Beißen fuer Anfaenger (komplett)
halten, was in der Welt los ist, Göttin«, belehrte Eirik mich. »Sollen wir dir unseren Line Dance vorführen?«
»Nein!« Der Gedanke ließ mich erschaudern. »Benehmt euch einfach, okay? Ich arbeite daran, euch so schnell wie möglich nach Walhall zu befördern. Ich muss nur herausfinden, wie ich die Walküren rufen kann. Was mir hoffentlich noch vor morgen Abend gelingen wird.«
Die Wikinger machten enttäuschte Gesichter, ein paar zogen sogar einen Flunsch, aber sie fügten sich.
»Was ist denn morgen Abend?«, wollte Eirik wissen, als seine Mannen anfingen, die Schweinerei, die sie angerichtet hatten, zu beseitigen. Peter machte einen weiten Bogen um Eirik, als er zu Soren ging, um nach ihm zu sehen.
»Da habe ich –« Alle, und ich meine buchstäblich alle – von Absinthe, die gerade von ihrem Wohnwagen kletterte, bis zu Ramon, der Mikaela dabei half, klebrige Pfirsichklümpchen von ihrer Montur zu pflücken –, unterbrachen ihre jeweilige Tätigkeit und schauten mich an. Ich kam mir vor wie in einer Fernsehwerbung. »Äh … da habe ich einen Termin.«
»Einen Termin?« Eirik legte die Stirn in Falten und kratzte sich mit dem Schwertknauf am Kinn. »Was denn für einen Termin?«
»So eine Art Date.«
»Du hast ein Date?«, fragte Eirik so laut, dass man ihn bestimmt bis nach Dänemark hörte. »Du gehst zu einem Rendezvous? Mit dem Dunklen?«
»Du hast ein Date mit Benedikt?«, fragte Soren und kam mit einem seltsamen Gesichtsausdruck zu mir gehinkt. Peter sah unterdessen nach seiner Schwester und den anderen. »Ein echtes Date? Du hängst nicht einfach nur mit ihm rum?«
Ich seufzte. »Ja, ich habe ein echtes Date.«
»Die Art, wo man –« Er wedelte unbestimmt mit den Händen. »Gewisse Dinge tut?«
»Woher soll ich das wissen? Ich hatte noch nie ein Date!« Wenn sie mich doch nur in Ruhe lassen würden. Himmel, es war doch nur ein Date!
»Du hattest noch nie ein Rendezvous?«, hakte Eirik nach und zog sich einen Stuhl heran. »Dann brauchst du dringend ein paar Ratschläge.« Er wandte sich in einer Sprache an seine Kumpane, von der ich annahm, dass es sich um Altwikingerisch handelte. Sie ließen alles stehen und liegen und formten einen Kreis um uns. »Die Göttin geht zu einem Rendezvous. Ihr
erstes
Rendezvous.«
»Aahh«, machten die Wikinger unisono und stierten mich an wie ein Wildschwein, das sie braten wollten.
»Das erste Rendezvous ist sehr wichtig«, bemerkte der Krieger namens Isleif. Er war genauso groß wie der Rest und rund wie ein Fass. Im Gegensatz zu den anderen trug er einen langen Bart, dessen Enden zu einem Zopf geflochten waren. Schwerfällig ließ er sich auf einen Stuhl sinken und legte die Hände auf die Knie. »Ich werde dir denselben Rat mit auf den Weg geben, den ich schon meiner Tochter Anna erteilt habe.«
»
Das
will ich hören«, spottete Soren. Er verschränkte die Arme vor der Brust und warf mir einen aufmüpfigen Blick zu. Fast hätte ich nun auch ihn ermahnt, den Unsinn sein zu lassen, aber ich verkniff es mir. Ich selbst war noch nie verknallt gewesen – außer in Ben, nur konnte man bei ihm nicht wirklich von verknallt sprechen –, aber ich konnte mir gut vorstellen, dass es nicht schön war, wenn das Gefühl nicht auf Gegenseitigkeit beruhte.
»Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber ich glaube nicht, dass ich einen Rat von –«
»›Anna‹, sagte ich zu ihr – du musst wissen, das war vor fast neunhundert Jahren, aber ihr Mädchen ändert euch nie – ›Anna‹, sagte ich, ›du bist jetzt zwölf und damit alt genug, um zu heiraten. Deine Haut hat die Farbe köstlichster Milch, deine Zähne sind stark genug, um einen Lederriemen zu zerreißen, und deine Brüste sind wie zwei kleine Äpfel, die nur darauf warten, gepflückt zu werden.‹ Dann riet ich ihr –«
»Zwölf?«, stieß Soren fassungslos hervor.
»Bitte keine Pflückgeschichten«, rief ich und fuchtelte mit den Händen, um Isleif Einhalt zu gebieten. »Dating-Tipps von einem Wikinger-Geist kann ich gerade noch hinnehmen, aber lass alles stecken, was mit Apfelernte zu tun hat! Ich will nichts über die Brüste deiner Tochter hören!«
Isleif wirkte gekränkt. »Aber sie waren sehr hübsch. Knackig und fest und –« Ich wandte mich hastig zum Gehen, aber Isleif brüllte mir nach, stehen zu bleiben. »Ich war noch nicht fertig! Wie ich schon sagte, teilte ich Anna mit, dass ihre Zeit gekommen sei, sich zu vermählen. Ich hatte immer gewollt, dass sie einmal Ljots Sohn heiraten
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