Beiss noch einmal mit Gefuehl
tatsächlich hinter ihm her war.
William kaute nervös an seinem Daumennagel. Als er es merkte, legte er die Hand rasch wieder ans Lenkrad. „Was sie macht, geht schon in die dunkle Richtung.“
Mein Blick fiel auf das kleine Leucht-Skelett, und ich dachte daran, wie William Dominguez das Pulver ins Gesicht geschleudert hatte. Das roch doch alles sehr nach Die Schlange im Regenbogen. Ich schüttelte den Kopf. „Bitte sag mir, dass es kein Voodoo ist!“
„Äh, also ...“
In diesem Moment kam eine Krähe so tief auf uns zugeflogen, dass sie um ein Haar gegen die Windschutzscheibe geknallt wäre. William stieg auf die Bremse, und ich musste mich mit beiden Händen am Armaturenbrett abstützen, woraufhin es mich beinahe vor Schmerzen zerriss. Mir schossen die Tränen in die Augen. „Was zum Teufel ist eigentlich mit diesen Krähen los?“, knurrte ich.
„Ich hätte dir nichts über Mos Magie erzählen dürfen“, raunte William mir zu. Er sah total erschrocken aus. „Bitte vergiss, dass ich es überhaupt erwähnt habe.“
Wie bei allen anderen magischen oder religiösen Kulten gab es auch beim Voodoo Praktizierende, die ihre Kräfte für das Gute einsetzten, und andere, die dunklere Neigungen hatten. Eigentlich hätte es also keinen Grund zu der Annahme gegeben, dass Williams neue Freundin diejenige war, die Legionen von Zombies erschuf - wenn er sich nicht so unwillig gezeigt hätte, über ihre Magie zu sprechen, und wenn diese selbstmörderische Krähe nicht gewesen wäre.
„Willst du damit sagen, dass die Krähen Maureens Spione sind oder so?“
William schüttelte den Kopf. Ob er meine Frage damit verneinte oder nicht mehr über das Thema sprechen wollte, konnte ich nicht einschätzen.
Er bog in meine Straße ein. Der große Van stand immer noch da, also wies ich William an, mich ein paar Querstraßen weiter abzusetzen. Meine Frage, ob er mir helfen wolle, das FBI auszutricksen, schien ihn aufzumuntern.
„Wie wäre es mit noch einem kleinen Ablenkungsmanöver?“, meinte er. „Soll ich ihnen wie Uhura nackt was vortanzen oder so?“
Angesichts dieser Vorstellung musste ich grinsen. „Nur zu, William!“
Ehrlich gesagt konnte ich jede Hilfe gebrauchen. Obwohl ich mich mit Izzys Klamotten und fast ohne Make-up ziemlich gut getarnt fühlte, gab ich mich nicht der Illusion hin, dass ich mich so einfach an zwei FBI-Agenten vorbeischleichen konnte.
„Im Ernst?“ Nun hatte William endlich wieder sein typisches Grinsen im Gesicht, das ich so liebte.
„Ja, warum nicht? Alles, was dir einfällt, um sie irgendwie abzulenken, ist hilfreich. Ich meine, vielleicht genügt es ja schon, wenn du sie einfach nur nach dem Weg fragst oder so.“
„Oh, das ist klasse!“ Seine braunen Augen funkelten. „Das gefällt mir. Was könnte ich sie denn fragen?“
„Wo die Studentenvereinigung ist?“
„Ja, obwohl... Sie sind wahrscheinlich nicht von hier. Vielleicht tue ich besser so, als suchte ich eine bestimmte Straße, und frage sie nach einem Stadtplan.“
Gesagt, getan. Ich stieg ein paar Blocks weiter aus, um mich zu Fuß nach Hause durchzuschlagen, und William drehte wieder um. Als ich die Straße heraufkam, sah ich, wie William abbremste, um aufmerksam die Schilder zu studieren. Ich grinste; er spielte seine Rolle mit großer Hingabe.
Hinter dem Haus, in dem ich wohnte, war ein Fahrradweg, der auf einem alten Bahndamm angelegt worden war. Sobald ich ihn erreicht hatte, verließ ich sofort die Straße. Die FBI-Agenten beobachteten sicherlich sämtliche Zugangswege zum Haus, aber hinter dem dichten Gebüsch, das den Weg säumte, war ich nicht so leicht auszumachen.
Das hoffte ich jedenfalls.
Sumachsträucher mit großen rötlichbraunen Blättern schirmten mich von der Straße ab. Wenigstens bis zum nächsten Block, und dann musste ich es irgendwie schaffen, unbemerkt über die alte Eisenbahnbrücke zu kommen. Ich spähte durch die Zweige einer jungen Eiche, deren braune Blätter sich hartnäckig an den dünnen Trieben hielten, und sah Williams schwarzen Beetle neben dem FBI-Van stehen. William lehnte sich aus dem Fenster und zeigte in Richtung See. Was in dem Van vor sich ging, konnte ich nicht sehen, aber ich beschloss, das Wagnis einzugehen, und schlenderte so locker, wie es mir eben möglich war, über die Brücke. Natürlich wäre ich am liebsten gerannt, doch damit hätte ich nur unnötig Aufmerksamkeit erregt. Ich schaute auch nur ganz kurz und flüchtig zu dem Wagen hinüber. Das war der
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