Beißen fuer Anfaenger (komplett)
los sei. Ich rannte an Tallulah vorbei, die ihren Mops Gassi führte. Danach weiter die Böschung hinab, die in den Parkplatz mündete, zu den Ausläufern des spärlichen Waldes, der wie ein Rückrat durch die Mitte der kleinen Insel verlief.
Ben? Wo steckst du? Ich sehe dich nicht
.
Hier
, flüsterte eine schwache Stimme in meinem Kopf.
Links
.
Ich drehte mich um und rannte in den Wald hinein, kämpfte gegen die Zweige an, die mir ins Gesicht peitschten. Da ich nicht damit rechnete, ihn am Rand zu finden, wo die Sonne ihn erreichen konnte, arbeitete ich mich in den dunkelsten Teil des schmalen Waldstreifens vor. Er wäre mir nicht mal aufgefallen, hätte er sich nicht vor der hohen Tanne, an der er kauerte, geregt, aber zum Glück erhaschte ich die Bewegung aus dem Augenwinkel. »Was ist los? Warum versteckst du dich zwischen den Bäumen? Wo warst du – oh, allmächtige Göttin! Was ist mit dir passiert?«
Mich überlief ein eisiges Frösteln der Angst, als Ben zu Boden sackte. Seine Lederjacke bestand nur noch aus Fetzen, und sein T-Shirt war vollständig verschwunden, aber das war es nicht, was meinen Magen zu einem festen Knoten puren Entsetzens erstarren ließ. Auf seinem Gesicht, seinen Armen und seinem Oberkörper glänzte so viel Blut, als hätte er darin gebadet. Darunter konnte ich auf seiner Brust und seinen Armen ein grauenvolles Zickzackmuster klaffender Fleischwunden sehen. Ich hechtete zu ihm, schaffte es jedoch nicht mehr, ihn abzufangen, bevor er auf der Erde aufschlug und sein Kopf nach hinten rollte. Ich fasste an seinen Hals, tastete nach einem Puls, aber da war keiner. Seine Brust hob und senkte sich nicht unter seinen Atemzügen. Sein Herz schlug nicht mehr. Sein Geist, den ich in seiner Nähe immer unterschwellig spürte, war ganz und gar verschwunden.
Meine Seele kreischte vor Trauer, als ich mich auf den Boden hockte und seinen leblosen Körper umfing. Wie um alles in der Welt sollte ich ohne Ben weiterleben?
7
»Das werde ich dir niemals verzeihen«, verkündete ich und schleuderte eins der Kissen zu Boden.
Ein Auge von der Farbe heller Eiche öffnete sich und sah in meine Richtung, um mich ein oder zwei Sekunden lang anzulinsen, dann ging es wieder zu.
»Du bist jetzt schon zweimal in meinen Armen gestorben. Zweimal! Es wird kein drittes Mal geben, kapiert?«
Der männerförmige Klumpen auf dem Bett grunzte.
»Dunkle können nicht sterben, es sei denn, man schlägt ihnen den Kopf ab«, sagte Imogen, die in diesem Moment mit einer weiteren Kanne Kuhblut (ultraeklig, aber dies war ein Notfall) ins Schlafzimmer ihres Wohnwagens geeilt kam. Sie hielt grübelnd inne. »Oder man verbrennt sie, das ist auch eine Möglichkeit. Sie könnten auch ihr ganzes Blut verlieren, dann wären sie komatös und damit auch so gut wie tot. Aber wegen ein paar Schnitten sterben sie nicht.«
Ich blitzte sie wütend an, dann schaute ich zu Ben, der von Bandagen umwickelt an einer Kissenpyramide lehnte. Er sah schrecklich aus, seine Haut so fahl und grau, als wäre er tatsächlich ein dreihundertzwölf Jahre alter Mann. Imogen konnte ihm nicht so viel Blut spenden, wie er benötigte, daher hatte sie Karl in die Stadt geschickt, um beim Schlachter welches zu besorgen.
Sie setzte sich auf die Bettkante und steckte die Decke um seine Hüften fest. Sie wollte ihm gerade den Krug reichen, als sie zu mir herübersah. »Möchtest du das übernehmen, Fran?«
»Tut mir leid, aber ich das kann nicht«, antwortete ich und warf ein weiteres Kissen durchs Zimmer. Dann hob ich Bens blutbefleckte Jeans auf und schüttelte sie vor seiner Nase. »Ich bin zu sehr damit beschäftigt, sauer auf ihn zu sein, um ihm Blut in die Kehle zu schütten.«
Ben öffnete abermals ein Auge und richtete es auf seine Schwester. »Sie hackt auf mir herum.«
»Und du hast es verdient. Ich weiß nicht, was du dir dabei gedacht hast, vor der armen Fran zusammenzubrechen. Du hast ihr einen Mordsschrecken eingejagt! Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als sie hierher zurückgerannt kam, um Hilfe zu holen. Sie war am Boden zerstört, wie gelähmt vor Gram und Entsetzen. Ich musste beinahe mitweinen, so verzweifelt sah sie aus.«
Ben schaute zu mir. »So besorgt warst du um mich?«
»Ja, das war ich.« Ich schnappte mir seine blutige, zerfetzte Jacke und erwiderte seinen Blick aus zusammengekniffenen Augen. »Das war eine ganz, ganz furchtbare Sache, die du mir da zugemutet hast! Und ich sage dir hier und jetzt, dass ich so etwas nie
Weitere Kostenlose Bücher