist nur eine … eine Durststrecke.«
    Gabriele zwang sich, langsam zu atmen und ihren Puls unter Kontrolle zu bringen. Dann ging sie mit energischen Schritten zu einer altmodischen Registrierkasse, ließ das Geldfach herausspringen und drückte ihrem eingeschüchtert dreinblickenden Bruder ein nicht abgezähltes Bündel Scheine in die Hand.
    »So! Da hast du deinen Zuschlag«, sagte sie scharf. »Aber damit das klar ist: Ab jetzt erwarte ich eine Gegenleistung von dir.«
    »Was denn für eine … äh, Gegenleistung?«
    »Ich will, dass du für mich arbeitest. Zumindest ein paar Stunden die Woche.«
    »Aber … mein Kreuz, das Rheuma, und du weißt doch, dass ich wegen meiner Krampfadern nicht lange …«
    »Schluss mit den Ausreden!«, herrschte Gabriele ihn an. »Morgen fängst du an. Du kümmerst dich ums Inventar, schaffst Platz für neue Ware und bringst ein wenig mehr Pep in die Ausstellung.«
    »Pep?«
    Gabriele musste nun doch schmunzeln. »Ach ja: Du und Pep – das sind zwei Welten.«

    2

    »Hör zu, Kleine: Bevor wir reden, husche ich schnell um die Ecke zum Bäcker und hole uns ein paar süße Teilchen«, wurde Sina Rubov von einer überschwänglich wirkenden Gabriele begrüßt, noch ehe sie richtig eingetreten war. Gabi hatte sich für ihre Verhältnisse recht flott zurechtgemacht und hatte sogar darauf verzichtet, ihre Haare zurückzustecken. »Sei so gut und pass in der Zeit auf den Laden auf!«
    »Hui!«, stieß Sina aus, als Gabriele verschwunden war, und wunderte sich über den Elan ihrer Freundin. Sie streifte durch das Antiquitätengeschäft, legte ihr rotes Lederjäckchen, das so schön mit ihrem kurzen, kastanienbraunen Haar harmonierte, über die Lehne eines verschnörkelten Lehnstuhls mit abgeblätterter Goldfarbe und sah sich erst einmal in Ruhe um. Es war eine ganze Weile her, dass sie zum letzten Mal hier gewesen war. Ihre Freundschaft mit Gabriele war keinesfalls eingeschlafen, aber beide hatten eben viel zu tun, jede in ihrem Job. Und die gemeinsamen Touren, angespornt durch die Aufbruchstimmung der Wendezeit, waren spätestens seit der Zäsur von Peenemünde seltener geworden.
    Aber nun wollte Gabriele sie unbedingt mal wieder treffen. Am Telefon hatte sie sich ziemlich geheimnisvoll gegeben – so, wie sie es nun mal gern tat. Sie hatte lediglich angedeutet, dass die Presse Interesse an
    ihren gemeinsamen Erlebnissen zeigte. Sina konnte ihr noch aus der Nase ziehen, dass sich eine Journalistin um eine Story über sie bemühte und dass dieselbe Frau eventuell auch als Käuferin für einen kostspieligen Sekretär infrage käme. Ein ziemlich teures Stück, soweit Sina wusste. Weitere Details über die Interessen dieser Redakteurin hatte Gabriele ihr am Telefon aber vorenthalten. Um mehr zu erfahren, war sie nun hier – und musste sich wiederum in Geduld üben, bis ihre Freundin vom Einkaufen zurückkam. Sina stellte sich auf eine längere Wartezeit ein.
    Mit etwas Muße betrachtet, machte Gabrieles Geschäft einen alles in allem verstaubten Eindruck auf sie. Staub gehörte zwar dazu, wenn mit alten Möbeln gehandelt wurde, aber warum musste der Verkaufsraum denn so dunkel sein? Und so vollgestellt mit Schränken, Truhen, Vasen, Lampen, Sofas und großformatigen Ölschinken, dass man sich nur in eng begrenzten Schneisen fortbewegen konnte? Gabrieles Laden fehlte einfach das gewisse Etwas, ein wenig mehr Esprit, überlegte Sina. Sie war sich sicher, dass man mit einer besseren Ausleuchtung, größeren Räumen und geschickterem Arrangement der Exponate viel mehr Kunden gewinnen könnte. Vielleicht sollte sie mit Gabriele mal darüber reden.
    Als sie die Türglocke hörte, erwartete sie ihre Freundin. Doch anstelle von Gabriele trat ein hochgewachsener Herr ein. Sina scannte ihn augenblicklich und stufte ihn als ziemlich attraktiv ein. Der Kunde vom Typ eloquenter Geschäfts
    mann trug

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