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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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verwandelt hat ...
    »Hör auf damit, Rayne!« Vage registriere ich, das Jareth meine Schultern schüttelt. »Es hilft uns nicht weiter, wenn du dich mit Selbstvorwürfen quälst. Was geschehen ist, ist geschehen. Aber es ist noch nicht zu spät, um sie zu retten.«
    »Aber wie?«, frage ich und gehe ziellos auf eine leere Gasse abseits der bunten Parade zu. »Wir sind nur zu zweit. Gegen Millionen von Elfen.
    Ich meine, sieh dir dieses Schloss an«, füge ich hinzu und deute auf den Palast. »Dort müssen gut tausend Wachen postiert sein und sie werden alle bewaffnet sein.«
    Jareth folgt meiner Blickrichtung und runzelt die Stirn. »Zahnfeen-Scharfschützen«, sagt er mit finsterer Miene.»Das hatte ich befürchtet.«
    »Wie bitte?«
    »Berufskiller mit Schwarzmarktmunition. Sie reisen durch die Welt und kaufen ihre Kugeln kleinen Kindern ab, die ihre Milchzähne verloren haben.«
    Aha.
    Jareth rauft seine blonden Haare. »Vielleicht sollten wie lieber später wiederkommen«, schlägt er vor. »Ich schätze, der Palast ist deshalb so gut bewacht, weil heute die Hochzeit stattfindet. Vielleicht können wir, wenn sie vorbei ist ...«
    »Nein! Wir dürfen nicht zulassen, dass sie mit irgendeinem Elf verheiratet wird!«, protestiere ich. »Sie hat schon genug durchgemacht.« Ich lege die Stirn in Falten und denke scharf nach.
    »Wir müssen irgendeinen Weg ins Schloss finden.«
    »Aber wie? Euer Bäumchen-wechsel-dich-Trick wird nicht funktionieren, jetzt, wo alle die echte Sunny gesehen haben«, wendet Jareth ein. »Ihr seht euch zwar sehr ähnlich, aber du hast ganz andere Haare. Ganz zu schweigen von deinen Flügeln.« Er deutet auf meine wenig prächtigen, gefiederten Stummel.
    »Na, wenigstens sind sie nicht aus Marabufe-dern«, grummele ich, während ich mich umsehe und versuche, mich an irgendwelche Abkür-zungen von meinen Besuchen im echten Disneyland zu erinnern. Da fällt mein Blick auf einen kleinen Personaleingang in einer dunklen Ecke.
    »Ich hab's!«, rufe ich. »Wir werden in den Untergrund gehen.«
    Jareth sieht mich verblüfft an. »In den Untergrund?«
    »Ja«, sage ich ungeduldig und zerre ihn zu der Tür. »Was denkst du, wie die Angestellten schnell von einem Ende zum anderen gelangen? Indem sie sich durch die Touristen hindurchdrängeln?
    Wohl kaum. Wenn dieser Ort hier eine genaue Kopie des Orlando-Disneylands ist, was der Fall zu sein scheint, dann gibt es auf dem ganzen Gelände unterirdische Tunnel, die die verschie-denen Bereiche miteinander verbinden.«
    »Das ist genial!«, sagt Jareth beeindruckt. »Da unten werden bestimmt weniger Leute unterwegs sein. Und wir können eventuell die Wachen aus-schalten, ohne uns wegen Zahnfeuer Gedanken machen zu müssen.«
    Schnell überzeugen wir uns davon, dass niemand uns gerade beobachtet, öffnen dann leise die Personaltür und schlüpfen hinein. Tatsächlich, eine Treppe führt abwärts ins Dunkel. Zum Glück können wir Vampire im Dunkeln gut sehen und brauchen keine Taschenlampe.
    »Auf geht's«, sage ich und mache den ersten Schritt.
    Wir gelangen in ein verwinkeltes Labyrinth aus staubigen, von Spinnweben durchzogenen Gängen. Offensichtlich benutzen die Elfen diese Tunnel nicht so häufig wie die Angestellten des Orlando-Parks. Wir orientieren uns an den Schil-dern, die an jeder Wegkreuzung angebracht sind, und nähern uns langsam dem Schloss. Als wir gerade um die letzte Ecke biegen wollen, packt Jareth plötzlich mit bleichem, besorgtem Gesicht meinen Arm.
    »Ich höre etwas«, flüstert er. »So was wie Glocken ...«
    Plötzlich blitzt im Gang ein grelles weißes Licht auf und es erscheint eine schöne blonde Elfe mit perfekten Kurven: große Brüste, schmale Taille und ein glitzerndes, grünes Tutu, das knapp die wohlgeformten Hüften bedeckt. Meine Augen werden groß, als sie eine Hand in die Seite stemmt, ihren kleinen roten Mund schmollend verzieht und den Kopf schüttelt.
    Ich schiele zu Jareth hin, der die Erscheinung ebenfalls völlig geschockt anstarrt. »Ist das . . .?«, stottert er.
    Die Elfe öffnet den Mund. Doch anstelle von Worten kommt der Klang von winzigen, hell klingenden Glöckchen heraus.
    Jareth nickt grimmig. »Tinkerbell«, ergänzt er.
    Wieder starre ich die Fee fassungslos an. Tinkerbell? Nimmt er mich auf den Arm? Mann, dieser Laden wird von Sekunde zu Sekunde seltsamer.
    Meine Gedanken überschlagen sich und ich versuche, mich daran zu erinnern, was ich über die legendäre Fee weiß, aber mir fällt nichts ein.

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