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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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dauert ungefähr fünf Minuten, dann endlich kommt ein mürrisch aussehender Zwerg zu meiner Zelle gewatschelt und mustert mich mit einem verärgerten Ausdruck auf seinem pocken-narbigen Gesicht. »Hör auf mit dem Krach, Elfe!«, schnauzt er. »Ich versuche zu lesen.« Er hält eine brandneue Ausgabe von Schneewittchen hoch.
    »Der Prinz küsst sie wach, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute«, sage ich. »Jetzt mach schon. Du musst mich aus dieser Zelle herauslassen.«
    Er verdreht die Augen. »Und warum sollte ich das tun?«, fragt er.
    Schwerer als gedacht. Ich dünste mein Vampir-parfüm aus wie nur was und gehe in die Knie, damit ich mit ihm auf Augenhöhe bin. »Bitte, mein großer kleiner Freund«, schmeichele ich.
    »Ich wäre dir ungeheuer dankbar.« Verführerisch klimpere ich mit den Lidern.
    »Hast du was im Auge?«, fragt er verdrossen, ohne den Köder auch nur ansatzweise zu schluk-ken. Es funktioniert wohl bei Zwergen nicht. Ich hab einfach kein Glück.
    Also packe ich ihn am Kragen und ziehe ihn an das Gitter, wobei ich darauf achte, es nicht selbst zu berühren »Lass mich raus!«, schreie ich.
    Dummerweise habe ich aber eben die Kung-Fu-Technik nicht drauf. Vor allem nicht, nachdem Grummelzwerg gelassen einen elektrischen Schlagstock hervorzieht und mir damit auf die Schulter schlägt. »Au!«, brülle ich, lasse ihn los und reibe mir wütend die brennende Haut.
    »Das ist dafür, dass du mich gepackt hast!«, faucht er. Dann holt er noch mal aus und schlägt mich wieder. Diesmal werde ich von der Wucht der elektrischen Entladung quer durch die Zelle geschleudert. Meine Hand landet in der Toilette.
    Igitt.
    »Und das ist dafür, dass du mir die Lektüre ver-dorben hast!«, fügt er hinzu.
    Niedergeschlagen sehe ich ihm nach, wie er wütend den Flur zurückstapft.
    »Rayne, bist du verletzt?«, fragt Mom besorgt.
    »Nein«, murmle ich und rapple mich hoch. Na-türlich kann ich ihr nicht erzählen, dass ich mich als Vampir schnell von Verletzungen erhole.
    Nicht nach ihrer Reaktion auf Jareth. Es wird nicht einfach sein, ihr das eines Tages beizu-bringen. »Alles in Ordnung. Ich bin nur wütend, weil mein Plan nicht funktioniert hat.«
    »Wieso - er hat doch glänzend funktioniert!«
    Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf, als ich Francis in den Gefängnisflur treten sehe. Er hat Grummelzwerg im Nacken gepackt, anscheinend mit einem perfekten Kung-Fu-Griff. Hinter ihm tauchen Magnus und die anderen Vampire auf.
    »Braucht hier jemand eine märchenhafte Befreiung?«, fragt er grinsend.

28
    »Magnus! Francis!«, rufe ich überglücklich.
    »Gott sei Dank, dass ihr hier seid. Ihr müsst Jareth helfen!« Ich zeige auf die Zelle meines Freundes. Er krümmt sich jetzt vor Schmerzen und weißer Schaum quillt aus seinem Mund.
    Dabei sieht er überhaupt nicht gut aus und ich bete, dass sie nicht zu spät gekommen sind.
    Francis übergibt den wütenden Zwerg einem der anderen Vampire und eilt zu Jareths Zelle. Er umfasst die Eisenstäbe mit beiden Händen und biegt sie mühelos auseinander, sodass eine Öffnung entsteht, durch die Magnus in die Zelle steigen kann. Der Zirkelführer streift dicke schwarze Handschuhe über und macht sich daran, meinen Freund von den silbernen Ketten zu befreien.
    Unglaublich erleichtert lasse ich mich auf die Pritsche fallen. »Dem Himmel sei Dank«, murmele ich. »Wenigstens hat mein Hilferuf was genützt.«
    »Ehrlich gesagt«, entgegnet Francis mit einem entschuldigenden Blick, »haben wir Jareth mit einem GPS-Sender ausgestattet. Da er stellver-tretender Meister des Blutzirkels ist, müssen wir immer wissen, wo er sich aufhält.«
    Aha. Na gut. Vielleicht werde ich ja in einem anderen Leben Meisterin der Kung-Fu-Technik sein.
    »Sobald die Sonne untergegangen war, wurde es plötzlich total leer«, erzählt Francis, während er eine der Ketten durch die Zelle wirft. »Wir konnten über die Drehkreuze springen und eurer Spur ziemlich mühelos folgen, obwohl wir es langsam angehen mussten, um keine Aufmerk-samkeit zu erregen.«
    Ich beobachte, wie Magnus sich mit einem Messer das Handgelenk aufritzt und Blut in Jareths offenen Mund tropfen lässt. »Wird er wieder auf die Beine kommen ?«, frage ich ängstlich.
    Zum Glück nickt Magnus. »Mein Blut wird sein vergiftetes Blut reinigen.«
    Mom starrt zuerst Magnus an, dann mich. »Du und Sunny, ihr seid beide mit Vampiren zusam-men? Wieso weiß ich nichts davon? Ich muss die schlechteste Mutter aller

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