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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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dem Rucksack. Mit schuldbewusster Miene hebt sie es auf. »Es ist ein Designer-Bikini«, erklärt sie. »Und Magnus hat ihn mir geschenkt, es hat also auch Erinnerungswert.«
    Ich schüttele seufzend den Kopf, dann schleiche ich um das Wohnheim herum, den Rücken an die kalte Steinmauer gepresst. Die Temperatur ist um mindestens zehn Grad gefallen und ich hoffe, dass Sunny neben der Calvin-Klein-Strandkombi-nation auch einen warmen Parka in ihrem üppigen Fluchtgepäck hat. Schließlich wissen wir nicht, wie weit wir heute Nacht noch laufen müssen.
    Tagsüber war ich wieder in der Bibliothek und habe versucht herauszufinden, wo genau die Achtal-Killerschule sich eigentlich befindet. Lilli meinte, man käme hier nur mit einem Hubschrauber weg, aber ich schätze, das sagt man den Schülern bloß, damit sie schön bleiben, wo sie sind. Schließlich will niemand, dass sie sich nachts davonstehlen, um sich in der nächsten Dorfkneipe zu betrinken und auf den Tischen zu tanzen. Das war wohl wirklich kein passendes Benehmen für angehende Vampirjäger.
    Und tatsächlich, nachdem ich eine Million kryp-tische Texte durchgesehen hatte - nicht ein Buch in der Bibliothek ist weniger als hundert Jahre alt, ich schwör's -, konnte ich mir eine grobe Vorstellung davon machen, wo die Schule liegt. Außerdem habe ich noch ein paar Informationen über ein kleines Dorf zusammengesammelt, das sich vermutlich irgendwo in der Nähe befindet.
    Vermutlich irgendwo in der Nähe sind nun nicht gerade GPS-Koordinaten, weshalb wir möglicherweise ein wenig umherirren werden. Trotzdem ist das immer noch besser, als hierzubleiben und zu riskieren, dass Schüler und Lehrer meine Identität als Vampirelfe entdecken. Ich schätze, das wäre dann doch ein Grund für einen unverzüglichen Schulverweis. Und leider nicht die Sorte, bei der man einfach nur mit Schimpf und Schande nach Hause geschickt wird.
    Wir erreichen die Rückseite des Schülerinnen-wohnheims, wo vollkommene Dunkelheit herrscht. Ich nicke meiner Schwester zu. »Okay, jetzt!«, flüstere ich und renne los. Die kalte Luft fegt mir ins Gesicht, als wir auf den nahen Wald zusprinten und durchs Unterholz preschen. Erst nach ein paar Hundert Metern Slalom um die mächtigen Kiefern herum wage ich es, anzuhalten und mich umzusehen. Keuchend stütze ich die Hände auf die Knie. Sunny holt mich kurz darauf ein. Der Wald hinter uns liegt still da. Ich grinse meine Schwester an. Wir haben es geschafft.
    »Der reinste Spaziergang«, sage ich. »Das hätten wir gleich an unserem ersten Tag hier versuchen sollen.«
    »Ja aber ...« Sunny blickt sich im Wald um. »Was jetzt? Hast du irgendeine Ahnung, in welche Richtung wir gehen müssen?«
    »Nun ...« Ich tippe mir mit dem Zeigefinger ans Kinn. »Guck mal! Da ist ein Weg. Den nehmen wir einfach. Irgendwo muss er ja hinführen, oder?«
    »Klar. Wahrscheinlich zu dem Lebkuchenhaus, in dem die böse Hexe darauf wartet, uns in den Ofen zu werfen.«
    »Quatsch. Das Märchen gehört nach Deutschland.
    Wir sind hier aber in der Schweiz.« Ich steige über einen verfaulten Baumstamm und steuere den Waldweg an. »Ich wette sogar, dass dies die Straße ist, auf der sie die wöchentlichen Vorräte heranschaffen. Von irgendwo muss das Essen für die Schüler ja herkommen und ein Hubschrauber als Transportmittel ist nicht gerade ökonomisch.«
    Sunny sieht mich zweifelnd an, stapft dann aber trotzdem bereitwillig hinter mir her. Ich greife in meine Jackentasche und ziehe eine kleine LED-Taschenlampen-Feuerzeug-Kombi heraus - auf die Schnelle konnte ich nichts Besseres finden.
    Ich schalte sie ein und richte den Lichtstrahl auf den Boden, wobei ich versuche, die Lampe möglichst tief zu halten. Wir wollen schließlich nicht, dass jemand in der Schule ein Licht im Wald bemerkt und das Wachpersonal verständigt.
    Während wir den kurvenreichen Weg entlang-gehen, pfeift der Wind durch die Bäume und hohe, durch den Lichtschein meiner Lampe ent-stehende Schatten zucken um uns herum. Sunny klammert sich an mir fest, sodass ihre Finger-nägel sich in meine Haut bohren. »Sollten wir nicht besser Brotkrümel ausstreuen oder so was?«, flüstert sie und ist offenbar immer noch auf dem Hänsel-und-Gretel-Trip.
    Gerade will ich sie beruhigen, da ertönt ein Krachen hinter uns und lässt mich beinahe aus der Haut fahren. Ich wirbele herum und leuchte zitternd mit meiner Taschenlampe in die Büsche.
    Ein wildes Tier? Oder etwas noch Gefährlich-eres? Sunny winselt vor

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