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Beiss noch einmal mit Gefuehl

Beiss noch einmal mit Gefuehl

Titel: Beiss noch einmal mit Gefuehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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Erdnussbutter und Gelee. Um nicht so allein zu sein, schaltete ich das Radio ein. Nachts übernahm NPR immer Sendungen der BBC, und während ich ein Glas Milch trank, riefen die britischen Stimmen Erinnerungen an Parrish in mir wach.
    Irgendwann setzte ich mich dann auf die Couch und blätterte in Sebastians Nachrufe-Sammlung. Es waren Hunderte. Manche waren eindeutig Geliebten gewidmet, aber es gab auch welche für Freunde - Kriegsgefährten, Nachbarn und so weiter. Alles Menschen, die Sebastian gekannt hatte und die ihm etwas bedeutet hatten. Das Buch reichte nicht sehr weit zurück, nur bis in die frühen Siebziger. Als ich meinen Blick über die Regale schweifen ließ, entdeckte ich dort weitere Bände.
    Ich klappte das Album zu und legte es zur Seite. Jetzt wusste ich, was ich zu tun hatte. Parrish brauchte eine richtige Totenwache. Eine große Abschiedsparty mit ganz viel Whiskey, zu der ich auch seine Blutspender einladen wollte. Sie würden zwar wissen, dass er nicht tot war, aber sie würden sich trotzdem über die Gelegenheit freuen, auf ihn zu trinken.
    Ich nahm Stift und Papier aus Sebastians Kramschublade und begann, Parrishs Nachruf zu schreiben.
    Als ich damit fertig war, schrieb ich noch eine Art Gedenknotiz für jede meiner Freundinnen, die ich vergangenes Halloween verloren hatte. Zunächst hatte ich nur an eine Auflistung aller Hexennamen und ein paar Stichworte gedacht, doch schon bald schrieb ich auch über bestimmte äußerliche Merkmale - über Martingales funkelnde grüne Augen, über Junkos grau meliertes Haar -, was mich wiederum auf andere Dinge brachte, die ich nicht vergessen wollte, wie zum Beispiel Jasmines selbst gebackenes Zucchinibrot und Cloverleafs atemberaubendes handgenähtes Bauchtanzkleid. Als ich schließlich alles aufgeschrieben hatte, was mir durch den Kopf ging, betrachtete ich mein Werk zufrieden und mit dem Gefühl, dass ich das schon vor langer Zeit hätte tun sollen.
    Ich briet gerade Spiegeleier für das Frühstück, als Sebastian im Bademantel in die Küche geschlurft kam. Seine Augen leuchteten auf, als er sah, dass die Kaffeemaschine bereits lief. Weil die Sonne hell durch die Fenster hereinschien, kniff er die Augen zusammen, während er die Kanne unter dem Kaffeefilter wegzog und rasch seine Tasse unter den gleichmäßigen braunen Strom hielt, ohne herumzukleckern. Ich wendete lächelnd die Eier in der Pfanne.
    „Du siehst erstaunlich vergnügt für jemanden aus, der die ganze Nacht nicht geschlafen hat“, knurrte er, stellte die Kanne wieder an ihren Platz und lehnte sich an die Arbeitsplatte. Während er einen großen Schluck aus seiner Tasse nahm, sah er mich argwöhnisch an.
    „Und du siehst erstaunlich ...“ Ich hielt inne. Ich hatte sagen wollen, dass er erstaunlich menschlich aussah mit seinen strubbeligen Haaren und seinem stoppeligen Kinn, aber das erschien mir doch ein wenig unhöflich. „... müde aus“, beendete ich stattdessen meinen Satz. „Für jemanden, der früh zu Bett gegangen ist.“
    „Wenn ich nicht genug Schlaf bekomme, ist es mit dem Regenerieren nicht so einfach“, erklärte er schulterzuckend. „Selbst ein Vampir wie ich braucht ein paar Stunden Ruhe, um seine jugendliche Figur zu erhalten.“
    Als er kokett eine Hand in die Hüfte stemmte, musste ich kichern. Die Eier waren inzwischen fertig, und ich holte rasch zwei Teller aus dem Schrank und warf den Toaster an, in den ich bereits zwei Scheiben Mehrkornbrot gesteckt hatte.
    „Ich war so frei, mich schon mal nach den Öffnungszeiten des Standesamts zu erkundigen“, sagte Sebastian. Er ging zum Küchentisch, stellte seine Tasse ab und räumte eine Tinktur aus Anis, Nelken und Muskatnuss weg. Er schüttelte sie mechanisch, bevor er sie zu den Ölen und Salben auf dem Kühlschrank stellte. „Und ich habe im Krankenhaus die Nachricht hinterlassen, dass wir so schnell wie möglich eine Kopie von Parrishs Totenschein brauchen.“
    Ich stellte ihm seinen Teller hin, nahm zwei Gabeln aus der Schublade und schenkte mir noch einen Kaffee ein. „Und das alles noch vor dem Duschen?“
    „Du willst die Sache doch schnell erledigt wissen“, sagte er. Nachdem er die Butter aus dem Kühlschrank genommen hatte, bestreute er sie mit einer Handvoll getrocknetem Basilikum und etwas anderem, das ich nicht gleich erkannte. Er stellte den Teller für ein paar Sekunden in die Mikrowelle, holte die Toastscheiben und setzte sich wieder.
    Der Duft der Kräuterbutter ließ mir das Wasser im Mund

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