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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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schließlich nicht guten Gewissens zusehen, wie meine Zwillingsschwester mir einfach so wegstirbt. Ich meine, wen soll ich denn das nächste Mal bitten, für mich einzuspringen, wenn mein Vampirfreund mich wieder einsperrt, um mich daran zu hindern, nach England zu jetten und ein wild gewordenes Rudel von Cheerleader-Werwölfen zu stoppen?«
    Sunny starrt mich bloß an.
    »Hör mal, es ist eigentlich ganz simpel«, erkläre ich. »Wie du selbst gesagt hast - wenn Mom und Dad mit ihren Bemühungen scheitern, wird eine von uns die Königinnummer durchziehen müssen, stimmt's? Also, wen werden die Elfen jetzt wählen? Die widerstrebende Sterbliche, die Nektar nicht ausstehen kann, oder die voll entwickelte Elfe mit der erstaunlichen Flügel-spanne, die bereit ist fürs Elfenreich?«
    Sunny schüttelt ungläubig den Kopf. »Rayne, ich habe nie gewollt, dass du . . .«
    »Du bist doch meine Schwester«, falle ich ihr ins Wort. Und ich liebe dich. Auch wenn du manchmal eine totale Heulsuse bist und den schrecklichsten Geschmack der Welt in puncto Mode und Musik hast.«
    »Äh, vielen Dank.«
    »Ich hab nur Spaß gemacht. Na ja, zum Teil.« Ich grinse boshaft, dann werde ich ernst. »Jedenfalls will ich, dass du das Happy End bekommst, das du dir wünschst, Sunny. Und auf diese Weise kriegst du wenigstens die Chance dazu.«
    Sunny fliegt durchs Zimmer, schlingt die Arme um mich und vergräbt das Gesicht an meiner Schulter.
    »Hey, hey! Pass auf, die Flügel! Ich will keine Federn verlieren. Partielle Kahlheit ist sicher auch bei Elfen nicht lustig. Und ich bezweifele, dass Haarwuchsmittel helfen würden.«
    Sunny kichert und streckt vorsichtig die Hand aus, um die knospenden Flügel zu streicheln. Als sie sie berührt, kreischt sie auf und flitzt zurück auf ihre Seite des Zimmers.
    »Ich finde sie immer noch total krass«, sagt sie und wischt sich die Hand an ihrer Flanell-Pyjamahose ab.
    »Ich auch«, gebe ich zu. »Mal abgesehen davon, dass es ein kleines Problem darstellen wird, sie vor den anderen zu verbergen, wenn sie erst mal richtig anfangen zu wachsen.«
    »Oh-oh. Dabei fand ich es schon schwierig genug, dass du deine Vampirnatur verbergen musst.«
    »Das ist auch noch schlimmer«, ächze ich. »Ich habe ein solches Verlangen nach Blut, dass es mich langsam wahnsinnig macht. Ich hatte sogar schon einen Albtraum, in dem ich in eine Blut-bank eingebrochen bin und sie leer getrunken habe.«
    Sunny verzieht das Gesicht. »Gibt es hier wirklich keine Möglichkeit, an Blut heranzukom-men?«, fragt sie. »Wie wäre es mit. . . Blut von mir?« Ich merke, wie viel Mühe es sie kostet, das zu sagen, und weiß das Angebot zu schätzen.
    Glücklicherweise kann ich es leicht ablehnen.
    »Blut aus dem Heiligen Gral, du erinnerst dich?«, frage ich. »Reines Gift für Vampire.«
    »Ach so, stimmt.« Die Erleichterung steht ihr ins Gesicht geschrieben. Einen Moment schweigt sie, dann fügt sie hinzu: »Also, was machen wir jetzt?
    Du kannst nicht hierbleiben und verhungern. Und wenn diese Flügel weiterwachsen, werden sie wirklich zum Problem.«
    »Allerdings«, sage ich und betrachte meine kleinen Stummel im Spiegel. »Und ich habe keine Ahnung, wie schnell diese Dinger wachsen werden.« Ich schüttele den Kopf, verärgert über meine Impulsivität. Was habe ich mir nur dabei gedacht, meinen Ellbogen zu küssen? Jetzt im Nachhinein kommt es einem wirklich albern vor ...
    »Ich schätze, wir haben keine Wahl«, unterbricht Sunny meine Selbstvorwürfe. »So oder so, wir müssen weg von hier.« Sie sieht mich an und reckt entschlossen das Kinn. »Heute Nacht brechen wir aus der Killerschule aus.«

10
    »Okay, ich glaube, die Luft ist rein«, zische ich, nachdem ich durch die Eingangstür unseres Wohnheims gespäht habe. Ein scharfer Blick nach links und rechts. Hoffentlich ist Direktorin Roberta nicht gerade diese Nacht wieder mit ihrem Leichensack unterwegs. (Dieses Erlebnis habe ich Sunny gegenüber nicht erwähnt, um ihr keine Panik zu machen.) Aber der Campus liegt dunkel und still da und nur die Mondsichel beleuchtet unseren Weg. Ich schlüpfe nach draußen und achte darauf, mich stets im Schatten zu halten. Meine Schwester folgt mir mit ihrem bis oben hin vollgestopften Rucksack.
    »Ich dachte, wir hätten abgemacht, mit leichtem Gepäck zu reisen«, bemerke ich und ziehe beim Anblick ihrer Last eine Augenbraue hoch.
    »Ich brauche die Sachen wirklich«, protestiert sie.
    Einen Moment später fällt ein Bikini-Oberteil aus

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