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Beiss noch einmal mit Gefuehl

Beiss noch einmal mit Gefuehl

Titel: Beiss noch einmal mit Gefuehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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lächelnd von Jasmine geöffnet. Sie trägt eine neue Kette mit Perlen aus Lapislazuli und Malachit. Ich bewundere sie und denke noch: Irgendetwas stimmt hier nicht. Dann sehe ich eine Krähe, nein, einen Geier am Himmel kreisen. „Jasmine“, frage ich, „warum bist du nicht tot?“ Sie lächelt, und ihre Zähne kommen bis zu den Wurzeln zum Vorschein.
    Ich schreckte aus dem Schlaf hoch. Das Zimmer war dunkel, und Sebastian lag reglos wie ein Toter neben mir. 2:52 zeigten die roten Zahlen auf dem Display des Weckers an. Ich drehte mich auf die Seite, um mich an Sebastian zu kuscheln, legte einen Arm um seine schlanke Taille und hielt ihn ganz fest. Er gab keinen Mucks von sich, nicht einmal leise Atemgeräusche, aber wenigstens war seine Haut warm. Ich zog die Decke über unsere Schultern und schloss die Augen.
    Es war das erste Mal, dass ich von einem Mitglied des Zirkels geträumt hatte. Und auch wenn der Traum mich erschreckt hatte, überwog das Gefühl, mit einer alten – wenn auch toten - Freundin in Kontakt getreten zu sein. Es war unheimlich und zugleich wohltuend, ungefähr wie Kuscheln mit einem Vampir-Lover.
    Am nächsten Morgen schlief ich ziemlich lange. Sebastian weckte mich mit einer Tasse Kaffee, einem Bagel mit Frischkäse und einem nervösen Lächeln. Obwohl seine Gaben mir höchst verdächtig vorkamen, nahm ich sie dankbar an. Ich ließ mir den getoasteten Bagel schmecken und wartete darauf, dass Sebastian mir erklärte, warum er so angespannt auf der Bettkante kauerte.
    „Und“, sagte er schließlich, „wie sieht dein Tagesplan aus?“
    Ich wischte ein paar Krümel von der Decke. „Ich dachte, ich erledige im Laden noch ein paar Dinge, die ich gestern nicht geschafft habe. Dann rufe ich Slow Bob an, damit er den Rest des Tages für mich übernimmt und wir Parrish abholen können. Und dann muss ich mir natürlich noch überlegen, wie ich William befreien kann.“ Ich nahm einen Schluck Kaffee. „Warum?“
    „Ich habe auch etwas zu erledigen“, entgegnete er ominös.
    „Oh?“
    Er schaute aus dem Fenster. Der Himmel war blau wie ein Drosselei. Ein Schwarm Gänse zog mit viel Geschrei in Richtung Süden. Sebastian räusperte sich. „Ich dachte, es wäre vielleicht besser, wenn wir einander ab jetzt nichts mehr verschweigen.“
    Ich nahm noch einen Schluck Kaffee. Vielleicht half mir ja das Koffein dabei, den Sinn von Sebastians Worten zu entschlüsseln. Nachdem ich vergeblich auf Erleuchtung gewartet und noch vier Schlucke getrunken hatte, fragte ich schließlich: „Was hast du auf dem Herzen?“
    „Ich muss mich stärken, Garnet. Ich dachte, das solltest du wissen.“
    Ging es mir wirklich besser, wenn ich wusste, dass Sebastian loszog, um das Blut einer anderen zu trinken?
    „Okay“, sagte ich. Ich konnte ja nun schlecht von ihm verlangen, sich zu Tode zu hungern. „Weißt du, vielleicht könntest du ...“ Ich hielt inne. Was hatte ich da wieder für einen Vorschlag auf Lager?
    Sebastian sah mich auch ganz gespannt an.
    „... mir einfach in Zukunft nichts davon sagen“, fuhr ich fort. „Ich glaube, es ist das Beste, wenn ich es nicht weiß.“
    Zurück in die Stadt zu kommen, gestaltete sich schwierig. Ein Taxi hätte mehr Geld gekostet, als ich bei mir hatte. Ich versuchte, Izzy auf ihrem Handy zu erreichen, aber sie arbeitete wahrscheinlich, denn es war ausgeschaltet. William konnte ich aus ersichtlichen Gründen nicht anrufen, und Sebastian war ... beschäftigt.
    Schließlich lieh ich mir sein rostiges Rennrad aus, das ich mit Spinnweben überzogen in der Scheune fand. Die Reifen waren platt, doch nach einer Weile fand ich auch eine Luftpumpe und einen Schraubenschlüssel, mit dem ich den Sattel richtig einstellte. Ich hinterließ Sebastian eine Nachricht, aber in Anbetracht des Zustands, in dem sich das Fahrrad befand, glaubte ich nicht, dass er es so schnell wiederhaben wollte.
    Von meiner letzten Fahrradtour wusste ich, dass ich ungefähr eine Stunde von Sebastians Hof bis zum Laden brauchen würde. Die Strecke war zwar lang, aber durchaus zu schaffen, besonders an so einem klaren, trockenen Tag.
    Als ich losradelte, warf ich einen Blick auf den Friedhof und dachte automatisch an Parrish. Hoffentlich war mit ihm alles in Ordnung.
    Der Asphalt war holprig und am Rand der Spurrillen aufgebrochen. Ein Falke kreiste über den abgeernteten Maisfeldern. Von dem Gestank der überfahrenen toten Skunks, die am Straßenrand lagen, begannen mir die Augen zu tränen. Als es den

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