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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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Drehkreuz aufgehalten. Ein stämmiger Zwerg, der einen ziemlich albernen grünen Robin-Hood-Anzug trägt, ist dort postiert. »Eintrittskarten?«, fragt er, als wir näher kommen.
    Ich sehe Jareth an. Das Elfenreich kostet Eintritt?
    »Wie viel kosten sie?«, fragt Jareth und greift nach seinem Portemonnaie.
    »Dreihundert Tropfen Nektar«, antwortet der Zwerg. »Schließlich ist heute ein besonderer Tag.«
    Na toll. Jareth lässt seine Hand sinken. »Gibt es auf dem Gelände eine Geldwechselstelle?«
    Der Zwerg schüttelt den Kopf.
    »Würden Sie menschliches Bargeld nehmen?
    American Express?«
    Ein weiteres Kopfschütteln. »Tut mir leid, Mann«, sagt der Zwerg entschuldigend. »Die da oben sind in diesen Dingen ziemlich strikt.«
    Ich wechsele einen nervösen Blick mit Jareth, dann wende ich mich an den Zwerg. »Was ist denn heute so Besonderes?«, erkundige ich mich.
    Er glotzt uns ungläubig an. »Das wisst ihr nicht?
    Ich dachte, deswegen seid ihr gekommen.« Er grinst. »Heute ist ein ganz besonderer Tag im Elfenreich. Unsere neue Königin heiratet.«
    Puh. Das hatte ich befürchtet. Obwohl das immerhin heißt, dass wir noch nicht zu spät sind.
    Falls wir überhaupt reinkommen...
    Plötzlich weiß ich, was ich zu tun habe.
    » Natürlich haben wir davon gehört«, sage ich in autoritärem Ton. »Schließlich bin ich ...«
    Ich stocke, unfähig weiterzusprechen. Verdammt, ich habe vergessen, dass ich nicht lügen kann.
    Das wird schwieriger als gedacht. Ich trete Jareth auf den Fuß. Vielleicht kann er für mich lügen …
    »Autsch«, schreit er. »Warum hast du das gemacht?«
    »Was ich sagen will, ist...« Ich wende mich wieder an den Zwerg. » Ich bin diejenige, die... «
    Flehender Blick zu Jareth. Für einen tausend Jahre alten Vampir ist er manchmal ein bisschen begriffstutzig.
    »Ach so, richtig!«, ruft er und endlich zeichnet sich Verständnis in seinem Gesicht ab. »Sie ist doch diejenige, die heiratet. Sind Sie noch nie unserer schönen Königin begegnet? Sunny McDonald?«
    Der Wächter kneift argwöhnisch die Augen zusammen. »Wenn du unsere Königin bist«, sagt er, »warum bist du dann hier draußen und nicht im Schloss? Und hast du dir die Haare gefärbt oder was? Ich dachte, die Königin ist blond.«
    »Puh, ich weiß! Wir hatten heute Morgen die totale Haarkrise! Absolut grässlich!«, erwidert Jareth, der jetzt voll in seiner Rolle aufgeht.
    »Aber inzwischen ist sie behoben. Sie sieht doch toll aus, oder? Ich meine, sieh dir nur an, was ein bisschen Farbe ausmacht!« Er zeigt auf ein Banner, das über unseren Köpfen flattert und auf dem gut erkennbar Sunnys Gesicht prangt. Also praktischerweise auch mein Gesicht.
    Der Wachmann starrt erst auf das Banner, dann auf mich, dann wieder auf das Banner. Seine Augen weiten sich und plötzlich liegt er auf den Knien und ringt die Hände. »Es tut mir furchtbar leid. Eure Majestät«, stottert er. »Bitte lasst mich nicht in den Kerker werfen, ich flehe Euch an. Ich habe drei kleine Zwerglein zu Hause und ich wollte doch nur meine Pflicht tun!«
    Ich lächele huldvoll. Ehrlich, ich würde bestimmt die beste Königin aller Zeiten abgeben, wenn ich mal die Gelegenheit dazu hätte. »Dir ist verzie-hen«, erkläre ich. »Wie du selbst sagtest, hast du nur deine Pflicht getan.« Ich ziehe ihn hoch und drücke einen Kuss auf seinen kahlen Kopf. »Aber lass uns jetzt durch. Wir müssen uns beeilen, um ...« Ich halte Ausschau nach einem Orientie-rungspunkt. ». . . um ins Schloss zu kommen.«
    »Jaja, natürlich!« Der Zwerg tritt beiseite und lässt uns das Drehkreuz passieren. »Seid geseg-net, Mylady. Ihr seid eine gute Seele. Das Elfenreich kann sich geehrt fühlen, Euch als neue Herrscherin zu haben.«
    Ich deute eine kleine Verbeugung an und scheuche dann Jareth unter den erhöhten Bahn-gleisen hindurch und um einen Kreisel herum auf Disneys Hauptstraße. Aschenputtels Schloss -
    oder wohl eher Sunnys Schloss in diesem Fall -
    liegt jetzt direkt vor uns und erstrahlt in einem prachtvollen Glanz, den man im echten Orlando nicht zu sehen bekommt. Irgendetwas ist noch anders? Keine mürrischen, genervten Touristen und schreienden Kinder; die Straßen hier sind ge-rammelt voll von Elfen - alle hochgewachsen, blond und schön. Kein Wunder, dass meine gute Fee nicht glücklich über ihre Ausstattung war.
    Der Oma-Look ist im Elfenland nicht besonders weit verbreitet.
    Zwei leuchtend bunt bekleidete Elfen deuten auf Jareth und kichern über seine Flügel.

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