Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
Vom Netzwerk:
hat Roberta scheinbar keine Lust gehabt, meinen gesamten Rückzug zu überwachen, und sieht nicht mehr in meine Richtung. Stattdessen zerrt sie die große Tüte jetzt weiter in Richtung Müllverbrennungs-anlage am Ende der Straße.
    Ich betrachte den Sack mit prüfendem Blick. Ist es das, wofür ich es halte? Und hat es sich wirklich gerade... bewegt?
    Ich stürze ins Wohnheim und es kümmert mich nicht, dass die Tür hinter mir zuknallt und wahr-scheinlich die halbe Killerschule aus dem Schlaf schreckt. An die Wand gelehnt hole ich keuchend Luft, die Gedanken wirbeln in meinem Kopf herum.
    Diese Tüte, die sie weggezerrt hat! Sie hatte große Ähnlichkeit mit einem Leichensack. Aber was auch immer darin war, es schien nicht wirklich tot zu sein.
    Was zum Teufel geht in dieser Nachtakademie vor?

9
    Aaah, mein Rücken! Als ich am nächsten Morgen aufwache, fühle ich mich, als würden zwei Messer gleichzeitig auf die Stelle zwischen meinen Schulterblättern einstechen. Ehrlich, langsam habe ich den Eindruck, dass meine Matratze so eine Art Prinzessin-auf-der-Erbse-Story mit mir spielt. (Immerhin bin ich herkunfts-mäßig eine Elfenprinzessin!) Okay, ich habe viel trainiert in letzter Zeit, aber als Cheerleader bin ich eigentlich ziemlich gut in Form. Auf keinen Fall sollte ich solchen Muskelkater haben oder was immer das ist.
    Ich sehe zu Sunny hinüber, die schon wach ist, auf ihr nutzloses Handy starrt und wahrscheinlich durch alte SMS von Magnus scrollt. »Hey, Sun!«, rufe ich. »Könntest du mal einen Blick auf meinen Rücken werfen und mir sagen, ob ich da irgendwelche komischen blauen Flecken habe?«
    Ich gehe zu ihr hin, drehe mich um und ziehe mir das Shirt über den Kopf, damit sie sich meine Rückseite ansehen kann.
    »Oh mein Gott!«, kreischt sie. Ich fahre herum, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sie rück-wärts auf ihr Bett fällt. Sie hat die Hände vor den aufgesperrten Mund geschlagen und ihre Augen sind tellergroß.
    »Komm schon, so schlimm kann es nicht sein«, sage ich und verrenke den Hals, um selbst nachzusehen.
    »Das ist. .. das sind . . .«, stottert Sunny. Ich sehe, wie sie heftig schluckt. »Rayne, was hast du getan?«, fragt sie schließlich und ihre Stimme ist nur ein heiseres Flüstern.
    »Ich habe nur ein paar Übungskämpfe mit Corbin absolviert. Aber ich habe haushoch gewonnen.
    Also verstehe ich nicht, wieso ...«
    »Das meine ich nicht«, fällt sie mir ins Wort. »Ich spreche von ...« Sie schüttelt den Kopf, als könnte sie es einfach nicht fassen.
    »Was?«, schreie ich, während Angst in mir hochkriecht. »Spuck's schon aus!«
    »Hast du deinen Ellbogen geküsst oder so?«
    Ich starre sie an, vor Schreck verkrampfen sich meine Eingeweide. Dann springe ich vom Bett auf und stürze zu dem mannsgroßen Spiegel, den ich hinter meiner Schranktür angebracht habe. Ich verrenke mich und versuche zu erspähen, was da ...
    Flügel.
    Okay, keine richtigen Flügel. Jedenfalls noch nicht. Aber dahinten wächst eindeutig irgendwas.
    Zwei große Beulen ragen aus meinen Schulterblättern heraus ...
    Bedeckt mit weißen Federn.
    Mir wird schwindelig und ich zwinge mich, zu meinem Bett zurückzugehen. Ich lasse mich auf die Matratze sinken, eine Mischung aus Furcht und Erregung wirbelt meine Gedanken durch-einander.
    Es hat funktioniert. Es hat tatsächlich funktioniert. Ich kann es nicht fassen.
    »Rayne! Warum hast du das getan?«, stöhnt Sunny. »Nach allem, was Mom und Dad unter-nommen haben, gehst du hin und ... auch noch freiwillig... aaah!« Sie vergräbt ihr Gesicht im Kissen. »Ich kann nicht mal hingucken. Es ist so grotesk.«
    »Sehr nett, Sun«, maule ich, ein wenig gekränkt.
    Ich drehe erneut den Kopf, um die kleinen, gefiederten Höcker zu betrachten. »Danke, jetzt fühle ich mich wirklich besser.« Sie sind schon irgendwie seltsam. Aber sobald sie zu richtigen Flügeln ausgewachsen sind, werden sie ziemlich cool aussehen, wette ich. Wenn auch ein bisschen schwer zu verbergen .. .
    »Warum nur, Rayne? Warum hast du das gemacht? Ich meine, von all den bescheuerten Dingen, die du . ..«
    »Ich hab's für dich getan, Blödi«, unterbreche ich sie mürrisch. »Also, wie wär's, wenn du ausnahmsweise mal nicht die Richterin spielen würdest?«
    »Moment mal, für mich?« Sie sieht mich entsetzt an. »Wie meinst du das?«
    Ich schnaube frustriert. »Du hast neulich nachts zu mir gesagt, dass du lieber sterben würdest, als eine Elfe zu werden«, erinnere ich sie. »Und ich kann

Weitere Kostenlose Bücher