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Beiss noch einmal mit Gefuehl

Beiss noch einmal mit Gefuehl

Titel: Beiss noch einmal mit Gefuehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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einen Ausdruck, den ich noch nie bei ihm gesehen hatte. Er wirkte sehr konzentriert, entschlossen und ... höchst gefährlich.

 

    S CHLÜSSELWÖRTER :
    E RFINDERISCH UND UNBERECHENBAR
     
    Er hielt den Brieföffner, mit dem er die Bücherkartons aufgeschlitzt hatte, fest umklammert, als er sich langsam erhob. Sogar seine Haltung hatte sich verändert; er stand jetzt gerader und wirkte viel resoluter. Ich wusste sofort, dass er besessen war.
    Lilith wurde unruhig, als William auf mich zukam. Wenn ich SIE die Kontrolle übernehmen ließ, dann wurde sicherlich nicht nur der Loa vernichtet. Ich durfte nicht zulassen, dass SIE William tötete, nicht einmal in Notwehr. Ich musste eine andere Lösung finden.
    Also lief ich weg.
    Ich machte auf dem Absatz kehrt und flitzte zur Tür hinaus. Auf der Straße rief ich nach Leibeskräften um Hilfe. Als ich mich kurz umdrehte, sah ich William mit der Waffe in der Hand aus dem Laden kommen. Die Leute, die auf der State Street zum Dinner unterwegs waren, gerieten in Aufruhr und fingen an zu schreien. Ich lief langsamer, als ich sah, dass William wegen der vielen Menschen nervös wurde, den Brieföffner fallen ließ und in die entgegengesetzte Richtung davonrannte.
    Ich blieb stehen und rang nach Atem. Passanten eilten herbei und boten mir ihre Hilfe an, die ich jedoch höflich ablehnte. Dass ich zu weinen angefangen hatte, merkte ich allerdings erst, als mir jemand ein Taschentuch reichte. Ich legte eine Hand auf meinen Bauch, in dem Lilith inzwischen wieder friedlich schlummerte, und mir wurde zum ersten Mal bewusst, dass ich in jener Nacht zumindest eine Alternative gehabt hätte. Als ich die Vatikan-Agenten im Haus meines Zirkels gesehen hatte, hätte ich weglaufen können. Ich hätte um Hilfe rufen können.
    Wäre ich doch nur ...
    Ich hielt inne. Wenn ich in jener Nacht weggelaufen wäre, hätte mich wahrscheinlich einer der Agenten erwischt und umgebracht. Und selbst wenn ich ihnen entkommen wäre, wären die sechs Agenten heute noch am Leben und wüssten, wie ich aussah. Wenn das FBI mich finden konnte, dann war eine supergeheime Vereinigung von Mördern ganz gewiss auch dazu in der Lage.
    Und auch was William anging, hatte ich mit Weglaufen das Problem noch nicht aus der Welt geschafft. Er hatte mich zwar nicht getötet, doch er war immer noch von einem Loa besessen. Ich musste einen Weg finden, ihn zu vernichten, und das Überraschungsmoment, das ich mir vielleicht hätte zunutze machen können, war nun verspielt.
    Ich ging wieder zurück in den Laden. Etwas hatte meine Flucht immerhin gebracht: Nun hatte ich Zeit, um mir zu überlegen, wie ich William retten konnte.
    Ich blieb bis weit nach Geschäftsschluss. William hatte ein furchtbares Chaos hinterlassen: Bestellungen waren liegen geblieben, Rechnungen nicht bezahlt worden, und wie aus dem Geld im Safe zu schließen war, hatte er die Einnahmen nicht zur Bank gebracht. Sebastian kam gegen neun mit Sandwiches vorbei. Er half mir, im Lager Ordnung zu schaffen, und bot mir sogar an, das Geld für mich bei der Bank in den Nachttresor zu werfen, doch das wollte ich nicht. Ich hatte ein viel zu schlechtes Gewissen. Schließlich war ich für den Laden verantwortlich und hatte ihn tagelang vernachlässigt.
    Also ließ ich Sebastian ein paar Dinge in Sachen Parrish erledigen, zu denen ich noch nicht gekommen war. Als Erstes bat ich ihn, den Nachruf, den ich für Parrish geschrieben hatte, und die Gedenknotizen für die Zirkelmitglieder online bei der Zeitung aufzugeben. Auch die Bezahlung wickelte er elektronisch ab. Danach druckte er mir Einladungen mit dem Termin der Totenwache zum Aushängen aus. Da ich die Namen und Adressen von Parrishs Blutspendern nicht kannte, wollte ich die Zettel in seinen Stammlokalen verteilen. Wahrscheinlich lockten wir so zwar auch jede Menge Schnorrer an, aber das würde Parrish wohl nichts ausmachen, solange man seine Totenwache als verdammt gute Party in Erinnerung behielt.
    Als alles ausgedruckt war, zog Sebastian mit einem Tacker los, um die Einladungen aufzuhängen, und ich erledigte den letzten Papierkram. Ich hatte den Kopf gerade auf den Schreibtisch sinken lassen, um „kurz meine Augen auszuruhen“, als Sebastian zurückkehrte. Ich erinnere mich noch vage daran, dass er mich in sein Auto packte, aber wie ich ins Bett gekommen bin, weiß ich nicht mehr.
    Ich träumte von den Toten.
    Süßes oder Saures, ich als Hexe verkleidet. Die erste Tür, an der ich klingele, wird mir

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