Beißen für Anfänger 1: Hexenzirkus (German Edition)
fest verschweißt waren. Es gab keine Ritze, keinen Durchlass irgendwo, durch den irgendetwas hinein- oder herausgelangen konnte. Er war absolut luftdicht versiegelt, und ich stand mitten darin.
Absinthes Zugriff auf mich erschlaffte, als würde man ein straff gespanntes Seil loslassen. Sie fluchte auf Deutsch, aber ich wartete nicht ab, was sie sonst noch zu sagen hatte. Ich brabbelte etwas darüber, dass wir uns später sehen würden, und rannte um mein Leben.
Ben?
Er antwortete nicht. Ich konnte ihn auch nicht spüren. Ich spürte nichts und niemanden. In meinem Kopf war nur ich.
Ben, bist du sauer, weil ich dich geweckt habe? Falls ja, tut es mir leid, aber ich wollte dich wissen lassen, dass dein Rat funktioniert hat. Absinthe ist nicht in mein Bewusstsein gelangt. Es ist jetzt alles in Ordnung. Na ja, es sei denn, du bist sauer auf mich, denn dann ist wahrscheinlich nicht alles in Ordnung.
Nichts.
Nada
. Kein einziges Wort. Er schickte noch nicht mal einen bösen Gedanken in meinen Kopf, so wie er ein Lächeln hineinschicken konnte.
Seufzend schaute ich mich um. Es gab nicht viele Verstecke, wenn man auf einer großen, offenen Wiese mit einer Ansammlung von Zelten und einer Traube Wohnwagen lebte. Ohne zu wissen, wohin ich wollte, schlängelte ich mich zwischen den Wagen hindurch, bis ich zu einem gelangte, der mit nordischen Symbolen in Gold und Schwarz verziert war. Ich klopfte an, dann drehte ich den Knauf und schlüpfte durch die Tür, dabei lugte ich über meine Schulter, um sicherzustellen, dass niemand beobachtete, wie ich mich in Imogens Behausung stahl. »Imogen? Bist du auf? Ich muss unbedingt mit dir reden.«
Die Jalousien waren hochgezogen, und das einfallende Sonnenlicht beleuchtete die Überreste eines Bagels auf dem schmalen Tisch, woraus ich schloss, dass Imogen schon auf sein musste.
»Ziehst du dich gerade an?« Ich stolperte zu ihrer geschlossenen Schlafzimmertür. »Hör mal, ich habe eine Frage an dich – oh, mein Gott!«
Es war nicht Imogen in dem Schlafraum; es war Ben. Mit nackter Brust. Er saß in Imogens Bett, in seinem Gesicht ein verschlafener, überraschter Ausdruck. Bis ich mich bewegte und sich hinter mir ein Sonnenstrahl ins Zimmer stahl und über seinen ungeschützten Arm leckte. Jaulend zerrte er die Decke hoch, dann blinzelte er mich anklagend an.
»Es tut mir so leid!« Ich versuchte, mich so zu positionieren, dass ich das Sonnenlicht abblockte, doch jetzt schlichen sich die Strahlen an meiner anderen Seite vorbei. »Herrje, bitte entschuldige. Ich kann nicht … diese dumme Sonne …«
»Komm rein und mach die Tür zu«, blaffte er mich an. Ich sprang ins Zimmer und knallte die Tür hinter mir ins Schloss.
Erst da wurde mir voll bewusst, dass ich mich in einem winzig kleinen Schlafzimmer befand, zusammen mit einem nackten Vampir, der mich sehr, sehr wütend anfunkelte.
Er knipste die Nachttischlampe an und schob die Decke nach unten, um seinen Arm zu inspizieren. In Anbetracht der Brandblasen, die seine Haut warfen, vergaß ich meine ganze Verlegenheit wegen seiner Nacktheit. »Ist das meine Schuld? Oh Ben, das tut mir schrecklich leid. Was kann ich … Eis, man behandelt eine Verbrennung mit Eis.«
»Mach bloß nicht wieder die Tür auf!«, donnerte er, als ich mich gerade auf die Suche nach Eis begeben wollte. »Ich brauche nichts; das kommt wieder in Ordnung.«
»Sei nicht albern, das sieht aus wie eine Verbrennung dritten Grades … Wow.« Ben fuhr sich mit der Hand über den Arm, und mit jeder streichenden Bewegung klangen die Brandverletzungen ab, bis nur noch schwache rote Male auf seiner appetitlich gebräunten Haut zu sehen waren. »Das ist unglaublich! Du bist ein Heiler!«
»Das wäre zu viel der Ehre.« Er ließ sich schwer gegen die Wand sinken. »Ich verfüge in beschränktem Maß über Selbstheilungskräfte. Aber je schwächer ich bin, desto langsamer genese ich.«
»Schwach?« Ich streckte die Hand aus, um seinen Arm zu berühren. Dann bemerkte ich, dass ich noch die Handschuhe trug, und zog sie aus. Kaum dass meine Finger auf seine Haut trafen, wurde ich von einem quälenden, brennenden Hungergefühl überwältigt. Ich spürte das übermächtige Bedürfnis, mir zu nehmen, was ich brauchte, um dieses Tier, das in mir knurrte, zu besänftigen. Ich zog meine Finger zurück und starrte Ben an. »Du bist hungrig. Meintest du das mit schwach?«
Mit verärgerter Miene fuhr er sich durch die Haare. »Ja. Bist du aus einem speziellen Grund
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