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Beiss noch einmal mit Gefuehl

Beiss noch einmal mit Gefuehl

Titel: Beiss noch einmal mit Gefuehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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zusammenlaufen. „Ich nehme an, ich kann der Zeitung den Nachruf faxen“, sagte ich. „Die Totenwache habe ich für nächsten Mittwoch angesetzt.“
    Sebastian bestrich einen Toast mit einem dicken Klecks Butter und gab ihn mir. „Da ist doch Halloween“, sagte er überrascht.
    Ich nahm einen Bissen von dem Toast und stellte fest, dass es sich bei der unbekannten Zutat für die Kräuterbutter um Oregano handelte. „Ich weiß“, entgegnete ich. „Ich habe mir gedacht, wenn ich die Totenwache für Parrish an Halloween abhalte, sorge ich vielleicht dafür, dass viele Geister Ruhe finden.“
    Sebastian nickte. „Dann ist der Schleier zwischen den Welten am dünnsten“, sagte er. Nach dem heidnischen Glauben lässt sich die Grenze zwischen den Lebenden und den Toten an Samhain am leichtesten passieren. Es ist die Nacht der Kommunikation und Zwiesprache mit den Seelen im Sommerland. Dass die Menschen sich an Halloween als Gespenster oder andere Gruselgestalten verkleiden, rührt von dem heidnischen Glauben her, dass man, derart kostümiert, nicht von den bösen Geistern erkannt wird, die in dieser Nacht umherstreifen. Außerdem sorgen die unheimlichen Fratzen der Kürbislaternen dafür, dass die Häuser sicher und geschützt sind.
    „Also“, sagte ich, als ich gefrühstückt und meinen Kaffee ausgetrunken hatte. „Wollen wir dann Parrishs Leiche abholen?“
    Sebastian und ich verbrachten den Großteil des Tages mit Behördengängen. Ich füllte zigtausend Formulare aus. Es war einiges an Überzeugungsarbeit nötig, bis der Standesbeamte mich als Parrishs „Gattin“ anerkannte, weil ich natürlich keinen Trauschein hatte. Doch da Parrish außer mir keine Angehörigen hatte und das Standesamt wie jede andere Behörde überlastet und unterbesetzt war, ließ man mich noch ein paar Formulare mehr unterschreiben, damit alles seine Ordnung hatte - und die Beamten zumindest nicht zur Verantwortung gezogen werden konnten, falls ich doch eine Grabräuberin oder eine perverse Nekrophile war.
    Um die trauernde Verlobte zu geben, war ich (für meine Verhältnisse) ziemlich konservativ gekleidet: Ich trug einen wadenlangen schwarzen Rock und ein weißes Seidenhemd von Sebastian. Das Hemd hatte ich gerade so weit aufgeknöpft, dass Parrishs Ring zu sehen war. Vor dem Marsch durch die Ämter hatten wir schnell noch bei Walgreens eine schwarze Strumpfhose gekauft und bei mir zu Hause mein einziges Paar schwarze flache Schuhe abgeholt. Die silbernen Fledermausschnallen fielen offenbar niemandem auf; jedenfalls äußerte sich keiner dazu.
    Letzten Endes konnte ich Parrish zwar erst am nächsten Tag abholen, doch man sicherte mir zu, dass nun alles geregelt sei und es keine Probleme mehr geben werde.
    Es beunruhigte mich, dass er noch eine Nacht in der Leichenhalle ausharren musste, aber es hätte wohl höchst verdächtig gewirkt, wenn ich nur hingefahren wäre, um ihn kurz zu sehen. Die meisten Leute statteten ihren Toten keine Besuche ab.
    Weil ich mich irgendwie beschäftigen musste, überredete ich Sebastian, mich beim Laden abzusetzen. Als ich ihn betrat, stellte ich entsetzt fest, dass die Kasse nicht besetzt war.
    Ich sah mich um und entdeckte William nach einer Weile in der Astrologie-Abteilung. Er saß auf einer ungeöffneten Bücherkiste und hatte sein Gesicht in den Händen vergraben.
    „Alles okay?“, fragte ich.
    Seine Augen waren rot, seine Wangen fleckig. Als er mich sah, jauchzte er vor Freude. „Oh, mein Gott, Garnet! Ich dachte, du wärst tot!“
    Ich kniff die Augen zusammen. „Du dachtest, du hättest mich umgebracht, wolltest du wohl sagen!“
    William stritt es nicht ab, aber er sah mich verstört und zugleich gekränkt an wie der sprichwörtliche geprügelte Hund. „Mo hat großen Einfluss auf mich“, erklärte er. „Wenn wir zusammen sind. Wenn nicht ... Garnet, ich hatte so schreckliche Albträume, in denen ich Hühner opfere und Tote zum Leben erwecke. Und letzte Nacht habe ich geträumt, ich hätte dich in eine Garage voller fleischfressender Zombies gesperrt.“
    „Du weißt, dass das kein Traum war, William!“
    Er schloss die Augen und ließ den Kopf hängen. „Ich habe befürchtet, dass du das sagst“, murmelte er.
    Ich legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter. In diesem Moment kribbelten meine Fingerspitzen, als hätte ich einen Stromstoß bekommen. Ich wich ruckartig zurück und hielt mir die Hand.
    Als William wieder aufsah, hatten sich seine Augen verändert. Sie hatten

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