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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Gold­staub biß oder sei­ne kör­per­li­chen Be­dürf­nis­se über ih­ren hüb­schen, grü­nen Stie­feln still­te. Aber an­schei­nend war je­der gu­ter Lau­ne.
    „Was für ein be­zau­bern­des Tier“, mein­ten sie zu mir. Oje, man konn­te deut­lich se­hen, daß sie heu­te abend nichts aus der Fas­sung ge­bracht hät­te.
    Das Tier­chen wand­te sich um und ver­such­te, mich zu bei­ßen, nur um zu zei­gen, wer sei­ne wirk­li­chen Freun­de wa­ren.
    „Was für ein schö­ner Kör­per, mei­ne Lie­be“, be­glück­wünsch­ten sie mich, als ich in dem Ver­such her­um wir­bel­te, den Zäh­nen des Tier­chens zu ent­ge­hen. „Wir wol­len hof­fen“, setz­te die Frau hin­zu, „daß un­ser Mäd­chen auch so einen gu­ten Ge­schmack hat, wenn es ein Jang wird“, und bei­de ki­cher­ten.
    Oh, ich ver­stand schon.
    „Ihr seid Er­zeu­ger?“ frag­te ich teil­nahms­voll, weil sie ganz atem­los in dem bren­nen­den Wunsch da­sa­ßen, daß ich fra­gen möch­te.
    „Oh ja, ge­ra­de ge­wor­den“, er­klär­ten sie.
    „Heu­te nach­mit­tag“, sag­te die Frau, „hat Rul sei­ne Hälf­te zu dem Kind ge­ge­ben. Wir ha­ben zu­ge­se­hen, wie die bei­den Hälf­ten zu­sam­men­ge­fügt wur­den. Oh!“ Sie tät­schel­te Ruls Arm.
    „Wer von euch wird der Vor­mund sein?“ frag­te ich. Nur ei­ner der Er­zeu­ger muß die ge­setz­li­che Ob­hut für das Kind wäh­rend sei­ner Wachs­tums­zeit und der Hyp­no­schul­zeit über­neh­men. Die­se bei­den hier brach­ten mich da­her et­was durch­ein­an­der, als sie sag­ten: „Wir dach­ten, wir blei­ben bei­de zu­sam­men, zu­min­dest, bis es ein Jang wird.“
    „Mei­ne Er­zeu­ger ha­ben das auch ge­tan“, ant­wor­te­te ich. Plötz­lich fühl­te ich ir­gend­wo ei­ne kal­te Lee­re. „Sie ha­ben sich vor ein paar Ein­hei­ten ge­trennt.“ So­fort mach­ten sie lan­ge Ge­sich­ter. Ich schäm­te mich ziem­lich. „Sie wa­ren bei­de vor­wie­gend männ­lich, des­halb“, sag­te ich, um sie wie­der auf­zu­hei­tern. Und sie wa­ren wie­der froh. Nun, sie war of­fen­sicht­lich vor­wie­gend weib­lich, ganz und gar. Zu vor­wie­gend weib­lich, fand ich, um of­fen zu sein.
    Ich sag­te, ich müß­te jetzt ge­hen und Ek­sta­se ha­ben, und al­le nick­ten bei­fäl­lig, nur die­ses Thall­drap -Tier­chen nicht, das sie mit sei­nen Au­gen an­fleh­te und zu sa­gen schi­en: „So­bald wir erst ein­mal al­lein sind, wird sie mich gna­den­los prü­geln.“ Ich pack­te es am Ge­nick, zog es von ih­nen weg und wan­der­te durch den Park da­von.
    „Du hast mich ent­täuscht“, be­schul­dig­te ich es. Es lach­te. Wahr­haf­tig, ich bin si­cher, es lach­te. Mei­ne Bee fiel mir auf den Kopf, di­rekt vor ei­ner Was­serski lau­fen­den Men­schen­men­ge.
    „Ich wünsch­te, du könn­test mir ant­wor­ten“, gif­te­te ich das Tier­chen an. „Dann könn­ten wir einen rich­ti­gen Da­li­ka ha­ben, uns nach­her wie­der ver­tra­gen und uns bes­ser füh­len.“
    Und so dach­te ich zum ers­ten­mal an das Kind. Je­mand, mit dem man strei­ten kann. Ein er­schre­cken­des Ge­ständ­nis, neh­me ich an, aber so war es nun ein­mal.
    Das Tier­chen hüpf­te da­von, um Stern­ball mit ei­ni­gen hell­haa­ri­gen Jang zu spie­len, die ein Stück­chen wei­ter vor­aus wa­ren; ich saß auf ei­nem ver­zier­ten Stein­ding mit ein­ge­fro­re­nen Ru­bi­nen, und der Ge­dan­ke schlich sich ein.
    Ein Kind. Auch ich wür­de ein Kind ma­chen. Der be­tei­lig­te Mann war un­wich­tig, er brauch­te nichts wei­ter mit der Sa­che zu tun zu ha­ben, als sei­ne Hälf­te zu mei­ner zu ge­ben. Ich wür­de der Vor­mund sein. Ich wür­de das Wachs­tum der Blu­me im kris­tal­le­nen Däm­mer­licht be­ob­ach­ten, das Kind mit nach Hau­se neh­men, es hü­ten, es in je­dem Ab­schnitt in die Hyp­no­schu­le schi­cken und es in der Mit­te je­den Ab­schnitts wie­der zu Hau­se er­war­ten, se­lig über sei­ne Fort­schrit­te. Ich könn­te sei­ne Pro­ble­me mit ihm dis­ku­tie­ren. Ich wür­de sei­ne In­ter­es­sen und Wün­sche an­re­gen. Ich wür­de da­zu bei­tra­gen, ei­ne Per­son zu ma­chen, ein Ba­by, einen Jang, einen Er­wach­se­nen. Ich beb­te vor un­deut­li­cher, aber lei­den­schaft­li­cher Lie­be zu mei­nem noch nicht

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