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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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zeig­te auf et­was Glit­zern­des am Him­mel.
    „Er­zeu­ger, was ist das?“
    Und es war der dum­me al­te Her­gal, der wirk­lich gros­hing aus­sah, ganz in Gold, in der Son­ne blin­kend, der im­mer wie­der Krei­se flog mit die­sen rie­si­gen En­gels­flü­geln, die ihn tat­säch­lich tru­gen.
    Hier wach­te ich auf, und sie ga­ben mei­ne Hälf­te in ein kris­tal­le­nes Kühl­la­ger. Dann ba­ten sie mich, mei­nen Mann vor­bei­zu­schi­cken, so­bald er fer­tig war, dann wür­den sie wei­ter­ma­chen. Und ich dach­te an Her­gal.
    Ich war so glück­lich, als ich auf der Gleit­brücke nach Lim­bo fuhr. Ich ver­sank im­mer wie­der in die­se ver­rück­te Eu­pho­rie dar­über, wie wun­der­bar der Le­bens­fun­ke war, die­ses klei­ne, un­de­fi­nier­ba­re Et­was, das ein­mal von ei­nem Mann und ei­ner Frau ge­macht wer­den muß, ganz gleich, in wie vie­le Kör­per es hin­ein- und hin­aus­schlüpft, wenn es er­wach­sen ist. Das ver­wun­dert noch im­mer je­den. Die Q-R-Wis­sen­schaft­ler kön­nen selbst jetzt noch kei­ne Be­grif­fe da­für fin­den. Sie ma­chen nur „Äh, hmm“, wenn man es er­wähnt.
    „Der we­sent­li­che Un­ter­schied zwi­schen ei­nem Qua­si-Ro­bo­ter (An­dro­iden) und ei­nem le­ben­den Men­schen“, so steht es in den Bü­chern, „liegt in der Tat­sa­che, daß ein Qua­si-Ro­bo­ter le­ben­des Fleisch ist, das von Elek­tro­den, Me­tall­plas­ma und ei­nem Elek­tro­nen­ge­hirn ge­steu­ert wird, das wäh­rend des Wachs­tums in die Zel­len ein­ge­pflanzt wird. Ein Mensch ist rei­nes Fleisch oh­ne elek­tro­ni­sches oder me­tal­li­sches Da­zwi­schen­tre­ten, ge­schaf­fen aus männ­li­chen und weib­li­chen Zel­len, die das an­ti­ke Ele­ment ent­hal­ten, das einst See­le ge­nannt wur­de!“
    Aber ich war auf der Brücke ver­rückt vor Freu­de, wenn ich an mei­ne Hälf­te dach­te, die war­tend dalag, an den win­zi­gen Le­bens­fun­ken von mei­nem Le­bens­fun­ken, klei­nes, blas­ses Oo­ma, mein Kind, mein Selbst. Ich war wie in Ek­sta­se, aber ich hat­te seit lan­gem kei­ne Pil­len mehr an­ge­rührt.
    In der Nä­he von Lim­bo stell­te ich fest, daß ich nichts hat­te, was ich Her­gal mit­brin­gen konn­te, al­so ging ich hin und klau­te ei­ne mit Per­len be­setz­te Ro­bot­schlan­ge, wirk­lich in­su­matt, aber dann be­kam ich Ge­wis­sens­bis­se und ging den gan­zen Weg zu­rück, um da­für zu be­zah­len – es wä­re schließ­lich kein rich­ti­ges Ge­schenk, wenn ich es ge­stoh­len hat­te, nicht wahr?
    Als ich in Lim­bo an­kam, hat­te ich den üb­li­chen Är­ger mit je­der­mann, um Her­gal zu fin­den. Ich hat­te die Sen­dung über sei­nen neu­en Kör­per noch nicht ge­se­hen und frag­te mich, wie er wohl dies­mal aus­sah. Bald ge­nug fand ich es her­aus.
    „O Her­gal!“ kreisch­te ich. „Wie konn­test du nur?“
    „Was ist denn los?“ frag­te Her­gal und er­hob ih­ren schlan­ken, sil­ber­nen Kör­per von ei­ner Schwe­be­couch und sprang leicht auf den Kris­tall­gum­mi­bo­den.
    „Du bist weib­lich!“ stell­te ich fest.
    „Er­ra­ten“, grins­te sie spöt­tisch. Ihr Haar war lang und mal­ven­far­ben wie die Däm­me­rung, ge­floch­ten und vol­ler Schmuck. Sie hat­te Sma­rag­de auf den War­zen ih­rer klei­nen, ent­zücken­den Brüs­te und trug einen Len­den­schurz aus Blu­men.
    Mei­ne Se­lig­keit ex­plo­dier­te und war ver­schwun­den. Ich er­klär­te die Sa­che zwi­schen den tro­ckenen Schluch­zern mei­ner ra­sen­den Ent­täu­schung.
    „Nun, wo­her soll­te ich das wis­sen?“ frag­te Her­gal mich, ver­ständ­lich ge­nug. Sie ver­such­te mich zu trös­ten, aber bei der Be­rüh­rung durch ih­ren lieb­li­chen, wei­chen Arm rann­te ich hin­aus und ging nach Hau­se. Ich hat­te ver­ges­sen, ihr die Schlan­ge zu ge­ben, aber das Tier­chen hat­te sei­nen Spaß dar­an, und noch et­li­che Ein­hei­ten spä­ter fiel und stol­per­te und rutsch­te ich über zer­bro­che­ne Per­len­schup­pen. Wohl wie­der ein Sym­bol für mei­ne zer­bro­che­nen Hoff­nun­gen, neh­me ich an.
4

    Hat­ta si­gna­li­sier­te.
    Um mich selbst zu quä­len, wäh­rend ich in sei­ne vier ro­sa Au­gen schau­te, stell­te ich mir vor zu sa­gen: „Hat­ta, mach ein Kind mit mir.“ Uh!

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