Beiss noch einmal mit Gefuehl
passieren, die eigentlich gar nicht passieren dürfen. Ich sprang auf und stellte mich an die Tür. Der Deckel öffnete sich, und ich stieß einen kleinen Schrei aus. In der ganzen Zeit, in der Parrish nun schon in meinem Keller schlief, hatte ich noch nie gesehen, wie er aus seinem Sarg stieg.
Die einfache Holzkiste hatte keine Scharniere. Um herauszukommen, stemmte Parrish den losen Deckel einfach in die Höhe und warf ihn dann zur Seite. Er landete mit einem
gewaltigen Krach auf dem Boden, und ich erblickte Parrish in seiner ganzen Pracht. Er war splitterfasemackt.
S CHLÜSSELWÖRTER :
S EX UND T OD
Ich weiß nicht, warum ich davon ausgegangen war, dass Parrish beim Schlafen etwas anhatte. Vermutlich kam es ihm albern vor, einen Schlafanzug anzuziehen, bevor er sich in seinen Sarg legte, doch die Vorstellung, dass er sich vorher auszog, mutete genauso sonderbar an. Aber wie dem auch sein mochte, er hatte nun einmal nichts an.
Es war schon eine ganze Weile her, seit ich Parrish zuletzt nackt gesehen hatte. Und obwohl er steif und eingezwängt in dem Sarg lag, bot er einen herrlichen Anblick. Weil er lange vor der Ära der Bodybuildingstudios und Privattrainer gestorben war, hatte er seinen Körper ausschließlich durch Arbeit gestählt. Vom Kutschenüberfallen bekam man offenbar starke Arme und stramme Beine. Sein Bauch war herrlich flach und muskulös.
Im Zuge des männlichen Aufwachrituals rieb Parrish sich die Augen und kratzte sich ausgiebig. Er hatte mich noch nicht bemerkt. Ich räusperte mich.
Andere Männer hätten vielleicht verlegen reagiert, Parrish hingegen nicht. Er sah mir ins Gesicht und reckte sich träge, wie eine Katze. Damit machte er es mir ziemlich schwer, nicht zur Kenntnis zu nehmen, wie sich überall an seinem schlanken Körper die Muskeln spannten. Als ich ihn unwillkürlich von oben bis unten musterte, errötete ich leicht. Er lachte.
„Guten Abend!“, sagte er in schönster Dracula-Manier, dann stieg er seufzend aus dem Sarg und tappte barfuß zu der Kommode, neben der ich saß.
„Hey, äh, hör mal ...“, sagte ich und gab mir alle Mühe, nicht den Teil von ihm anzustarren, den ich nun auf Augenhöhe vor mir hatte. „Ich wollte dich warnen. Das FBI denkt, du hättest die Vatikan-Agenten umgebracht. Und sie beobachten das Haus.“
Er hörte auf, in seinen Klamotten zu stöbern. „Blut.“
Der Themenwechsel kam ein bisschen plötzlich, doch ich versuchte trotzdem, Parrish zu folgen. „Ja, was das angeht... Vielleicht verkneifst du es dir besser, heute Nacht raus...“
„Du!“, fiel er mir ins Wort. „Du bist verletzt!“
Ich legte schützend die Hand auf meine verbundene Schulter. „Ach so! Ja, stimmt.“
Dank seiner übermenschlichen Schnelligkeit war Parrish innerhalb eines Sekundenbruchteils bei mir. Ich wäre fast vor Schreck von meinem Klappstuhl gefallen, als er plötzlich zwischen meinen Beinen kniete. Er umfing mein Gesicht mit den Händen und sah mich besorgt an. „Was ist passiert? Geht es dir gut?“
So unerwartet einen nackten Mann zwischen meinen Schenkeln zu haben, machte mich ziemlich verlegen. Ich war mir sämtlicher Stellen, an denen wir uns berührten, äußerst bewusst - meine Knie ruhten an seinen Hüften, und meine Hände suchten sich in Windeseile einen anderen Platz, der... nun ja, der nicht genau da war.
„Ich habe herausgefunden, dass Lilith wohl doch keine Kugeln abwehren kann“, entgegnete ich mit einem matten Lächeln.
„Hast du Schmerzen?“
„Ähm ..." Es fiel mir schwer, mich auf das Gespräch mit ihm zu konzentrieren, denn ich nahm seinen Geruch sehr deutlich wahr, eine faszinierende Mischung aus Weihrauch und Leder. Ich wäre am liebsten aufgesprungen und auf Abstand gegangen, um nicht der Versuchung zu erliegen, ihn anzufassen, denn das wäre in diesem Moment nun wirklich unpassend gewesen, und vor allem hatte ich immer noch einen festen Freund, auch wenn wir gerade Sendepause hatten. Sebastian hatte mich zwar in gewissem Sinne dazu angehalten, meine Gefühle für Parrish zu ergründen, doch dass ich ihn dabei befummelte, hatte ihm sicherlich nicht vorgeschwebt. „Nein, äh, ist schon okay.“
Meine Schulter schmerzte zwar inzwischen permanent, aber nicht mehr besonders stark. Es war, als hätten meine Schmerzrezeptoren keine Lust mehr. Sie schienen sich nicht länger so verausgaben zu wollen und leiteten die Reize nur noch in beschränktem Umfang weiter.
Parrish ließ mein Gesicht los und sah mich
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