Beiss noch einmal mit Gefuehl
schwierigste Teil. Ich hätte so gern gesehen, was William machte, aber offensiv hinzuglotzen, war sicherlich keine gute Idee. Irgendwie schaffte ich es schließlich auf die andere Seite.
Kaum war ich hinter einer Baumgruppe verschwunden, joggte ich vor Erleichterung ein paar Meter. Dann erinnerte mich meine Schulter jedoch daran, dass Gehen die bessere Alternative war, denn wenn ich bei jedem Schritt vor Schmerzen schrie, zog ich die Aufmerksamkeit der Agenten ganz sicher auf mich.
Als ich auf der Rückseite des Hauses angekommen war, entdeckte ich nirgends jemanden mit einem schwarzen Trenchcoat und einem Funksprechgerät, und so machte ich mich daran, langsam den Bahndamm hinunterzusteigen. In dem hohen Gras, unter das sich auch zahlreiche Schwalbenwurze mischten, geriet ich jedoch ins Rutschen. Ich streckte ruckartig die Arme aus, um nicht zu stürzen, und musste mir in die Wange beißen, sonst hätte ich vor Schmerz laut geschrien.
An dem Holzzaun angekommen, der das Grundstück umgab, rang ich keuchend nach Atem.
Ich öffnete das Tor und ging den schmalen Weg zur Garage hinunter. Die Nachbarn hatten dort ein paar Fastfood-Verpackungen hingeworfen, und ich konnte nicht anders, als sie aufzuheben und in die Mülltonne zu werfen.
Da ich die verantwortliche Mieterin war, hatte mir der Hausbesitzer den Garten überlassen. Alle Blumenbeete, die entlang des Zauns verliefen, waren bereits abgedeckt und winterfest gemacht. Am vergangenen Wochenende hatten Sebastian und ich alles Abgeblühte abgeschnitten und zusammen mit dem Herbstlaub entsorgt. Ein Büschel Sonnenhut hatten wir absichtlich für die Vögel stehen lassen, außerdem einige vertrocknete Schwalbenwurze, weil ich die Samenstände so hübsch fand. Sebastian war auch der Meinung gewesen, dass sie einen wunderbaren Blickfang im winterlichen Garten abgaben.
Die Kälte kroch allmählich unter meinen dicken Pullover. Der Geruch von Holzfeuer lag in der Luft. Ich musste mich unbedingt mit Sebastian aussöhnen. Er fehlte mir, und dieses Gefühl war einfach unerträglich.
Als ich vor der Hintertür meine Schlüssel aus der Tasche holen wollte und sie nicht gleich fand, geriet ich in Panik, doch beim hektischen Abklopfen meiner Sachen stellte ich fest, dass ich sie nur in die falsche Tasche gesteckt hatte. Ich seufzte erleichtert, denn meine Ersatzschlüssel waren im Hausflur hinter einer losen Fußleiste versteckt. Es wäre etwas schwieriger gewesen, unbemerkt zu bleiben, wenn ich auf der Vorderseite des Hauses, wo der FBI-Van stand, durchs Gebüsch hätte kriechen müssen.
Die Wärme im Haus tat gut, auch wenn meine Schulter wieder zu schmerzen begann. Ich ging in den Keller hinunter, um dort zu warten, bis Parrish aufwachte.
Ich holte mir einen Klappstuhl aus dem Hauswirtschaftsraum, öffnete die Tür zu Parrishs Lager und setzte mich vor seinen Sarg. Eigentlich wäre ich gern nach oben gegangen, um ein langes, heißes Bad zu nehmen. Aber da der Weg zu meiner Wohnung über das vordere Treppenhaus führte, wollte ich lieber kein Risiko eingehen. Im Keller war ich sicher. Außerdem konnte ich es mir nicht erlauben, Parrish zu verpassen.
Ich starrte seinen Sarg an. Das weiche Kiefernholz hatte schon zahlreiche Schrammen und Kerben abbekommen. Am Fußende klebte noch das verblichene Papier von einer Verschiffung. Ich glaubte sogar, den Stempel der Zollinspektion darauf zu erkennen.
Obwohl der Sarg also eher wie eine weit gereiste Transportkiste wirkte, sah ich vor meinem geistigen Auge Parrishs Leiche darin liegen. Der Keller roch so feucht und muffig, dass ich mir vorkam wie in einer Gruft; wenn auch in einer, die mit Truhen und einer Kommode ausgestattet war.
Um mich zu beschäftigen, blätterte ich eins von Parrishs Mangas durch. Ich brauchte drei Minuten, bis ich merkte, dass ich das japanische Comic-Heft von hinten angefangen hatte, aber auch, nachdem ich es umgedreht hatte, wurde ich nicht viel schlauer daraus. Dennoch waren die hübschen Bilder ein netter Zeitvertreib. Nach einer Weile dachte ich allerdings sehnsüchtig daran, die Treppe hochzuschleichen, um meine schmutzige Wäsche zu holen oder das neue Astrologiebuch über den Neptun, das ich zu lesen angefangen hatte, oder ... einfach irgendetwas, um mich zu beschäftigen.
Als ich dann schließlich so weit war, dass ich es wagen wollte, hörte ich ein Rascheln im Sarg.
Obwohl ich wusste, dass es Parrish war, rutschte mir das Herz in die Hose wie beim Anschauen eines Horrorfilms, wenn Dinge
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