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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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Er wird knallrot. »Dafür werde ich Magnus umbringen«, knurrt er.
    »Ach, komm schon«, tadele ich ihn und nehme seine Hand. »Genug der Eitelkeit für heute. Auf uns wartet eine Rettungsaktion.«
    Doch bevor wir einen weiteren Schritt machen können, ertönt plötzlich eine Trompetenfanfare.
    Die Menge beeilt sich, die Straße frei zu machen, und wir werden mit an den Rand gedrängt. Zwerge, ganz in Grün gekleidet wie der Typ am Eingang, kommen mit Kordeln aus rotem Samt die Straße entlang, um den Gehsteig abzusperren.
    »Was ist denn jetzt los?«, zischt Jareth.
    »Das könnte vermutlich die Drei-Uhr-Parade sein«, antworte ich, während ich versuche, nicht von einem Elfenflügel vor mir gepikst zu werden.
    So ein Gedränge ist ziemlich anstrengend, wenn man es mit solch ausladenden Gliedmaßen zu tun hat.
    Kurz darauf bricht die Menge in Applaus aus.
    Und tatsächlich, eine Elfenkapelle kommt heran-marschiert und spielt fröhliche, mitreißende Musik. Ihr folgt eine Gruppe spärlich bekleideter Elfentänzerinnen, die vergnügt vorbeihüpfen.
    »Das ist doch Zeitverschwendung«, knurrt Jareth.
    Ich zucke die Achseln. Wir stecken in einem Knäuel von Elfen fest und können nichts dagegen tun. Ich sehe zu, wie die drei kleinen Schwein-chen, begleitet von einem knurrenden Wolf, an uns vorbeistolzieren, gefolgt von dem gestiefel-ten Kater und einer Gans, die alle paar Schritte goldene Eier legt. Kinder flitzen herbei, um die Eier aufzusammeln, und ich sehe, dass sie mit Schokolade gefüllt sind.
    Zum Leben erwachte Märchenfiguren. Ich muss zugeben, das ist ziemlich cool.
    Nach einigen weiteren bekannten Figuren wird das Tosen der Menge beinahe ohrenbetäubend.
    Ich recke mich, um über die Köpfe hinwegzu-schauen, und erkenne Aschenputtels Glaskutsche, die auf uns zurollt. Sie wird von sechs weißen Pferden gezogen. Beeindruckt schnappe ich nach Luft. Diese Kutsche ist ein Traum.
    Dann erkenne ich, wer darin sitzt, und bin sprachlos. Es ist keineswegs Aschenputtel...
    … sondern meine Schwester.
    Sunny trägt ein schimmerndes Ballkleid, das aussieht, als bestünde es aus purem Silber.
    Gleichzeitig glitzert es wie die Farbkristalle in einem Kaleidoskop. Ihr Haar ist zu Platinblond aufgehellt worden und ihre großen Augen leuchten in dem Smaragdgrün, von dem sie immer geträumt hat. Ihre mit schwerem Silber-schmuck bestückten Hände hat sie im Schoß ge-faltet und auf dem Rücken trägt sie das zauber-hafteste Paar luftiger, hauchzarter Flügel zur Schau, das ich je gesehen habe. Sie funkeln so sehr, dass man beim Hinsehen fast blind wird.
    »Sunny!«, rufe ich. »Sunny, ich bin's, Rayne!«
    Ich versuche, mir einen Weg durch die Menge zu bahnen, aber Jareth hält mich an einem Flügel fest und reißt mich zurück.
    »Lass mich los!«, brülle ich. »Ich muss zu meiner Schwester.« Ich drehe mich wieder zur Straße um. »Sunny! Sunny, hier bin ich!«, rufe ich verzweifelt, um mich bemerkbar zu machen.
    Sunny wendet ganz leicht den Kopf, als hätte sie mich gehört und sieht ausdruckslos in die Menge.
    Dann winkt sie elegant, wie die leibhaftige Miss Amerika, bevor sie die Hände wieder im Schoß faltet und den Blick nach vorn richtet.
    »Was ist los mit ihr?«, rufe ich und drehe mich wieder zu Jareth um. »Sie hat mich angestarrt, als würde sie mich nicht erkennen. Meine eigene Schwester!« Ich schlucke den riesigen Kloß herunter, der sich in meiner Kehle gebildet hat, und wische die blutigen Tränen weg, bevor sie meine Wangen hinunterlaufen und mich als Vampir outen können.
    Jareth drückt tröstend meine Hand. »Sie ist offensichtlich einer Art Gehirnwäsche unterzogen worden«, sagt er. »Weshalb wir besonders vor-sichtig vorgehen müssen. Wenn wir sie jetzt da rausholen, wird sie denken, dass sie gekidnappt wurde statt gerettet.«
    »Gehirnwäsche und außerdem gegen ihren Willen in eine Elfe verwandelt. Meine arme Schwester.«
    Ich lehne mich an einen Pfosten in der Nähe.
    »Arme, arme Sunny.«
    Ich erinnere mich daran, was sie in Achtal gesagt hat. Dass sie einfach nur ein Mensch sein will, ein ganz normales Mädchen. Und jetzt hat sich das Schicksal schon wieder gegen sie gewendet. Es bricht mir das Herz, als ich beobachte, wie sie weiter die Straße hinunterfährt, überhaupt nicht mehr sie selbst. Wenn ich doch nur nicht so mit mir selbst beschäftigt gewesen wäre, dann hätte ich früher bemerkt, dass sie verschwunden war.
    Und vielleicht hätte ich sie dann retten können, bevor man sie

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