Beiß mich, wenn du dich traust
in die Arme von Francis mit dem Kung-Fu-Griff. Er sieht mich grinsend an.
»Danke!«, flüstere ich, als er mich sanft auf den Boden abstellt. Alles tut mir weh, aber ich lebe.
»Ich dachte wirklich, es wäre aus mit mir.«
»Bedank dich bei deinem Vater«, sagt Magnus und tritt neben mich. Der Kampf ist vorüber. Die Elfen sind entweder tot oder geflüchtet. »Er hat mir die Eisenstange aus der Hand gerissen und sie wie eine Harpune in den Rücken dieses Elfs gerammt.«
Donnerwetter. Ich drehe mich zu meinem Vater um und strahle vor Dankbarkeit. »Danke, Dad!«, sage ich. »Das war gerade rechtzeitig.«
»Na ja, ich hab dich schon viel zu lange warten lassen«, antwortet er mit einem müden Lächeln.
Dann stößt er einen Schmerzensschrei aus und bricht zusammen. Entsetzt eile ich zu ihm.
»Dad? Was ist los?«
Da erst bemerke ich, dass seine rechte Hand leuchtend blau ist und blaue Streifen seinen Arm hinaufschießen.
»Was ist los mit ihm?«, schreie ich.
Mom kommt zu mir, Tränen strömen ihr über die Wangen. »Eisenvergiftung«, erklärt sie. »Weil er diese Eisenstange angefasst und gegen den Elf eingesetzt hat.«
Verzweifelt sehe ich zu, wie mein Dad sich in Krämpfen windet. Er wird totenbleich und hat schon bald Schaum vorm Mund. Was soll ich nur tun? Ihn daran hindern, sich auf die Zunge zu beißen? Eine Mund-zu-Mund-Beatmung?
»Dad!«, schluchze ich. Das darf einfach nicht wahr sein. »Dad, bitte! Bleib bei uns!« Ich kann ihn jetzt nicht verlieren. Nicht, nachdem ich ihn so viele Jahre lang ungerechtfertigt gehasst habe.
Wir wollten doch ein Happy End, Mensch!
Meine Mutter beugt sich vor und küsst meinen Vater auf die Stirn. Er kommt kurz zu Bewusst-sein und sein Blick wird klar, als er Mom erkennt.
»Ich liebe dich«, flüstert er ihr zu und nimmt ihre Hand in seine unversehrte. »Ich liebe dich so sehr.«
»Bob!«, ruft Mom und umklammert seine Hand mit aller Kraft. »Ich liebe dich auch. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Das Elfenreich mit dir zu verlassen, war die beste Entscheidung meines Lebens.«
»So tut doch jemand etwas!«, rufe ich den Vam-piren zu, nicht bereit aufzugeben. »Wir müssen ihm irgendwie helfen!«
Dad richtet seinen Blick auf mich. »Rayne, mein Liebling«, flüstert er. »Es tut mir leid, dass ich nicht für dich da war. Ich bin ein lausiger Vater gewesen. Aber ich liebe dich und deine Schwester wirklich sehr. Ich habe euch immer geliebt.« Er streicht mir eine Locke aus der Stirn. »Lass nicht zu, dass das alles umsonst war«, haucht er noch, dann schließt er die Augen. Ich beobachte voller Entsetzen, wie sein Körper ein letztes Mal zuckt und dann reglos bleibt.
»Nein!«, stöhne ich. »Dad! Du darfst nicht sterben!« Blutige Tränen schießen aus meinen Augen und spritzen über ihn. Aber das spielt keine Rolle. Er ist fort. Diesmal für immer.
Ich merke, wie Francis mich sanft, aber entschie-den wegzieht. Ich wehre mich dagegen, aber er kann ja diesen Kung-Fu-Griff. Einen Moment später zieht meine Mom mich in eine enge Umar-mung. »Rayne«, murmelt sie. »Es tut mir so leid.«
Ich winde mich aus ihren Armen, Trauer und Wut toben in mir. »Wir müssen ihn ins Leben zurückholen«, sage ich.
»Magnus, kannst du ihn nicht in einen Vampir verwandeln oder so was? Wie Jareth es bei Corbin gemacht hat?«
»Nein«, antwortet Magnus leise. »Nicht mit dem Gift in seinem Blutkreislauf. Es ist zu spät. Es tut mir leid.«
Mein letztes bisschen Hoffnung verpufft und ich breche auf dem Boden zusammen, habe das Gefühl, selbst zu sterben, weil es so schrecklich wehtut. Mein Vater. Mein Vater, den ich so lange verabscheut habe. Der mich immer enttäuscht hat.
Und jetzt hat er sein Leben geopfert, um mich zu retten. Und ich hatte noch nicht mal mehr die Gelegenheit ihm zu sagen, dass es mir leidtut.
»Komm jetzt«, befiehlt Magnus. »Lass mich nicht im Stich, Rayne«, sagt er. »Wir müssen immer noch deine Schwester retten.«
Mom tritt hinter mich und legt mir eine Hand auf den Rücken. »Rayne, Schätzchen«, fleht sie mich an. »Dein Vater würde wollen, dass wir weiter-machen. Dass wir unsere Aufgabe erfüllen. Du weißt das.«
Ich nicke langsam und die letzten Worte meines Dads hallen in meinem Kopf wider und geben mir die Kraft aufzustehen-
Lass nicht zu, dass das alles umsonst war.
»Das werde ich nicht, Dad«, flüstere ich, während ich mich zu den anderen umdrehe. Meine Beine sind immer noch wackelig, aber zumindest scheinen meine Flügel
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