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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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Ich weiß bloß, dass sie angeblich nur handtellergroß sein soll - und nicht ein Meter achtzig.
    Ich trete einen Schritt vor. »Bitte, Miss Bell«, appelliere ich an sie. »Wir müssen ins Schloss.
    Meine Schwester heiratet heute dort.«
    Leider scheinen Tinkerbell Sunnys bevorstehende Hochzeit und mein Wunsch, rechtzeitig zur Trauung zu kommen, reichlich egal zu sein. Sie weist uns zurück und fährt fort, in ihrer komi-schen Glockensprache mit uns zu schimpfen.
    »Ah, komm schon, Tink«, versuche ich es noch mal. »Hab doch ein Herz. Bitte.«
    Sie verdreht die Augen und stößt ein verärgertes Schnauben aus, dann greift sie in einen kleinen grünen Beutel, der um ihre winzige Taille gebunden ist, und zieht eine Handvoll von irgendeinem glitzernden Zeug heraus.
    »Feenstaub«, flüstert Jareth heiser. »Rayne, wir müssen abhauen.
    Doch bevor wir auch nur einen Schritt machen können, hält Tinkerbell den Staub an ihre Lippen und bläst ihn in unsere Richtung. Meine Lungen ziehen sich zusammen, als das Glitzerzeug in sie hineinströmt, und ich beginne, wie wild zu husten. Neben mir fällt Jareth wie ein Klotz zu Boden, vollkommen außer Gefecht gesetzt.
    »Der Staub«, stöhnt er. »Er ist lähmend ...«
    Tinkerbell geht gelassen auf ihn zu, greift nach seinen falschen Flügeln und reißt sie ihm vom Rücken. Sie kichert befriedigt, dann wendet sie sich mir zu. Hinter ihr stöhnt Jareth vor Schmerz.
    Aber ich bin nicht gelähmt. Und jetzt, da ich die erste Dosis überlebt habe, geht es mir bestens. Ich schätze, bei echten Elfen wirkt das Zeug nicht.
    Tinkerbell sieht mich an, den Kopf schräg gelegt, überlegt wahrscheinlich, warum ich nicht auch gelähmt bin.
    Sie greift nach meinem Flügel. Ich schlage ihre Hand weg.
    »Die sind echt«, informiere ich sie. »Im Gegen-satz zu deinen Brüsten.«
    Ohne Vorwarnung stürze ich mich auf sie und schlage ihr die ausgestreckten Hände gegen die Brust. Sie versucht, die Flucht zu ergreifen, aber die Tunneldecke lässt ihr nicht genug Raum, um aufzusteigen. Rückwärts stolpernd rudert sie mit den Armen, um nicht außer Balance zu geraten, aber ich greife von Neuem an, bereit, sie diesmal endgültig zu erledigen.
    Niemand legt meinen Freund lahm. Schon gar nicht eine miese Fee.
    Doch gerade als ich ihr den Rest geben will, schnippt sie mit den Fingern und ist plötzlich wieder die handgroße Tinkerbell aus den Filmen.
    Verdammt! Sie flattert um mich herum und hackt mit winzigen, scharfen Zähnen in meine Haut.
    »Au!«, rufe ich und schlage nach ihr wie nach einer Fliege. Aber sie ist zu flink - schon summt sie hinter meinem Rücken und packt ein Büschel Haare. Für ihre momentane Größe ist sie ziemlich stark und schafft es, mich rückwärts zu ziehen.
    Ich verliere das Gleichgewicht, falle hin und krache mit dem Kopf auf den Beton. Tinkerhexe lacht und saust zur Decke hoch, dann stößt sie, bewaffnet mit einem klitzekleinen Messer, auf mich herab.
    Das Messer, das sich wegen seiner Winzigkeit nur wie ein Nadelstich anfühlt, bohrt sich in meinen Bauch. Tink landet auf mir und versucht, ihr Messer wieder herauszuziehen, um weiter auf mich einzustechen, aber ich schnappe sie und schließe die Finger um ihren kleinen Körper, ehe sie davonfliegen kann.
    »Hab dich!«, rufe ich und fasse um ihre jetzt noch schmalere Taille. Sie zappelt wütend in meiner Hand, aber ich halte sie fest. Ich könnte sie wie ein Insekt zerquetschen, aber das kommt mir doch zu grausam vor. Tinkerbell töten? Ich weiß nicht.
    Leider gibt mein gutherziges Zögern ihr die Gelegenheit - zack! -, wieder menschliche Größe anzunehmen, und ich bin gezwungen, sie loszu-lassen. Jetzt sitzt sie rittlings auf mir, das Messer in der Hand (das zu meinem Glück immer noch winzig ist).
    Ehe ich mich wehren kann, springt sie auf und versetzt mir einen kräftigen Tritt gegen die Schläfe. Der Schmerz schießt durch meinen Kopf, während ich mich anstrenge, nicht das Be-wusstsein zu verlieren. Aber es klappt nicht.
    Schnell wird es schwarz um mich herum.
    Ja, ich fürchte, so ist es. Ich, Rayne McDonald, Elfe, Vampir und Vampirjägerin der Sonder-klasse, habe mich soeben von Tinkerbell fertig-machen lassen.

27
    Ich komme auf einer knarrenden Pritsche zu mir, mein Rücken tut weh und mein Kopf hämmert wie wahnsinnig. Vorsichtig setze ich mich auf und versuche, meine Umgebung zu begutachten.
    Ich scheine mich in einer dunklen, muffigen Gefängniszelle zu befinden, die stark nach Klär-anlage riecht. In der

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