Beiss noch einmal mit Gefuehl
Er hatte sich gerade mit dem Insidergruß geoutet. „Im Ernst?“
„An jedem Beltane und Samhain“, entgegnete er augenzwinkernd.
„Cool.“ Ich schüttelte ihm lächelnd die Hand, Sebastian ebenfalls. Als wir unser kirschrotes Leichenmobil erreicht hatten, öffnete Sebastian die rückwärtigen Türen und sprang hinein. Ich wollte helfen, doch ich hatte es mit echten Männern zu tun, die den Sarg im Handumdrehen in den Wagen wuchteten. Ich kam mir, ehrlich gesagt, ziemlich überflüssig vor.
„Das hätten wir“, meinte Gary, als der Sarg verladen war. „Bitte nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich muss sagen, er ist viel zu leicht.“ Er wies mit dem Daumen auf den Sarg. „Tote sind eigentlich bleischwer, doch Ihr Freund hier ist praktisch schwerelos. Das kann nicht angehen. Irgendetwas ist hier nicht in Ordnung, spirituell gesehen - wenn Sie verstehen, was ich meine.“
Sebastian nickte ernst. „Deshalb kümmern wir uns ja selbst um ihn.“
Gary sah ihn nachdenklich an. „Guter Plan, Mann.“ Dann hob er die Hand und machte das Peace-Zeichen. „Seid gesegnet!“
„Sei gesegnet“, antwortete ich automatisch.
Sebastian und ich sahen Gary hinterher, als er wieder im Krankenhaus verschwand. „Na, das war aber interessant“, sagte Sebastian und knallte die Türen so fest zu, dass ich zusammenzuckte.
„Was? Dass er so merkwürdig war oder dass er recht hatte?“
„Beides.“
Obwohl Gary gesagt hatte, Parrish sei nicht schwer, war es eine ziemliche Plackerei, ihn die Treppe hoch in meine Wohnung zu schaffen.
Zum Glück hatte Sebastian übermenschliche Kräfte und genug Klebeband dabei, mit dem wir den Deckel befestigen konnten. Dennoch gestaltete sich das Ganze schwierig, und wir kamen nur langsam voran. Ich schlug mehr als einmal vor, die Totenwache in meinem Wohnzimmer zu vergessen und die Veranstaltung nach draußen zu verlegen, obwohl der Wetterbericht vor frühem Frost gewarnt hatte.
Als wir endlich oben waren, mussten wir uns überlegen, wo wir den Sarg am besten hinstellten. Er passte ganz gut auf den Couchtisch, doch dort stand er so niedrig, dass er sich als Sitzbank anbot. Ich wollte auf keinen Fall, dass sich betrunkene Blutspender daraufsetzten und ihn womöglich noch umkippten. Auf dem Esstisch gefiel mir der Sarg aber auch nicht. Er stand vorn und hinten über und sah irgendwie aus wie eine überdimensionale, viel zu große Servierplatte. Nicht sehr würdevoll. Außerdem hatte ich Angst, dass die Leute auf die Idee kamen, ihre Teller darauf abzustellen.
„Wie wäre es, wenn wir ihn aus dem Sarg nehmen und ihn einfach auf die Couch packen?“, schlug Sebastian trocken vor. „Das sähe bestimmt ganz natürlich aus.“
Ich stellte mir vor, wie Parrish steif mit einer Bierdose in der Hand auf der Couch saß wie eine Figur aus einer Gruselkomödie. „Würde er davon nicht wach?“
Sebastian zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich schon. Sonst noch Ideen?“
Ich hatte eine. Sebastian und ich holten zwei kleine Kommoden aus meinem Schlafzimmer. Sie hatten genau die richtige Größe, und nachdem wir sie mit etwas Abstand voneinander aufgestellt hatten, passte der Sarg ganz wunderbar darauf. Nun befand er sich in einer guten „Ansichtshöhe“ und war nicht mehr so niedrig, dass man ihn als Sitzfläche hätte missbrauchen können.
Kaum hatten wir den Sarg an seinen Platz gestellt, sprang Barney natürlich auf den Deckel und begann, sich ausgiebig zu putzen. Sebastian kraulte ihr den Nacken. „Du hast ihn schon immer lieber gemocht.“
Sie antwortete ihm mit einem Niesen.
Nach einer kleinen Pause auf der Couch und ein paar Energy Drinks meinte Sebastian, es sei an der Zeit, die Sachen vom Partyservice abzuholen. „Dabei mag ich den Kerl nicht mal besonders“, knurrte er. „Willst du mitkommen?“
Ich erklärte ihm, dass ich Dominguez erwartete, und hoffte, ihn dazu überreden zu können, uns zu helfen, Izzys Cousine hinter Schloss und Riegel zu bringen. „Außerdem“, fügte ich hinzu, „muss ich noch einen Befreiungszauber für William wirken.“
„Dabei sollte ich dich unterstützen“, sagte Sebastian und legte eine Hand auf seinen flachen Bauch. „Mein Teil von Lilith verleiht dem Zauber bestimmt mehr Kraft.“
Daran hatte ich gar nicht gedacht, aber es stimmte: Sebastian und ich ergaben zusammen eine ganze Göttin. „Oh, würdest du das tun? Ich glaube, bei dieser Sache kann ich jede erdenkliche Hilfe gebrauchen.“
„Natürlich, Liebes“, meinte
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