Beiss noch einmal mit Gefuehl
Schrullen kaputtgelacht, die mir sein Geburtsdiagramm offenbart hatte.
Obwohl das Ganze völlig platonisch blieb, schraken wir schuldbewusst zusammen, als Sebastian hereinkam.
Dominguez fasste sich schneller als ich. „Haben Sie das auch schon mal gemacht?“, fragte er Sebastian mit einem kumpelhaften Grinsen. „Diese Deutungen sind beeindruckend. Sie hat mich total überzeugt.“
„Ob die Ephemeriden-Tabellen so weit zurückreichen?“, wandte ich ein, ohne nachzudenken.
„Es gab bereits Himmelskarten, als ich geboren wurde“, entgegnete Sebastian trocken.
Dominguez lachte. Er dachte, wir machten die üblichen Witze über das Alter. „Du liebe Güte, so viel älter als Sie sieht er doch gar nicht aus! Ich hätte sogar getippt, Sie wären die Ältere in dieser Beziehung“, sagte er zu mir.
Nun musste Sebastian lachen. „Sie wissen wirklich, wie man bei den Damen punktet, mein Lieber!“
Mir fiel ein, dass ich die beiden noch nie richtig miteinander bekannt gemacht hatte, und holte es nach. „Gabriel Dominguez“, sagte ich, „und das hier ist mein Freund Sebastian von Traum.“
„Von Traum? Sind Sie Deutscher? Oder Holländer?“
„Österreicher“, antwortete Sebastian höflich. Sein Blick blieb einen Moment lang an dem Blumenstrauß auf dem Tisch hängen. „Bleiben Sie zur Totenwache?“
„Äh ... Das scheint mir doch etwas unpassend ...“, begann Dominguez.
„Oh, bitte!“, rief ich. „Ich meine, Sie sind herzlich willkommen. Außerdem haben wir Unmengen von Bier. Irgendjemand muss uns doch helfen, das alles auszutrinken.“
Dominguez lachte.
„Und Sie haben bestimmt noch nicht alles erfahren“, sagte Sebastian und zeigte auf das Diagramm und die Bücher auf dem Tisch. „Wissen Sie schon über die Asteroiden und die
Mittelpunkte Bescheid?“
Dominguez’ Augen leuchteten auf. „Nein!“ Er sah mich neugierig an. „Worum geht es da? Das müssen Sie mir unbedingt erklären!“, verlangte er mit der Begeisterung eines frisch Bekehrten.
Ich bedachte Sebastian mit einem strafenden „Musst du ihn auch noch heiß machen?“-Blick, doch er ignorierte ihn und langte nach der Blumenvase. „Was dagegen, wenn ich sie auf den Sarg stelle?“
„Nein, mach nur“, entgegnete ich. Dominguez wurde zwar ein bisschen blass, sagte aber nichts.
Sebastian nahm die Schüssel mit den Mini-Snickers in die andere Hand. „Gleich kommen bestimmt schon die ersten Kinder. Ich kümmere mich erst mal um die Tür, solange du beschäftigt bist.“
„Okay. Äh, danke“, murmelte ich und überlegte, ob Sebastian vielleicht wieder einmal verletzte Gefühle verbarg.
Als sich unsere Blicke kreuzten, sagte er: „Ist wirklich kein Problem, Garnet. Ehrlich.“
Also widmeten Dominguez und ich uns wieder dem Geburtsdiagramm. Als wir mitten in der Erörterung seiner Mittelpunkte waren, beugte er sich zu mir und fragte verschwörerisch: „Und was steht da über die Liebe?“
An der Tür rief jemand: „Süßes oder Saures!“ Ich hörte, wie Sebastian die Kinder für ihre Kostüme lobte und sie freundlich ermahnte, jeder nur einen Riegel zu nehmen.
Ich war verwirrt, denn den Einfluss der Venus hatte ich Dominguez bereits erklärt. „Wie meinen Sie das?“
„Wo steht in diesem Diagramm, dass ich ganz verrückt nach einer gewissen hübschen Goth-Lady bin?“
„Oh, davon steht hier gar nichts“, entgegnete ich mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Es ist wahrscheinlich der Liebeszauber, der da aus Ihnen spricht.“
„Ich dachte, den hätten Sie gebrochen.“
„Habe ich auch.“ Aber Lilith hatte das Beutelchen irgendwo verloren, nachdem Dominguez auf mich geschossen hatte - woher sollte ich also wissen, in welchem Zustand es war?
Seine Lippen waren den meinen ganz nah. „Und warum will ich Sie dann trotzdem küssen?“
Es blieb mir erspart, darauf antworten zu müssen, denn in diesem Moment hörte ich jemanden die Treppe heraufkommen. Ich schaute auf die Uhr über der Spüle. „Die Gäste kommen!“, rief ich und stand so schnell auf, dass mein Stuhl nach hinten kippte.
Dominguez hielt ihn mit den Fingern seiner lädierten Hand fest, die vorn aus seinem Gips herausschauten. Er lächelte mich an, als wüsste er, dass ein Teil von mir ähnlich empfand wie er. Ich meine, er war wahnsinnig sexy für einen Cop. Und er war sehr nett zu mir gewesen. Nein, mehr als das: Er hatte mich ungestraft davonkommen lassen - mit Mord!
Ich schüttelte energisch den Kopf. Letzteres bedeutete nicht, dass ich ihm
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